Menden. .

Es ist eines der prägenden Gebäude der Stadt. Aber so manche Hürde musste genommen werden, bevor die Heilig-Geist-Kirche, die bis vor gut 50 Jahren noch schlicht „Evangelische Kirche Menden“ hieß, am 28. April 1864 festlich eingeweiht werden konnte. So hätte die Evangelische Kirchengemeinde damals fast auf einen Kirchturm verzichtet, weil das Geld dafür fehlte. Gebaut wurde er dann aber doch, nachdem bis ins Rheinland um Geldspenden gebeten worden war. Für die WP blickt Friedhelm Reimer (siehe Artikel unten) auf 150 Jahre Kirchen-Geschichte(n).

Die Anfänge der Gemeinde

Die Geschichte der Heilig-Geist-Kirche ist untrennbar mit der Industriegeschichte Mendens verbunden. Denn mit evangelischen Unternehmern wie Carl Schmöle, Kissing und Möllmann, die Anfang des 19. Jahrhundertes mit ihrer Metallverarbeitung an die Hönne kamen und hier Fabriken bauten, zogen auch evangelische Arbeiter aus den Nachbarstädten Hemer und Iserlohn in das traditionell katholische Menden. Pastor Gustav Quade war der erste Pfarrer der 1838 gegründeten Gemeinde. 20 Jahre später lebten bereits 900 evangelische Seelen in Menden – um 1800 waren es gerade einmal zwei evangelische Familien gewesen.

Zwei Baumeister

Es war der Kirchbaumeister Rieß aus Soest, der 1860 nach dem Grundriss von Maria zur Wiese in Soest die erste Zeichnung für die künftige neue evangelische Kirche anfertigte. Die 1834 erbaute erste Kirche an der Ecke Bahnhofstraße/Südwall bot längst nicht mehr genug Platz. Die Gemeinde hatte als Grundstück den Mohnhofschen Garten am Mühlengraben gekauft. Im August 1861 folgte dort der erste Spatenstich, die Grundsteinlegung dann am Reformationstag. Sein Werk brachte der Soester Baumeister jedoch nicht zu Ende. Gezwungenermaßen – denn die Bauaufsicht hatte seine Zeichnungen verworfen, weiß Friedhelm Reimer zu berichten. Das Fundament sei zu schwach, der Bau zu teuer. Baumeister Christian Heyden aus Barmen übernahm und überarbeitete die Zeichnungen. Die Kirche sollte nun Platz bieten für 826 Gemeindeglieder.

Die ersten Glocken

Zur Einweihung am 28. April 1864 läuteten die Glocken, allerdings noch nicht die eigenen. Sozusagen als ökumenisches Geschenk erklangen stattdessen die der Vincenzkirche, weiß Friedhelm Reimer aus alten Berichten. Die ersten eigenen Bronzeglocken zogen 14 Jahre später in den 45 Meter hohen Turm der evangelischen Kirche ein, den die Gemeinde Dank Geldspenden doch hatte bauen können. Und im Innern erklang vom ersten Tag an eine Knauff-Orgel. Sie wurde bis heute mehrmals ersetzt, zuletzt 1993 durch eine Reusch-Orgel.

Von Turmuhr bis Altarbild

1878 schenkte Rudolf Schmöle der Gemeinde die erste Turmuhr, sie wurde 1958 ausgetauscht – ebenfalls ein Geschenk. 1929 finanzierte Richard Rinker den Bau einer Empore, Dank der Schmöle-Familie erhellte ein großer Kronleuchter das Kirchenschiff, und auch das frühere Altarbild, das heute an der Seitenwand der Orgelempore hängt, stiftete Gustav Schmöle. Die früheren bunten Chorfenster der Kirche verdankte die Gemeinde Karl Becker vom Eisenwerk Rödinghausen.

Die Kirche im Wandel der Zeit

Die Heilig-Geist-Kirche, die inzwischen unter Denkmalschutz steht, ist aus Ruhrsandstein im neugotischen Stil erbaut worden. Fast 100 Jahre blieb der Innenraum der Kirche nahezu unverändert. Erst 1956 erfolgte die erste große Renovierung, bei der die neugotische Ausstattung entfernt wurde und ein neuer Altar, neuer Taufstein und Ambo sowie auch neue Farben einzogen. Damals erhielt die Evangelische Kirche Menden auch ihren heutigen Namen – Heilig-Geist-Kirche. Die bis dahin bunten Chorfenster waren ausgetauscht worden: Im mittleren Fenster war nun eine Taube als Symbol für den heiligen Geist abgebildet. Bei dieser ersten Renovierung hatte man aber offensichtlich die Akustik in der Kirche nicht richtig eingeschätzt. Was zur Folge hatte, dass die Predigten von der neuen Kanzel aus kaum zu verstehen waren. Nur zwei Jahre später folgte deshalb die nächste Kanzel– diesmal der Akustik wegen mit Schalldeckel.

1987 veränderte sich der Innenraum erneut: Die Brüstung wurde wieder in den ursprünglichen Zustand versetzt, die Kanzel verschwand aus der Kirche. Die dritte, einschneidende und viel diskutierte Renovierung wurde 2004/05 umgesetzt. Der Chorraum wurde vergrößert, statt Bänken stehen nun Stühle in den ersten Reihen. Am augenfälligsten aber sind der neue Altar, Taufstein und Lesepult, die der Mendener Architekt Anselm Vedder entworfen hat. Sie sind in Anlehnung an die Familie Schmöle aus Walzenstahl gefertigt.