Menden. .

Geplant war der Bericht zur Sicherheitslage in Menden schon länger, durch den versuchten Mord an der Galbreite erhielt er aber eine traurige Aktualität: Ordnungsamtsleiterin Martina Potthoff und Polizeichef Josef Pille nahmen gestern Stellung im Ausschuss für Öffentliche Sicherheit und Ordnung. Doch trotz der Bürger-Reaktionen der vergangenen Tage, in denen Kritik geäußert wurde, waren sich beide einig: Es gebe in Menden keine „Angst-Ecken“, die durch gehäufte Fallzahlen oder massive Bürgerbeschwerden belegt seien.

Das gelte auch für den Bereich Galbreite. Den öffentlichen Aufschrei kann Polizeichef Pille auf Basis der Fakten nicht nachvollziehen: „Ich sehen keinen großen Handlungsbedarf.“ Straftaten, die dort geschehen seien, lägen bis zu 15 Jahre zurück. Und die Hilfe-Schrei, die Anwohner selbst tagsüber gehört hätten, seien wohl eher auf Kinder und Jugendliche zurückzuführen, die die Akustik in der Unterführung missbrauchten: „Das macht den Kindern Spaß.“ Martina Potthoff sekundierte: Die Messer-Attacke sei tragisch, aber sie sehe keinen Anlass aufgrund des Vorfalls eine Arbeitsgruppe für Maßnahmen bilden zu müssen.

 Josef Pille. Erster Polizeihauptkommissar.
Josef Pille. Erster Polizeihauptkommissar. © WP Stefan Scherer

Gleichwohl appellierte die Ordnungsamtsleiterin: „Wenn es irgendwo Probleme gibt, dann sind die Mendener Bürger ausdrücklich aufgefordert, uns diese Ecken zu nennen.“ Und Potthoff will auch das verstärken, was schon nach der Messer-Attacke an der Galbreite spontan umgesetzt worden war: Eine stärkere Zusammenarbeit zwischen Ordnungsamt und Stadtplanungs-Abteilung. Im Fall Galbreite war nach einem gemeinsamen Vor-Ort-Termin ein Rückschnitt der Sträucher beschlossen worden, um das subjektive Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken.

Dass solche Maßnahmen sinnvoll seien, zeige auch eine Umfrage, an der mehr als 90 Stadtverwaltungen teilgenommen hätten, so Potthoff. Demnach seien zugewachsene Gehwege, zu wenig Beleuchtung, ausgebliebene Reparaturen, aber auch Laden-Leerstände und zu viele Spielhallen Faktoren, die das Sicherheitsgefühl der Bürger schmälerten.

Mendens Polizeiwachen-Leiter Josef Pille sieht einen ganz anderen kritischen Faktor: Die vor Jahren abgeschaffte Sperrstunde. Da die Kneipen und Clubs nun bis in den Morgen geöffnet hätten, werde auch länger Alkohol getrunken. Die Polizei-Beamten merkten das immer wieder, da der Grad der Aggressivität steige.

Speziell im Bereich Galbreite sei zudem mit dem Club Tiefenrausch ein Punkt geschaffen worden, von dem bei Feiern Lärm ausgehe. Ähnliches gelte für das nicht weit entfernte Schmelzwerk. Bei diesen beiden Einrichtungen, aber auch in der Marktstraße, habe es die Polizei immer wieder mit Ruhestörungen zu tun. Und von dort gebe es nach Partys immer wieder regelrechte Vandalismuswege mit abgetretenen Rückspiegeln und anderen Sachbeschädigungen.