Menden/Iserlohn/Hemer. .

„Als ich in den Bus einstieg, habe ich mich mit meinem Freund über die Musik unterhalten“, erinnert sich der 16-jährige Schüler, wie er in der Linie S 3 von Iserlohn nach Hemer im Dezember vergangenen Jahres Stress bekam mit einem Insassen, der über Handy laut Musik hörte.

„Wir haben seine Musik als Zombie-Musik bezeichnet.“ Das gipfelte darin, dass ihn dieser Mann nicht nur beschimpfte, sondern ihn im Bus mit Brötchen oder anderen Essensresten bespuckte. Und obendrein verpasste er ihm beim Aussteigen aus dem Bus mit einer gläsernen 0,7,-Liter-Apfelsaftflasche mehrere Schläge auf den Kopf.

Der Angreifer von damals sitzt auf der Anklagebank, wo er sich wegen des Überfalls auf den damals 15-jährigen Hemeraner verantworten muss und wegen der Messerattacke auf eine junge Mutter bei „Kaufland“ im Januar dieses Jahres.

„Er hat mich als Missgeburt beschimpft“, berichtet der Schüler dem Gericht, dass der Unbekannte im Bus rumgepöbelt habe. Sein Freund bestätigt das. Auch Mitschülerinnen, die am Konrad-Adenauer-Ring zustiegen und sich über die Musik mokierten, habe der Mann übelst beschimpft und beleidigt, erzählt der Zeuge weiter. „Ich habe beim Rausgehen gesagt, wir sehen uns wieder. Da ist er mit der Glasflasche auf mich losgegangen und hat mich zwei oder drei Mal am Kopf an der Lippe getroffen“, berichtet der Schüler weiter. Ein anderer Businsasse sei dazwischen gegangen und habe den Streit beendet. Danach erstattete der Schüler zusammen mit seiner Mutter bei der Polizei Anzeige und ließ sich dann im Krankenhaus behandeln. „Ich hatte eine Schädelprellung und eine Macke an der Oberlippe“, erinnert er sich.

Angeklagter war schon als Schwarzfahrer mehrfach aufgefallen

Als der Busfahrer als Zeuge gehört wird, berichtet er, dass der Angeklagte öfter als Schwarzfahrer negativ aufgefallen sei. Dabei habe er ihn oder einen Busfahrer-Kollegen übel beschimpft und ihnen Schläge angedroht. Den Übergriff auf den Schüler habe er im Rückspiegel an der Haltestelle Höcklingsen gesehen: „Als der Fahrgast aussteigen wollte, ging er dem Jungen auch an die Gurgel. Ich habe gesehen, wie er ihn im Schwitzkasten hatte. Glücklicherweise ging ein anderer Fahrgast dazwischen.“ Als er den Angreifer zur Rede stellte und die Personalien aufschreiben wollte, sei er auch ihm gegenüber angriffslustig gewesen. „Ich habe ihm in meinem Fahrzeug Verbot erteilt. Solche schwerwiegenden Fälle merkt man sich. Die MVG hat auch schon versucht, ihm Hausverbot zu erteilen.“

Der psychisch kranke Angeklagte fällt dem Busfahrer ins Wort: „Sie übertreiben ein bisschen.“ Die Vorsitzende Richterin mahnt den Mendener zur Ordnung.

Im weiteren hört das Schwurgericht mehrere Zeugen aus der Hans-Prinzhorn-Klinik, in die der Angeklagte nach der Messerattacke bei „Kaufland“ im Januar zunächst eingeliefert worden war, wo er aber auch Pflegepersonal bedrohte. Den behandelnden Ärzten erzählte der 29-jährige Mendener von schlimmen Stimmen und Todesängsten: Er werde verfolgt und habe die Tat begangen, damit er weiterleben könne und möglichst schnell in die Klinik komme. Warum er gerade die Frau auswählte? „Weil sie ein leichtes Opfer war“, erinnert sich ein behandelnder Arzt an seine Worte. Der Prozess wird heute fortgesetzt.