Meschede. . 100 000 Menschen aus ganz Deutschland hat der ADFC für seine Studie zum Thema „Fahrradfreundliche Stadt“ befragt - Meschede taucht nicht auf. Dabei hat sich gerade hier in den vergangenen Jahren einiges getan.

Das bestätigten auch die Teilnehmer am Leserforum unserer Zeitung zum Thema Radfahren. Noch vor einigen Jahren war Hans-Werner Rötzmeier, UWG-Mitglied im Rat, noch kritisiert worden: „Radfahren - das ist kein Thema für Meschede - wir sind hier nicht das Münsterland!“ Mittlerweile gehört das Radfahren zu den Stadtstrategien, wie Klaus Wahle, Leiter des Fachbereichs Planung und Bauordnung, betont: „Wir brauchen da ein Umdenken in den Köpfen. Man muss nicht für 500 Meter ins Auto steigen.“

Die Berge

Natürlich ist das Hochsauerland nicht das Münsterland. Und die Berge bleiben. Doch dank Pedelecs und E-Bikes steigen immer mehr Menschen aufs Rad. Das ist nicht ungefährlich, weiß Rolf Schemme, Verkehrssicherheitsberater der Polizei im HSK. Ungeübte kämen manchmal nicht mit der Geschwindigkeit klar. Doch wer regelmäßig fährt, gewinnt Sicherheit. Das gelte übrigens auch für die Muskelkraft, ergänzt Dr. Rudolf Herrmann, „bei regelmäßigem Training schafft man auch die Berge.“

Unfallrate

Die offizielle Unfallrate ist laut Rolf Schemme, Verkehrssicherheitsberater der Polizei, sehr gering. Gemeldet worden waren 2014 acht Unfälle im Kernstadtbereich. Doch es steige allgemein die Zahl der Aggressionsdelikte. Ein schwieriger Punkt: die Fußgängerzone. Dort ist Radfahren erlaubt, was viele nicht wissen. Winfried Schwens, Pedelec-Radler und langjähriges CDU-Ratsmitglied: „Gegenseitige Rücksichtnahme ist da angezeigt.“

Radwege

Geplant ist ein weiteres Verbindungsstück zwischen Ruhrplatz und McDonalds, sagt Klaus Wahle. Und das sei angesichts der Landesförderung von 90 Prozent auch finanziell in absehbarer Zeit umsetzbar. Das hilft dann wahrscheinlich auch den Auswärtigen, die sich bisher oft Richtung Schwimmbad verirren. Die Radwegebenutzungspflicht wird die Stadt schon bald aufheben, weil es dazu ein Gerichtsurteil gibt. Nicht erlaubt ist das Radfahren auf dem Hennedamm, dort ist der Ruhrverband für die Verkehrssicherungspflicht zuständig und auf dem Henneboulevard unterhalb des Dammes. Wahle: „Dort ist es meist zu voll.“ Allerdings ist der Hennepark offiziell für Radfahrer freigegeben und eine sichere Alternative zur Steinstraße.

Radfahrstreifen

Rote Radfahrstreifen werden in Kürze auf folgenden Straßen beidseitig aufgebracht: Lagerstraße, Beringhauser Straße, Im Schlahbruch, Im Schwarzen Bruch, Jahnstraße bis Walkenmühlenweg, Schederweg, Warsteiner Straße und Mühlenweg. Sebastian Matz von der Stadt erläutert, dass sie das Radfahren auf Straßen sicherer machen sollen, auf denen Autos nicht schneller als 50 und nicht langsamer als 30 km/h fahren dürfen. Und auch wenn die anwesenden Radfahrer skeptisch waren, Rolf Schemme konnte bei den Markierungen auf gute Ergebnisse in den Ortsteilen verweisen.

Einbahnstraße

Seit etwa einem Jahr sind alle Einbahnstraßen in der Innenstadt auch gegen die Fahrtrichtung für die Radfahrer freigegeben. „Die Emhildisstraße vor der Pizzeria fahre ich aber nicht“, schränkte Winfried Schwens ein. „Das ist mir zu eng und zu gefährlich.“ Ähnlich sehen das die meisten für den Winziger Platz. Polizist Rolf Schemme ist ein grundsätzlicher Gegner der Einbahnstraßen-Regelung.

Kinder aufs Rad

Die Radfahrprüfung vorziehen - das regt Cathrin Schulz-Jürgens an. Ihre Tochter besucht noch den Kindergarten und fährt schon mit der Mama gemeinsam Rad. Doch eine frühere Prüfung, die lehnt Rolf Schemme ab. Im Gegenteil: Er müsse schon heute vielen Viertklässlern Förderunterricht auf dem Rad verordnen, bevor sie überhaupt an der Radfahrprüfung teilnehmen dürften.

Der Bahnhof

Da kommt schon ab August 2015 der ganz große Wurf - ein Umbau von Stadt und Bahn: Eine Unterführung verbindet künftig Lagerstraße und Le-Puy-Straße hinter Aldi. An der Lagerstraße entstehen Park-and-Ride-Parklätze und abschließbare Radfahrboxen. „Wir hoffen, dass wir über solche Angebote zum Beispiel auch die Studierenden dazu bewegen können, aufs Rad umzusteigen“, sagt Klaus Wahle.

Kurioses

Bei einer Autoprüfung ist jetzt ein Fahrschüler durchgefallen. Er hatte aus dem Hanseshof in Meschede - einer Einbahnstraße - nach links in den Mühlenweg abbiegen wollen und hatte laut Prüfer dabei links nicht genug Platz für einen möglicherweise entgegenkommenden Radfahrer gelassen...