Lendringsen. .

Was ist mit der einst selbstständigen und wirtschaftlich gesunden Gemeinden Lendringsen geworden? „Man hat genommen, genommen, genommen. Der Kampfgeist ist verloren gegangen.“ Das sagt im Gespräch mit der WP nicht irgendwer. Es ist die hoch geachtete und bekannteste Persönlichkeit im Stadtteil. Petra Homberg, Trägerin des Landesverdienstordens, möchte mit Nachdruck gegensteuern: „Wir sind das Dorf. Wir sind Lendringsen.“ Es ist ein Appell zu deutlich mehr Gemeinschaftsgeist. Er soll zudem als Aufbruch zu neuen Ufern verstanden werden.

Verlorene Infrastruktur

Petra Homberg listet auf: „Unser Freibad im Biebertal ist weg, eine Grundschule auch. Weiterführende Schulen sind in höchster Gefahr.“ Und das ist nur ein Teil an verlorener Infrastruktur. Denn die Stadt Menden war heilfroh, sich vom Freizeitzentrum Biebertal trennen zu können. Im kommenden Jahr wird sie das Bücherei-Bürgerbüro endgültig schließen. Große Sorgen um den Einzelhandel kommen hinzu.

„Natürlich können wir das alles über uns ergehen lassen. Viele tun das ja auch. Der richtige Weg kann das für Lendringsen aber nicht sein“, will Petra Homberg ein neues Wir-Gefühl etablieren. Es ist auch eine Trotzreaktion. Die Lendringser Werbegemeinschaft will ihr den Rücken stärken: „Wir müssen einen Ruck durchs Dorf gehen lassen“, sagt Marion Kölling von der Werbegemeinschaft.

So mancher Ur-Lendringser fühlt sich noch heute ins Mark getroffen, wenn er an die öffentliche Redaktionskonferenz „WP vor Ort“ im Herbst 2012 zurückdenkt. Seinerzeit geschah, was Jahrzehnte undenkbar schien. Lendringser Bürger machten reihenweise Hüingsen als Vorbild aus. Vor allem deshalb, weil im benachbarten Stadtteil in wichtigen Angelegenheiten mit einer Stimme gesprochen werde. „Jede Vereinigung , ob Werbegemeinschaft oder Verein, steht doch vor den gleichen Problemen“, sagt Marion Kölling. „Nämlich vor der Frage: Wo bekomme ich neue Leute her?“

Gegenseitige Stärkung

Mit eher kleinen Schritten, so Werbegemeinschafts-Vorstand Marion Kölling und Petra Homberg, könnten bereits erhebliche Veränderungen vollzogen werden: So sollen Vereine, Verbände und Gruppierungen gebeten werden, deutlich mehr untereinander die jeweiligen Veranstaltungen und Feste zu besuchen. Als Vorbild dafür dienen die Großereignisse im Stadtteil mit riesengroßem Zuspruch. Homberg: „Der Lendringser Frühling, der Dorfadvent und das herbstliche Erntedankfest sind ja beste Beispiele dafür, was bei uns hervorragend klappt.“ Nur als Masse könne man auf sich aufmerksam machen. Dabei geht der Blick auch immer nach Menden: „Dort passiert mit den Innenstadt-Projekten wie Bahnhof und Nordwall derzeit so viel“, so Marion Kölling. Fast scheine es, als werde Lendringsen ein wenig vergessen. Das sähen auch viele Lendringser Bewohner so.

In den nächsten Tagen soll ein Brief an Multiplikatoren in den örtlichen Gemeinschaften verschickt werden. „Wir wollen es wenigstens versucht haben“, weiß Petra Homberg, dass sie nichts erzwingen kann. „Wir sind das Dorf“ ist aber schließlich nie ganz verschwunden. Es schlummert bei vielen Lendringsern nur seit Jahren.