Menden. .
Vor 150 Jahren und ein paar Monaten zogen die evangelischen Christen in Menden in ihre neue Heilig-Geist-Kirche um. Die alte Kirche stand dort, wo heute Niehaves Kaffeemühle ist, gegenüber der Mendener Mühle. Zu Ehren dieses alten, recht kleinen Gotteshauses hielt Pfarrerin Dorothea Goudefroy gestern den Gottesdienst und anschließenden Kirchkaffee im Anbau der Kaffeemühle ab.
Brot ist Leben
Pfarrerin Goudefroy begrüßte die für den kleinen Raum recht große Gemeinde. Das Thema des Gottesdienstes, wie könnte es anders sein, war das Brot. Das Brot, das die Menschen physisch und spirituell nährt. „Unseren Gottesdienst bei einem Bäcker, in einem Brothaus abzuhalten, finde ich sehr symbolisch, denn Sie alle kennen das hebräische Wort für Brothaus, auch wenn Sie das gar nicht realisieren: Bethlehem“, so Pfarrerin Goudefroy weiter.
Die Lesung aus dem Lukasevangelium und die Predigt regten zum Nachdenken an. Die Menschen gehen zu sorglos mit Nahrungsmitteln um.
Gemeinsames Brotbrechen
Beim Bäcker wollen viele das Brot von gestern nicht mehr haben. Daher wandern mehrere Tonnen Brot jeden Tag direkt von den Bäckereien zur Müllkippe. „Sind wir zu satt? Brauchen wir kein Brot des Lebens?“, stellte Pfarrerin Goudefroy in den Raum.
Das rituelle Brotbrechen im Gottesdienst symbolisiert neben dem Stillen den Hungers nach Nahrung auch den Hunger nach Leben, nach Glauben, nach Gemeinschaft. „Das war den Christen von Anfang an bewusst: Gemeinschaft, Gebet und Brotbrechen gehören zum Glauben. Jesus ist die Grundnahrung unseres Lebens“, wandte sich die Pastorin an die Gemeinde und griff zu einem großen Graubrot, das hinter ihr auf dem Altar lag.
Ungewöhnliche Örtlichkeit
Anders als beim regulären Abendmahl gab es gestern allerdings keinen Wein oder Traubensaft. Die Gemeinde sollte einmal wirklich miteinander das Brot brechen. Dorothea Goudefroy machte den Anfang, brach ein großes Stück ab und reichte es weiter. Jedes Gemeindeglied tat es ihr gleich, bis jeder ein Stück Brot in Händen hielt. So verbanden sich das tatsächliche Brot und das spirituelle Brot zu einer Einheit. Geschmeckt hat es auch allen.
Im Anschluss an den feierlichen Gottesdienst blieben noch viele und genossen den Kaffee, den die Bäckerei Niehaves gestiftet hatte. Die ungewöhnliche Örtlichkeit des sonntäglichen Treffens hinterließ bei vielen ebenso einen tiefen Eindruck wie die Worte von Pfarrerin Dorothea Goudefroy.