Meschede. . Industrie 4.0 - das ist die vierte industrielle Revolution. Das ist die intelligente Maschine, die - von Menschen gesteuert - in alle Bereiche des täglichen Lebens hineinreicht. Sie soll auch die Produktion der heimischen Industrie wettbewerbsfähig halten – und somit unser aller Wohlstand sichern.

Über das Thema informiert Professor Dr. Jürgen Bechtloff am kommenden Mittwoch in den Mescheder Hochschulgesprächen.

Frage: Was steckt hinter dem Begriff?

Professor Dr. Jürgen Bechtloff: Nach den vorhergehenden industriellen Revolutionen - die von der menschlichen Arbeitskraft über die Dampfmaschine zur Automatisierung und Fließbandfertigung führten - geht es nun darum, dass das Internet in alle Lebensbereiche hineinreicht. Für den Konsumenten kann man damit extrem personalisierte und individuelle Produkte erstellen und weltweit verschicken. Die Bundesregierung ist sehr interessiert daran, dass die deutsche Industrie auch dabei Vorreiter ist und bleibt. Denn nur über solche Hochtechnologie können wir unseren Wettbewerbsvorteil halten, bleiben wir Innovationstreiber und erhalten unseren Wohlstand.

Geben Sie mal ein Beispiel für die Industrie 4.0?

Bechtloff: Das reicht von intelligenten Diensten, mit denen man übers Handy zu Hause Licht, Strom und Waschmaschine steuert bis zu Maschinen, die sich melden, wenn ein Ersatzteil zu verschleißen droht, egal, ob sie in Meschede stehen oder in Abu Dhabi. Das Besondere an dieser industriellen Revolution ist die Vision, dass sich Netze verbinden und man alle Daten und Informationen weltweit austauschen kann.

Wo bleibt der Mensch?

Bechtloff: Der Mensch bleibt wichtig. Er ist als Entscheider, als Macher gefragt, nicht so sehr als jemand, der beispielsweise in der Automobilindustrie einzelne Handgriffe am Fließband immer wieder wiederholt. Die Idee der industriellen Revolution bleibt, dass man Menschen von beschwerlicher oder stupider Arbeit befreit. Dazu gehört auch, ihn zu fordern, aber nicht zu überfordern. Arbeitswissenschaftler machen sich schon viele Gedanken dazu.

Die Industrie 4.0 soll die Trennung zwischen Arbeit und Leben aufheben? Ist das wirklich gut?

Bechtloff: Ich würde die Frage verneinen. Aber es wird kommen, und die Arbeitnehmer müssen sich damit auseinandersetzen, sich selbst disziplinieren und beispielsweise nach Feierabend keine Mails mehr abfragen oder geschäftliche Gespräche führen.

Es scheint, dass diese Industrie 4.0 erstmal ein Thema der Großindustrie ist. Ist das auch schon für die kleinen und mittleren Unternehmen in der Region wichtig?

Bechtloff: Unternehmen, die ihre Kunden weltweit suchen, müssen mit den neuen Technologien mitgehen, um im Wettbewerb Schritt halten zu können. Auch hier in der Region sind die Unternehmen schon sensibilisiert. Als Hochschule können wir da bei der Qualifizierung von Mitarbeitern sowie bei der Weiterbildung behilflich sein und wir bieten natürlich Beratung und Forschung an.

Mit der Frage „Industrie 4.0 – Die vierte industrielle Revolution im Sauerland?“ beginnen am Mittwoch um 18 Uhr im Hörsaal 1.1.2 der FH Südwestfalen, Lindenstr. 53, die Mescheder Hochschulreferate in diesem Wintersemester. Der Eintritt ist frei.

Prof. Dr. Jürgen Bechtloff gibt eine Einführung und einen Überblick über den Stand der i40-Technologien. Und er fragt, was diese für mittelständische Industrieunternehmen der Region und ihre Produktion bedeuten können.