Menden. .

Die Wartezimmer sind voll. Mitunter so voll, dass Patienten abgewiesen werden – sofern ihr eigener Hausarzt im Urlaub ist und sie sich nicht an den offiziellen Vertreter wenden. „Wenn jemand ein Notfall ist, wird er natürlich behandelt. Aber wir müssen im Moment Patienten an die richtigen Vertreter verweisen, wenn sie keine Notfälle sind“, sagt Alina Schwarzkopf, Mitarbeiterin der Hausarztpraxis Leyendecker in der Baustraße. Auch Allgemeinmediziner Dr. Thomas Bossecker sagt: „Ja, im Einzelfall kann es passieren, dass wir auf die Praxisvertretungen der eigentlichen Hausärzte verweisen.“ In diesen Tagen seien so viele Mendener Hausärzte gleichzeitig im Urlaub, dass es einige überlastete Praxen gebe.

„Mit dem Verweis haben die Praxen alles richtig gemacht“, sagt Christopher Schneider, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe. Nur im Notfall, wenn jemand beispielsweise mit einer großen offenen Wunde komme, gebe es die Pflicht, den Patienten zu behandeln. Ansonsten greife die Vertretungsregelung, die auch abrechungstechnische Hintergründe habe. „Denn nur die offiziellen Vertreter dürfen den Vertreterschein abrechnen“, erläutert Schneider. „Wenn Sie nicht zum Vertreter gehen, sondern zu einem anderen Hausarzt Ihrer Wahl, dann vollziehen Sie streng genommen einen Hausarztwechsel.“ Das sei allerdings kein Problem, weil es in Deutschland den Grundsatz der freien Arztwahl gebe. „Anders als in Holland oder Skandinavien, wo jeder Bürger einem Bezirksarzt zugewiesen wird“, berichtet Schneider.

Spezialwünsche an Vertreter

Besonderes Kopfzerbrechen bereiten Patienten den Ärzten, wenn sie extra in der Urlaubszeit ihres eigenen Hausarztes die Praxis wechseln. So komme es vor, heißt es aus einer Mendener Praxis, dass Patienten dann ganz spezielle Wünsche formulieren: „Mein Hausarzt schreibt mir keine Krankengymnastik auf, können Sie das nicht?“, heiße es beispielsweise. Oder man solle ein Gesundheitszeugnis für jemanden ausstellen, den man nicht kenne. Mit solchen Anfragen, die umfangreiche Untersuchungen voraussetzen, tun sich auch Vertreter schwer, weil sie einen deutlich geringeren Satz abrechnen können als der eigentliche Hausarzt.

Gute Absprachen

So sagt Dr. med. Mytra Modarrespur-Vogel aus Lendringsen: „Ich stelle mich als Notfallvertretung gern zur Verfügung und natürlich bin ich für Patienten zuständig, die krank sein.“ In Lendringsen spreche man sich übrigens untereinander so gut ab, dass die Vertretungsregelung ordentlich laufe.

„Bei uns wird keiner weggeschickt“

Und es gibt auch etliche Praxen, die jeden Patienten behandeln – unabhängig ob er ein Notfall ist oder nicht. „Bei uns wird keiner weggeschickt, heißt es aus der Praxis für Innere Medizin von Dr. Mohammed Alakmeh. „Wir sind für jeden da“, sagt seine Mitarbeiterin. Allerdings müsse man besonders auch in den Ferien mit langen Wartezeiten rechnen. „Aber das weiß jeder Patient.“