Bestwig. . Die Marke Tital bleibt auch nach der Übernahme durch Alcoa erhalten, der Firmensitz (und damit die Gewerbesteuer) bleibt in Bestwig bestehen, die 650 Arbeitsplätze sind sicher – und es sollen mehr werden.
Die Botschaft der Tital-Geschäftsführung lautet: Beständigkeit – trotz des Eigentümer-Wechsels hin zum US-Konzern Alcoa. Die wichtigen neuen Nachrichten für die Region lauten: Die Marke Tital bleibt erhalten, der Firmensitz (und damit die Gewerbesteuer) bleibt in Bestwig bestehen, die 650 Arbeitsplätze sind sicher – und es sollen sogar noch mehr werden. Das teilten Geschäftsführer Philipp Schack und Prokurist Philipp Jerusalemam Mittwoch mit. Sie erläuterten dabei die Hintergründe für die Übernahme des Bestwiger Leichtmetallspezialisten durch Alcoa.
Seit Mittwoch geht Schack auch in kurzfristig einberufene Abteilungsversammlungen. Er räumt ein, dass die Belegschaft „schon geschockt“ war, als sie bei der Betriebsversammlung am Montag von der Übernahme erfahren habe. Er sieht es jetzt als seine wichtigste Aufgabe an, zu vermitteln, „das unsere Mitarbeiter ein neues Zuhause finden – ohne dabei den starken Tital-Korpsgeist zu verlieren“. Denn es gilt: Das Wachstum von Tital geht weiter – „wir müssen das Wachstum auch in Bauteile umsetzen.“ Philipp Jerusalem sagt: „Wir wollen besser und profitabler werden.“
Tarifvertrag soll verlängert werden
Es wird deshalb keinen Arbeitsplatzabbau geben. Im Gegenteil. Im ersten Quartal 2015 werden 19 neue Mitarbeiter eingestellt. Auch die Sorge, dass durch die Übernahme zum Beispiel in der Verwaltung Stellen überflüssig würden, sei unbegründet, so Schack. Die Botschaft in Richtung Gewerkschaft: Die Geschäftsführung möchte den 2006 abgeschlossenen, 2011 verlängerten Standortsicherungstarifvertrag gerne verlängern – der umfasst auch eine Beschäftigungsgarantie. Für das siebenköpfige Tital-Leitungsgremium kündigte er an: „Wir bleiben alle an Bord. Wir glauben an den Standort.“
Zwei Strategien der künftigen Entwicklung von Tital seien im Vorfeld in der Geschäftsführung diskutiert worden: Weiter alleine am Markt weiterzumachen oder sich nach einem Partner umzuschauen. Eigentlich habe die erste Variante überwogen – bis die zweite stärker wurde, als die technologische Überlegung hinzukam. Denn im Juni durfte Geschäftsführung das Alcoa-Forschungszentrum besuchen: „Das ist, wie Fort Knox zu betreten.“ Allein 180 Ingenieure seien bei Alcoa damit beschäftigt, Legierungen zu entwickeln. 95 Prozent der weltweit neu entwickelten Leichtmetall-Legierungen bei Aluminium und Titan kommen von Alcoa. Und genau auf diese leichten Legierungen warte der Markt der Luft- und Raumfahrtindustrie. „Wir dagegen können Legierungs-Entwicklungen nicht. Mit unseren zwei Legierungen stoßen wir an Grenzen“, stellt Schack klar. Dafür sei Tital weltweit führend in der Prozesstechnik zur Erstarrung von flüssigem Aluminium. Das heißt in der Konsequenz: „Unsere Prozesstechnik und deren Legierungen sind eine ziemlich unschlagbare Kombination.“ Verhandelt worden sei nur mit Alcoa, betont Philipp Schack: „Wenn, dann muss es für uns der Beste im Markt sein.“
Sich gegenseitig ergänzen
Die neue Verbindung werde sich ergänzen: Alcoa ist stark auf dem US-Markt (mit Zugang zum Flugzeughersteller Boeing), aber schwach in Europa. Tital, so Schack, habe Amerika als Markt quasi aufgegeben – unter anderem wegen des niedrigen Dollar-Kurses ist man nicht konkurrenzfähig. Dafür ist Tital in Europa stark, mit Zugang zum Hersteller Airbus. Alleine angesichts alleine eines Einkaufsvolumens von jährlich 15 Milliarden Euro bei Alcoa erwartet Schack „deutlich bessere Konditionen“, die Tital künftig erzielen könne. Er lobt auch die Unternehmenskultur bei Alcoa, die zu der von Tital passe: „Da ist viel Respekt vor den Mitarbeitern.“ Alcoa sei zum Beispiel führend bei der Arbeitssicherheit.
Zugeordnet wird Tital dem Alcoa-Unternehmenszweig „Power and Propulsion“ (Propulsion steht für Propeller) in Europa: Tital sei darunter das größte Werk. „Das Signal von Alcoa ist klar: Wir wollen mit eurem Werk wachsen, ihr habt da eine Führungsrolle“, sagt Philipp Jerusalem.
Konfrontiert wird die Geschäftsführung mit der Sorge von Mitarbeitern vor dem abschreckenden Beispiel der Übernahme von Honsel durch Martinrea in Meschede. Philipp Schack betont: „Das ist eine total andere Situation. Wir sind kein Restrukturierungsfall, sondern ein Wachstumsfall.“