Menden. .

Insolvenzen von Wirtschaftsunternehmen treffen nicht nur die direkt Beschäftigten, sondern auch Betriebe, die mit der bedrohten Firma Geschäftsverbindungen unterhalten – Kunden, Zulieferer, Dienstleister. So verhält es sich auch im Falle der Insolvenz der Erich Sydow GmbH & Co.KG an der Walkenmühle. Die Nachricht von den wirtschaftlichen Problemen des Betriebes schockte Mitte Januar nicht nur die 130 Mitarbeiter von Sydow, sondern auch 20 Zeitarbeiter der Mendener Firma Protime Personalservice GmbH & Co. KG, die bei Sydow eingesetzt werden. Und auch für Protime-Geschäftsführerin Nicole Neuerburg-Riebel selbst bedeutete das Insolvenzverfahren von Sydow eine bislang unbekannte Situation.

„Die Lage ist für uns nicht existenzgefährdend.“ Als das Insolvenzverfahren eröffnet wurde, hatte Sydow aber einige Rechnungen für die Zeitarbeiter noch nicht beglichen. Doch Protime selbst ist wirtschaftlich so gesund, dass die Personalservicefirma diese möglichen Verluste verkraften kann.

Wesentlich stärker verunsichert waren die Protime-Zeitarbeiter bei Sydow. Sie bangten um ihren Job. Protime konnte sie aber schnell beruhigen: Denn die Zeitarbeiter sind bei Protime beschäftigt, nicht bei Sydow. Und bei anderen Kunden von Protime gab es zeitgleich genug Arbeit, um die Zeitarbeiter dort einzusetzen. „Das ist ein Vorteil der Zeitarbeitsbranche“, sagt die Geschäftsführerin. Zeitarbeiter hätten tendenziell einen sichereren Arbeitsplatz als die in den Kundenfirmen direkt Beschäftigten. „Protime hat rund 50 Kunden, und wir können unsere Mitarbeiter gut verteilen.“

Verteilen musste sie die 20 Betroffenen aber dann doch nicht. Der Insolvenzverwalter bat nämlich darum, die 20 Zeitarbeiter nicht abzuziehen, sondern trotz des Insolvenzverfahrens bei Sydow weiterarbeiten zu lassen. Denn Aufträge und Arbeit hat der Betrieb genug. Nicole Neuerburg-Riebel sagte schließlich zu – allerdings erst, als sie vom Sachwalter schriftlich eine Deckungszusage erhielt, dass die Einsätze der Zeitarbeiter bezahlt werden.

Dass einer ihrer Kunden zum ersten Mal vor der Insolvenz steht, ändert für die Geschäftsführerin des Personalservices ihr Verhältnis zu den Kundenfirmen nicht. „Vor so etwas kann sich niemand schützen“, sagt sie. Protime verfüge grundsätzlich über eine solide Kundschaft. Die Firmen, darunter viele in Menden, seien für das Geschäftsjahr 2013 gut aufgestellt. Sogar der traditionell in der Zeitarbeitsbranche eher ruhige Januar sei überraschend gut gelaufen. „Die Firmen haben offenbar gut zu tun, wir bekommen neue Anfragen.“ Angesichts dieser Wirtschaftslage gibt Nicole Neuerburg-Riebel auch den angeschlagenen Druckgusshersteller von der Walkenmühle noch nicht verloren: „Ich glaube an die Firma Sydow.“