Südwestfalen. . Die südwestfälischen Unternehmen Krombacher, Veltins und Warsteiner bedauern die Entscheidung für Katar - und sehen Konflikte auf Weihnachtsmärkten.
Sommermärchen adé - die Winter-Fußball-Weltmeisterschaft 2022 im Wüstenstaat Katar ist für die deutschen Brauereien so attraktiv wie schales Bier für die Verbraucher.
Niemand rechnet damit, dass ein Winter-Zauber daraus wird, am allerwenigsten die drei südwestfälischen Branchengrößen Krombacher, Veltins und Warsteiner, die während der vergangenen Fußball-Weltmeisterschaften im Sommer regelmäßig einige hundert Hektoliter zusätzlich gebraut hatten. Die WM 2022 soll wegen der Sommerhitze in Katar im November und Dezember stattfinden - das Finale unmittelbar vor Weihnachten.
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Aber der Bierabsatz ist nicht das einzige Problem. „Es wird zu kontroversen Diskussionen kommen“, ahnt Veltins-Sprecher Ulrich Biene voraus. „Zwischen Menschen, die die Vorweihnachtszeit auf den Weihnachtsmärkten besinnlich genießen möchten und denjenigen, die beim Public Viewing zwischen Holzbuden zur Musik von Helene Fischer Jubel, Trubel und Heiterkeit suchen.“ Die Weihnachtsmarktbetreiber jedenfalls hätten sich schon sehr erwartungsfroh über die Aussichten geäußert, Glühwein und Bier in Massen verkaufen zu können.
Keine Impulse
Biene spricht von einer „bedauerlichen Entscheidung, die an der Erlebnisrealität der deutschen Fußballfans komplett vorbei geht.“ Für den Bierabsatz bringe das keine Impulse - Weihnachtsfeiern und Fußball schauen vertragen sich seiner Ansicht nach nicht. Jedenfalls nicht so, dass die deutschen Brauer wieder 750 000 Hektoliter mehr erzielen könnten wie im vergangenen Sommer, als es während der WM Events und private Feiern im Freundeskreis en masse gegeben habe - über das normale Tagesgeschäft hinaus.
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Veltins hatte unter den deutschen Brauereien beim Absatz am meisten von der Fußball-WM in Brasilien profitiert. „Ohne die WM wäre der deutsche Biermarkt 2014 ins Minus gerutscht“, sagt Biene. „Der Advent hat kein Fußball-Flair - ein Wintermärchen werden die deutschen Brauer nicht erleben.“
Auch DFB-Sponsor wettert gegen Terminierung
Zuvor hatte bereits DFB-Sponsor Bitburger gegen die neue Terminierung gewettert. Brauerei-Chef Werner Wolf warnte vor einem Absatz-Rückgang und einer nachlassenden Fußball-Begeisterung. Wie die besondere Feierkultur in Deutschland anlässlich von Welt- und Europameisterschaften bei Schneefall und Minusgraden zum Tragen kommen solle, „ist mit gesundem Menschenverstand nicht vorstellbar“, erklärte Wolf und sprach von einem absehbaren wirtschaftlichen Schaden. Der Deutsche Brauerbund fürchtet dagegen keine Absatz-Probleme.
Sehr wohl aber Krombacher-Sprecher Franz-Josef Weihrauch, der von einer „verqueren Entscheidung“ der Fifa spricht. Fußball und die Vorweihnachtszeit kämen sich ins Gehege und alle Events, die nicht im Sommer stattfinden könnten, blieben liegen. Weihrauch weist aber auch darauf hin, dass die Zeit vom ersten Advent bis Silvester für die Brauereien ohnehin die absatzstärkste Zeit des Jahres sei. „Eine Fußball-WM käme da noch obendrauf, macht aber mengenmäßig bei weitem nicht so viel aus wie eine Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer.“
Warsteiner lässt sich überraschen
Offen geht Warsteiner die Winter-WM an. „Wir lassen uns überraschen“, sagt Christiane Willeke von der Unternehmenskommunikation. „Absatz-Impulse wird eine Fußball-Weltmeisterschaft auch im Winter setzen.“ Man müsse sich da im Indoor-Bereich eben etwas einfallen lassen. „Vielleicht kann man etwas von Olympia lernen.“