Hagen/Menden. . Zweckverband schreibt fünf Bahnlinien neu aus

Behindertengerechte Züge, mehr Platz für Fahrräder, mehr Zugbegleiter, Automaten in den Bahnen statt an den Bahnsteigen, dazu verbesserte Anschlüsse in Menden (nach Dortmund) und in Schwerte (nach Münster) - die Ausschreibung des Sauerland-Netzes verspricht den Bahnreisenden einige Verbesserungen. Darauf müssen sie allerdings noch bis Dezember 2016 warten. Voraussetzung zudem: Der Nahverkehr Westfalen-Lippe, kurz NWL, der in Westfalen den Personennahverkehr bestellt und bezahlt, kann seine Vorstellungen durchsetzen - nicht zuletzt beim Preis. Das ist so selbstverständlich nicht. Der Wettbewerb auf der Schiene ist kein Selbstläufer mehr in Deutschland.

Doch der Reihe nach: Am 9. Oktober hat der NWL im EU-Amtsblatt die Ausschreibung für das Sauerland-Netz veröffentlicht (siehe Grafik). Heißt: Für die Regionalexpress-Linien RE 17 und 57 sowie die Regionalbahnen RB 52, 53 und 54 wird ein neuer Betreiber gesucht. Der auch der alte sein könnte: die Deutsche Bahn.

Es geht um viel Geld

Es geht im 5,6 Millionen Zugkilometer im Jahr; bei 9 bis 10 Euro pro Zugkilometer mithin um ein Auftragsvolumen von 50 bis 55 Millionen Euro, rechnet Thomas Ressel vor, stellvertretender Geschäftsführer im Zweckverband Ruhr-Lippe (ZRL), einem der fünf Zweckverbände unter dem Dach des NWL. Weil das Netz über 12 Jahre vergeben wird, geht es insgesamt um mehr als 600 Millionen Euro.

Um den Preisrahmen einzuhalten, braucht es Wettbewerb. Den regt der NWL an: Er bietet die Fahrzeug-Finanzierung über günstige Kommunalkredite an, zudem werden den drei besten unterlegenen Bietern Ausschreibungskosten von bis zu 100.000 Euro erstattet. Außerdem lässt er den Anbietern einige Freiheiten - „alles ist erlaubt“, sagt Pro-Bahn-Experte Lothar Ebbers. So darf der Betrieb zumindest auf einigen Strecken auch mit gebrauchten Zügen angeboten werden. ZRL-Mann Ressel hofft so, „genügend Wettbewerb vorzufinden“. Ebbers lobt den Verband: Er setze „die richtigen Instrumente für möglichst viel Wettbewerb“ ein. Selbstverständlich ist der nicht: Ebbers berichtet von geplatzten Vergabe-Verfahren in Niedersachsen, das Kölner Diesel-Netz sei zuletzt nur in einer Notvergabe an die Deutsche Bahn gegangen - deutlich teurer, als sich das der dortige Verkehrsverbund vorgestellt hatte. Einige Anbieter hätten sich zuletzt aus Deutschland zurückgezogen, zudem hinterlasse die Finanzkrise ihre Spuren, erläutert Ebbers das rückläufige Interesse.

Bessere Anschlüsse

Vom Wettbewerb im Sauerland sollen die Fahrgäste profitieren: So sollen die Züge behindertengerecht sein, Einstiegshöhen wie beim Sauerland-Express von teils 1,20 Meter der Vergangenheit angehören. Wegen des großen Erfolges des Ruhrtal-Radwegs soll der RE 17 (wie schon der RE 57) mehr Platz für Fahrräder bekommen. Zudem verlangt der NWL für die Obere Ruhrtalbahn (RE 17/57) künftig Züge, die 140 Stundenkilometer schnell sind - so kann sich die Fahrzeit nach Schwerte verkürzen, was den Anschluss nach Münster ermöglicht. Eine Umstellung des Fahrplans soll auch in Fröndenberg den schnellen Anschluss von Neuenrade/Menden nach Dortmund sicherstellen. Verschlechterungen hingegen sind derzeit nicht geplant: „Das derzeitige Angebot wollen wir erhalten“, verspricht Ressel. Das gilt auch für den Fahrkartenverkauf an DB-Schaltern und durch Agenturen. Die Automaten allerdings sollen ab Ende 2016 in den Zügen stehen, nicht mehr an den Bahnsteigen. Das verhindere Vandalismus-Schäden, begründet Ressel. Nach 19 Uhr sollen alle Züge mit Zugbegleitern besetzt sein, dadurch insgesamt mehr Personal in den Zügen eingesetzt werden.

Einen Strich durch die Rechnung könnte dem NWL noch die anstehende Neuverteilung der Regionalisierungsmittel machen. Fließt weniger Geld als erhofft nach NRW, wird es schwierig mit der schönen neuen Eisenbahnwelt.