Meschede. Mit ihrem dritten verkaufsoffenen Sonntag innerhalb von zehn Wochen, nach Bürgerfest und Martinssonntag, hat die Werbegemeinschaft erneut Käufer in die Stadt und ins Gewerbegebiet Enste gezogen. Nicht alle machten daher beim verkaufsoffenen Sonntag mit.
„Man darf sich auf einen schönen Bummel durch das vorweihnachtliche Meschede freuen“, hatte Yasin Kosdik, der Vorsitzende der Werbegemeinschaft vor wenigen Wochen im Interview gesagt. Für die Kaufleute ist die Adventszeit mit ihren vier langen Adventssamstagen nur wenig besinnlich.
„Alle an einem Strang“
Gisela Kath gehört zu den Kaufleuten in der Gutenbergstraße, die ihren Laden am Sonntag geöffnet hatte. Plätzchen standen im weihnachtlich dekorierten Geschäft bereit. „Mir ist es wichtig, dass wir da alle an einem Strang ziehen“, sagt die Geschäftsführerin vom Haus der Handarbeit. Auch ihre Nachbarn hatten geöffnet, trotz der Belastung durch die Sechs-Tage-Woche. „Handarbeiten, das ist ein Saisongeschäft, die Kunden erwarten, dass wir dabei sind.“ Zusätzliche Angebote allerdings, neben Beratung, Verkauf und Plätzchen für die Käufer - wie beim Apfelmarkt im Oktober - gab es nicht. „Das schaffen wir nicht noch zusätzlich“, sagt Gisela Kath.
Im Rebell haben sich die Kaufleute zusammengeschlossen und bieten Vereinen und Gruppen über die gesamte Adventszeit eine eigene „Weihnachtshütte“: Ruderclub, THW und Abiturientia sind da unter anderem vertreten, verkaufen Glühwein, Waffeln und Leckereien und bessern so ihre Vereinskasse auf. Denn wie in der Gutenbergstraße hat auch der Rebell das Problem, dass er als Seitenstraße weniger wahrgenommen wird. Geöffnet hatten die Geschäfte aber fast alle. „Wir arbeiten jetzt praktisch 13 Tage am Stück“, sagt Katrin Föster vom Buchladen „WortReich“. Doch beim verkaufsoffenen Sonntag dabeizusein hält sie für ein wichtiges Signal nach außen, dass Meschede eine attraktive Innenstadt und eine aktive Kaufmannschaft hat.
Geschlossen hatte Jo Menke an der Warsteiner Straße - eine weitere Randlage. Er verkauft Wein und Spirituosen, Zeitschriften und Tabak. Zwar nicht an den verkaufsoffenen Sonntagen, „aber sonst an sechs Tagen pro Woche.“ Mit seiner Verkaufsstelle im Hit bedeutet das eine tägliche Einkaufsmöglichkeit von 8 bis 20 Uhr - zwölf Stunden am Tag. „Das muss reichen, um einzukaufen“, sagt er. Und: „Ein verkaufsoffener Sonntag lohnt sich für mich nicht.“ Das seien Erfahrungswerte. „Ich habe das viele Jahre gemacht. Seit aber Salingré, Kipp und Engel geschlossen haben, kommt keiner durch die Unterführung.“
Geschlossen hatte auch die Bücherstube Eva Linhoff. „Wahrscheinlich würde es sich sogar lohnen“, sagt die Inhaberin, die das gleichnamige Geschäft seit 33 Jahren führt. „Wir haben viel Laufkundschaft, die bei Aldi parkt.“ Aber ihr ist es wichtig, dass der Advent als Zeit der Besinnung seine Bestimmung behält für sie und ihre Mitarbeiter.
„Ich mache mit bei den verkaufsoffenen Sonntagen im Mai und beim Bürgerfest. Und ich würde zu den Terminen auch noch länger öffnen, wenn die Wochenenden mit Attraktionen als echte Leuchtturm-Events weiter ausgeweitet würden.“
Aber im Advent war sie noch nie dabei. Einkaufen könnten die Kunden im Advent an sechs Tagen von 9 bis 18 Uhr. „Doch das ist eine ganz private Entscheidung“, sagt sie und befestigte am Sonntag wieder ihr Schild an der Tür: „Rettet den Sonntag - Ein Tag wie jeder andere? Kirchen und Gewerkschaften kämpfen dafür, dass einmal in der Woche Zeit für Ruhe und Familien bleibt.“