Oberkirchen. . Waldbauern fordern die Einzäunung des Wisente-Geländes in Bad Berleburg. Es gibt heftige Diskussionen über das Projekt am Rothaarsteig.
Die Wisente haben seit ihrer Freisetzung zu weit verbreitetem Unmut in der Bevölkerung geführt. Diesen brachten die Waldbesitzer und Jäger bei einem Informationsabend des Oberkirchener Verkehrsvereins zum Ausdruck. Im Gasthaus Schütte referierten die wissenschaftliche Leiterin des Projektes Coralie Herbst und Ortsheimatpfleger Michael Keuthen aus Oberkirchen über Nachteile und Nutzen.
Trägerverein nicht vor Ort
Unverständnis war das unter den anwesenden Gästen vorherrschende Gefühl. Neben der Frage nach dem Sinn des Projekts „Wisente im Bad Berleburger Forst“, fühlten sich die Betroffenen vom Trägerverein allein gelassen. Sie bemängelten, dass ein solcher Informationsabend zuvor weder vom Trägerverein veranstaltet worden war, noch dass an diesem Abend Verantwortliche zugegen waren.
„Leider hat erst unsere Petition zur Einstellung des Projekts zu Gesprächen geführt. Unsere Beschwerden wurden bislang damit abgetan, dass die Schäden doch bezahlt würden“, sagte Georg Droste, betroffener Waldbauer. „Doch im Vertrag hieß es, wenn die Führung der Tiere nicht gelinge, würde das Projekt eingestampft. Sie gelingt nicht und wir möchten an diesem Projekt nicht länger teilnehmen.“
Biologen haben sich verschätzt
Viele Dinge seien verkehrt gelaufen und auch anders als es die Biologen vorher angenommen hatten – da stimmte auch Coralie Herbst, Biologin der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover, zu. Zum einen hatte man angenommen und angekündigt, die Tiere seien sehr scheu. Herbst vermutet, dass sich die Tiere einfach schnell an den Tourismus gewöhnt und ihre Scheu dadurch abgelegt hätten. „So ein Wisentbulle wägt auch mit der Zeit schnell ab, ob ihm wirklich Gefahr droht und er seine 700 Kilogramm Körpergewicht dafür bewegen und Energie verschwenden will oder eben nicht“, erklärt Herbst.
Entscheidender als die nicht vorhandene Menschenscheu waren für die Waldbauern jedoch die Schälschäden, mit denen die Wissenschaftler in dem Ausmaß auch nicht gerechnet hatten. „Man hat sich verschätzt“, gab Herbst zu.
Hoher Schaden
Und der finanzielle Schaden ist nicht zu unterschätzen. In Privatwäldern beschränkt sich der Schaden auf rund 16 000 Euro in den letzten zwei Jahren. Doch zusammen mit den Schäden im Staatswald sind es etwa 70 000 Euro. „Erstaunlich viel Geld“, befand auch Moderator Dirk Glaser.
Nach dem Ende der Freisetzungsphase sollen auch weiterhin jährlich 50 000 Euro aus Steuergeldern bereitgestellt werden, um für die Schäden der Waldbauern aufzukommen.
Abschließend waren sich alle zu Wort gekommenen Gäste einig, dass wenn die Wittgenstein-Berleburg’sche Rentkammer als Waldbesitzer einen Beitrag zur Erhaltung der Wisent-Wildnis leisten möchte, dafür die Verantwortung übernehmen und einen Zaun um die Tiere ziehen müsse.