Fröndenberg. .
Als Seelsorger im Schmallenbach-Haus funktionierte er einst kurzerhand eine Abstellkammer zum Fernsehstudio um. Künftig zeichnete der Geistliche Rat für das „6. Programm“ verantwortlich. Hermann Bieker war damals bereits im Ruhestand – aber ruhig ließ er es auch da nicht angehen. Zuvor hatte er 28 Jahre lang, von 1958 bis 1986, als Pfarrer der katholischen Mariengemeinde gewirkt. Etliche Bauvorhaben wurden in dieser Zeit verwirklicht. Das Schmallenbach-Haus zählt dazu, Pfarrhäuser, Kindergärten und auch die St.-Josef-Kirche. Am heutigen 1. Mai wäre der rührige Seelsorger 100 Jahre alt geworden.
Hermann Bieker, am 1. Mai 1913 geboren in Schlade bei Olpe, stammte aus einer Handwerkerfamilie. Die Kriegs- und Nachkriegsjahre verbrachte er in Paderborn, wo er 1942 zum Priester geweiht wurde. Eine Zeit, die ihn prägte, berichten Wegbegleiter. Nachdem er eine Jüdin und deren katholisch getauften Sohn versteckt hatte, habe er sich in anschließenden Verhören der Gestapo auf das Beichtgeheimnis berufen, weiß Stadtarchivar Jochen von Nathusius zu berichten. Das habe die Beamten derart beeindruckt, dass sie der Sache nicht weiter nachgingen. Als „Heimkehrervater“ setzte sich Hermann Bieker in der Nachkriegszeit in besonderer Weise für die Opfer des Zweiten Weltkrieges ein. 1990 wurde ihm dafür das Bundesverdienstkreuz verliehen. Als der Bundestag für eine Fristenlösung zum Paragraphen 218 stimmte, gab er die Auszeichnung jedoch wieder zurück, wie er es schon zuvor angekündigt hatte.
In Schützenuniform geschlüpft
1958 kam Hermann Bieker als Pfarrer nach Fröndenberg. In den folgenden Jahren zogen in der Gemeinde erstmals die Sternsinger aus, wurde der Martinszug ins Leben gerufen und die Pfarrcaritas gegründet, erinnert sich Helga Hill, die viele Jahre unter anderem als Sekretärin mit ihm zusammen gearbeitet hat. Pfarrer Bieker ließ während dieser Zeit eine Vielzahl von kirchlichen Gebäuden errichten. Das Schmallenbach-Haus lag ihm ganz besonders am Herzen. Dafür schlüpfte er sogar in die Schützenuniform. Und das kam so: Als für die Ausstattung der Nasszellen mit einem Spiegelschränkchen Geld benötigt wurde, bat er den Schützenbund um Spenden. Eine der Spenden – 1000 DM – war allerdings an die Bedingung geknüpft, in Uniform beim Festzug mitzumarschieren. Aus seiner Feder stammt auch das „Fröndenberger Lied“, für das er 1962 Text und Musik schrieb.
Im Ruhestand gründete Seelsorger Bieker schließlich das „6. Programm“ für die Bewohner des Schmallenbach-Hauses. Er zog mit der Videokamera los, drehte in ganz Fröndenberg und brachte so die neusten Nachrichten aus dem Ort zu den Senioren auf den Hirschberg. Jeweils freitags wurden die 45 Minuten langen Filme gezeigt.
1983 war Pfarrer Hermann Bieker zum Geistlichen Rat ernannt worden, 1992 feierte er in Fröndenberg das goldene Priesterjubiläum. Er starb am 24. Juni 2004.