Menden. . Der Gleisabbau auf der früheren Bahnstrecke zwischen Hemer und Menden läuft – doch ein Aufschrei aus Menden ist bislang ausgeblieben. Protest oder kritische Kommentare werden von der Verwaltung oder vom Mendener Rat auch nicht mehr kommen.

Laut Ratsbeschluss vom 12. September 2012 bleibt es zwar bei dem Ziel, die Strecke nach Hemer langfristig zu reaktivieren. Doch ein anderer wichtiger Wunsch wird Menden erfüllt: Die Bahnverbindung nach Dortmund wird demnächst erheblich schneller sein. Zum Dezember 2016 wird die Fahrzeit von 57 auf 35 Minuten sinken. Angesichts dieses Erfolges geben auch bisherige Gegner des Gleisabbaus ihren Widerstand auf.

Möglichst günstige Bahnverbindung

Ratsherr Hubert Schulte (CDU) gehört dazu. Er war Wortführer beim seltenen Schulterschluss der CDU und der GAL gegen den Gleisabbau. Dass auch er und die CDU nun schweigen, kann er begründen: „Unser Ziel war eine möglichst günstige Bahnverbindung von Menden nach Dortmund“. Lange Zeit habe man die Reaktivierung der Oesetalbahn für die „sicherste Option“ gehalten, um dieses Ziel zu erreichen. Nachdem der Zweckverband Ruhr-Lippe (ZRL) aber nun die schnellere Bahnverbindung nach Dortmund für Dezember 2016 angekündigt hat, ist der Erhalt der Gleise der Oesetalbahn nicht mehr so wichtig. Zumal die Reaktivierung der Strecke grundsätzlich möglich bleibt: Die Trasse bleibt bekanntlich für den Bahnverkehr gewidmet, kann also mit neuen Schienen bebaut werden. Der ZRL investiert deshalb gerade in eine so genannte Potenzialanalyse, welche die Reaktivierung der Oesetalbahn prüft.

Doch nicht nur die stärkste Ratsfraktion verzichtet auf einen Protest gegen den Gleisabbau. Auch die Stadtverwaltung sieht nach Angaben von Stadtsprecher Manfred Bardtke keinen Anlass, gegen die Abbauarbeiten verbal zu insistieren. Rückblickend habe sich vor allem der Stadtrat für den Erhalt der Gleise stark gemacht und die Verwaltung sei eher für einen Radweg auf der Trasse gewesen.

Radweg auf der Trasse

Wenn der Rat nicht mehr gegen den Gleisabbau und den Radweg protestiere, werde die Verwaltung dies auch nicht tun. Bardtke erinnert ferner an die Eigentumsverhältnisse: Die Bahntrasse gehört Hemer. Menden sei nur Nachbarstadt. „Wir sind in der Sache nicht federführend. Es werden jetzt Fakten geschaffen und Widerstand bringt nichts mehr“.

Die Grünen halten an ihrer Kritik am Gleisabbau und Radwegebau fest. „Dass sich der Mendener Rat nicht vehement für diese gute Chance einsetzt, können wir nicht nachvollziehen“, erklärt Ortsvorsitzende Ingrid Ketzscher. Menden gebe als Stadt ein „schwaches Bild“ ab, weil sie zuerst die Potenzialanalyse beantragt habe, die eine fünfstellige Eurosumme koste, und sich dann nicht dafür einsetzt, dass Ergebnisse auch beachtet würden. „Der Kreistag, der unser Mendener Anliegen unterstützte, mit einem einstimmigen Beschluss pro Potenzialuntersuchung, kann uns nicht mehr ernst nehmen.“

Nach Angaben der Stadt Hemer sollen die Gleise der Oesetalbahn bis Ende März abgebaut sein.