Menden. . Sollte die Anklage gegen die beiden Ex-Sparkassen-Vorstände und einen weiteren leitenden Angestellten zugelassen werden (WP berichtete), dann braucht die Staatsanwältin einen langen Atem zu Prozessbeginn. Die Anklageschrift umfasst stolze 111 Seiten, in denen die Schwerpunktstaatsanwaltschaft für Wirtschaftskriminalität den Untreue-Vorwurf gegen die früheren Chefs begründet.

Ein anderer Vorwurf gegen die früheren Vorstände Wolfgang Ehrlich und Helmut Theobald wird dabei aber nicht auftauchen: der der unrichtigen Darstellung in den Jahresabschlüssen nach Paragraph 331 des Handelsgesetzbuchs. Die Jahresabschlüsse der Sparkasse Menden von 2004 bis 2006 hatte die Staatsanwaltschaft im Visier. Bei Verstößen drohen immerhin bis zu drei Jahren Haft. Doch die Ermittler haben dieses Verfahren eingestellt – und zwar im Hinblick auf eine drohende Strafe beim Nachweis der Untreue. Denn dann wäre dieser Verstoß gegen das Handelsgesetzbuch bei einer Strafe unerheblich. Bei dem Untreue-Vorwurf geht die Staatsanwaltschaft von einem Schaden von 2,7 Millionen Euro aus.

Doch der eigentliche Schaden für die Sparkasse Menden durch riskante Finanzierungen ist ungleich höher als der, der nun strafrechtlich relevant ist. Zur Erinnerung: Bei der Notfusion mit der Sparkasse Hemer zur neuen Sparkasse Märkisches Sauerland waren Risiko-Kredite in Höhe von knapp 55 Millionen Euro identifiziert worden. Vor allem durch die dubiosen Bau-Finanzierung zum Großteil an Spätaussiedler und die riskanten Firmen-Kredite. Im Klartext: Es wurde angenommen, dass man dieses Geld nicht wieder zurückbekommen würde.

32-Millionen-Euro-Rettungsschirm

Wie viel davon am Ende des Sanierungsprozesses tatsächlich verloren gegangen sein wird, ist noch nicht klar. Aber der Rettungsschirm über 32 Millionen Euro, den der Sparkassenverband Westfalen-Lippe hatte aufspannen müssen, um Menden überhaupt fusionsreif zu machen, war bereits im Jahr 2010 voll aufgebraucht worden. Ab 2015 müssen die 32 Millionen Euro übrigens zurückgezahlt werden. Im Juni 2009 hatte Dietmar Tacke, der Chef der neuen Sparkasse, von 43 Millionen Euro an Krediten berichtet, die bereits wertberichtigt,– sprich: abgeschrieben – worden seien.

Ein Fehlverhalten war den Ex-Vorständen der untergegangenen Sparkasse Menden übrigens schon im Herbst 2010 attestiert worden. Damals hatte die Provinzial-Versicherung in einem Vergleichsverfahren der Zahlung von 3,5 Millionen Euro zugestimmt. Die kamen aus einer Haftpflichtversicherung, die für Bank-Vorstände abgeschlossen werden muss. Die Versicherung hatte eine Pflichtverletzung der Ex-Chefs anerkannt. Die Sparkasse hatte das Verfahren selbst angestrengt.

Auf Ex-Kasernengelände Hemer aktiv

Angeklagt worden ist nun ja nur ein Fall: die millionenschwere Finanzierung einer inzwischen Pleite gegangenen Recyclingmaschinen-Firma in Sümmern. Aber auch bei anderen schlagzeilenträchtigen Projekten war die Sparkasse Menden mit hohen Beträgen involviert. Etwa bei der Airmatic Umwelt und Technik GmbH, die mit dem Bau von Löschpanzern auf dem Ex-Kasernengelände in Hemer für Schlagzeilen gesorgt hatte. Und auch bei der Gesellschaft für Sicherheit und Wehrtechnik (GSW). Die Firmen mussten Insolvenz anmelden und sorgten ebenso für Negativ-Schlagzeilen wie die Sparkasse Menden selbst.