Menden. Nach der Wahl ist vor der Wahl. In einem Jahr stellt sich der Amtsinhaber selbst den Wählern.Der Mendener Bürgermeister Volker Fleige (57, SPD)redet im Interview mitRedakteur Arne Pollüber Politik, Privates und Zukunftspläne.
Der neue Stadtrat formiert sich. Die Zusammensetzung hat sich geändert. Das stellt auch den Bürgermeister vor neue Herausforderungen. Nach der Wahl ist aber auch vor der Wahl. In einem Jahr stellt sich der Amtsinhaber selbst zur Wahl. Bürgermeister Volker Fleige (57, SPD) redet im Interview mit Redakteur Arne Poll über Politik, Privates und Zukunftspläne.
Frage: In den USA spricht man gerne von der „lahmen Ente“. Auch Ihnen droht ein Jahr vor der Bürgermeisterwahl Gegenwind im Stadtrat. Sind Sie jetzt auch eine lahme Ente?
Volker Fleige: Nein, die war ich auch in den vergangenen Jahren nicht – als die Konstellation im Rat unübersichtlicher war als jetzt. Ich glaube, dass die Mendenerinnen und Mendener wissen, dass ich weder parteilich noch parteiisch gewesen bin. Da achte ich streng drauf. Wir haben in den vergangenen Jahren alles mit großer Mehrheit auf den Weg gebracht. Übrigens gibt es in der Kommunalpolitik keine Opposition.
Rechnen Sie mit einer festen Koalition unter Führung der CDU?
Das könnte nur mit der FDP sein, die sich angedient hat. Wenn die CDU klug ist, wird sie es halten wie bisher. Das hat die CDU in den vergangenen Jahren nicht ungeschickt gemacht.
Wird die Zusammenarbeit einfacher oder schwieriger?
Dass es unbedingt einfacher wird, wage ich nicht zu prognostizieren. Aber ich denke, der Wähler hat ein Zeichen gesetzt. Es hat sich in den letzten fünf Jahren sehr viel getan. Das hat zu erheblichen Diskussionen geführt, weil wir die Strukturen dieser Stadt anpassen mussten. Diesem Prozess haben sich einige Parteien entzogen. Das hat der Wähler zur Kenntnis genommen.
Muss man denn nicht auch mal auf Konfrontation gehen, um sich ein Profil zu geben?
Zunächst habe ich die Hoffnung, dass wir ein weiteres Jahr konstruktiv miteinander arbeiten werden. Wir sollten Menden nicht mit wahlkämpfenden Politikern belasten, sondern mit Inhalten nach vorne bringen. Natürlich werde ich Themen setzen. Ich glaube schon, dass ich ein Profil habe und für bestimmte Themen stehe. Ich bin unter anderem 2009 in den Wahlkampf gezogen mit der Aussage, dass wir Schulen schließen müssen. Die Bürger respektieren solche Aussagen.
Das heißt konkret für den nächsten Wahlkampf?
Sie verstehen, dass ich mich an der Stelle mit Blick auf die Zukunft bedeckt halte. Wichtig ist mir in jedem Fall die Soziale Stadt Menden – eine Stadt des Wohlfühlens.
Mit welchem Gegner rechnen Sie? Die USF hat ja jetzt schon gegen Sie und „Fleige-Denkmäler“ Wahlkampf gemacht.
Das war ein horrender Blödsinn. Was bringt es, gegen mich Wahlkampf zu machen, wenn ich gar nicht zur Wahl stehe? Das war eine Veralberung der Bevölkerung. Was sind denn überhaupt Fleige-Denkmäler? Ich weiß nicht, ob da irgendjemand eine Reiterstatue plant. Ich rechne damit, dass es sicher eine Reihe von Kandidaten geben wird, aber wenn Sie mich fragen, wer das
ist: Ich habe keine Ahnung. Ich lasse das auf mich zukommen. Ich weiß nicht, ob das zu arrogant klingt, aber das ist mir auch egal. Ich trete an mit dem, was in dieser Stadt angestoßen wurde. Die Bürger mögen mich daran messen.
Gibt’s dann auch wieder eine niedrige Wahlbeteiligung?
Ich halte die niedrige Wahlbeteiligung für verheerend. Ich für meinen Teil werde versuchen, einen Wahlkampf zu machen, bei dem ich hoffe, dass wir die Leute überzeugen können. Ich werde mit einem Programm antreten. Sie werden aber hoffentlich dafür Verständnis haben, dass ich daran noch herumwerkele.
Also werkeln Sie doch schon?
Ja, natürlich. Die Bürger sollen und werden wissen, wofür ihr Kandidat steht.
Man hört, sie arbeiten schon an der Rede für die erste Ratssitzung am 17. Juni. Sind Sie dann eher Teufelchen oder Engelchen – wie jüngst in Ihrem Facebook-Profil?
Ich werde weder das eine noch das andere sein. Ich habe durchaus vor, noch einmal aufzuspießen, was ich für verbesserungswürdig halte. Rat und Verwaltung haben Defizite in der Zusammenarbeit. Ich mache konkrete Vorschläge und bleibe nicht wolkig.
Kleinstgruppen wie eben die USF werden Sie ja nicht mehr brauchen. Nehmen Sie auch die Kleinen mit?
Ich habe von Anfang an immer alle mitgenommen – auch die Gruppe, die Sie gerade angesprochen haben. Aber diese Gruppe hat die Einladungen abgelehnt oder nicht angenommen. Die Tür des Bürgermeisters ist immer offen, aber ich renne auch hinter niemandem her. Ich möchte noch einmal klarstellen, dass hier im Rathaus nicht gezielt gegen jemanden gearbeitet wird. Das allein wäre viel zu viel Aufwand. Dass mal ein Antrag verloren geht oder schleppend bearbeitet wird, passiert jedem.
Zeit für etwas Urlaub. Was macht denn Volker Fleige privat in den Sommerwochen – auch was jenseits der Politik?
Ich bin mit Begeisterung hier Bürgermeister. Es macht mir unglaublichen Spaß. Ich habe noch keinen Tag bereut, auch in Zeiten des Abwahlverfahrens nicht. Ich besuche sehr viel Oper und Theater, auch außerhalb Mendens. Ich plane gerade wieder die obligatorische Woche bei den Festspielen in Salzburg. Man muss sich ab und zu den Kopf frei machen. Wenn die Gedanken frei schweifen, bringe ich immer wieder Ideen mit.