Lendringsen..


Im Sparpaket steht es: Das Bürgerbüro Lendringsen und die Bücherei-Zweigstelle sollen noch bis 2014 parallel bestehen, dann werden sie geschlossen. Für Nicol Hau bedeutete das lange Zeit eine Art Schwebezustand. Denn sie ist Pächterin des Bistros Bücherwurm. Am 3. August feiert sie zehnjähriges Bestehen und ist recht zuversichtlich, dass es nach einer Schließung für sie weitergeht.

Denn die Wohnungsbaugesellschaft Gewoge hat Interesse am Kauf des heutigen Bürgerbüro- und Bücherei-Gebäudes am Lendringser Platz bekundet: „Wenn sich die politischen Entscheidungsträger entschließen, das Gebäude zu verkaufen, dann signalisieren wir Interesse“, sagte Gewoge-Chef Manfred Döring auf WP-Nachfrage.

Für Nicol Hau ist das Bistro fast durch eine schicksalhafte Begegnung Wirklichkeit geworden. Sie war zuvor im Lendringser Bowl-house für die Gastronomie zuständig gewesen. „Doch dann wurde mir gekündigt, weil die Schwester des Besitzers arbeitslos geworden war und eine neue Stelle brauchte“, erzählt sie heute. Nur ein paar Tage später schlenderte sie über den Lendringser Frühling und blieb an einem Stand der Stadt Menden stehen. „Die Mitarbeiter hatten dort Pläne für das neue Bürgerbüro am Lendringser Platz ausliegen“, erinnert sich Nicol Hau. Sie schaute sich das Konzept an und entdeckte, dass auch ein Café geplant war. Es machte „Klick“, der erste Schritt in die Selbstständigkeit war getan.

Hau legte der Stadt ihr Konzept fürs Bistro Bücherwurm vor und erhielt vor zehn Jahren den Zuschlag. Am 3. August 2002 eröffnete sie.

In zehn Jahren Gastronomie hat Nicol Hau viele Lendringser kennen gelernt, einige Stammgäste kommen seit dem ersten Tag. Sie serviert am Morgen Frühstück, tischt Berufstätigen Mittagessen auf, bietet hausgemachten Kuchen an und versorgt auch ganze Gesellschaften. Draußen können die Gäste auf Stühlen oder in zwei Strandkörben Platz nehmen: „Wir fahren so gern nach Norderney“, sagt Nicol Hau. Gemeinsam mit ihren beiden Schwestern Margit Oesterberg und Gaby Viering betreibt Nicol Hau das Bistro: „Ohne die Familie und die Unterstützung meines Mannes Thomas hätte ich das Bistro gar nicht machen können“, ist die Mutter von zwei Kindern dankbar.

Lange Schlangen vor Bürgerbüro

Besonders die vergangenen Monate waren von Neuerungen bestimmt. So war das Lendringser Bürgerbüro besonders voll, weil die Mendener Einrichtung wegen des Umbaus geschlossen war. „Das hatte ich in den zehn Jahren noch nicht erlebt. Manchmal reichte die Schlange bis weit vor die Tür“, erinnert sich Nicol Hau, die gebürtige Lendringserin ist. „Da sind die Leute auch mal Kaffeetrinken gegangen, um die Wartezeit zu überbrücken.“

Unangenehm hingegen seien die vielen Nachfragen gewesen, seit bekannt geworden ist, dass das Bürgerbüro mit Bücherei-Zweigstelle mittelfristig schließen wird. „Es haben ganze Gesellschaften abgesagt“, erzählt die 43-Jährige. „Und viele Menschen haben ihre Gutscheine bei mir eingelöst.“ Nach Gesprächen mit der Stadtverwaltung und Manfred Döring ist die Gastronomin jetzt wieder gelassener, für sie steht einer Zukunft des Bistros nichts mehr im Wege.

Denn schon im April hatte Gewoge-Chef Manfred Döring gegenüber der WESTFALENPOST erklärt, dass sich das Unternehmen bereits Gedanken zu einer sinnvollen Nutzung des Gebäudes gemacht habe. „Das Gebäude könnte unter Beibehaltung des Bistro-Betriebes als attraktive Begegnungsstätte im Herzen von Lendringsen durch unsere Unternehmen bewirtschaftet werden – auch als Veranstaltungssaal“, sagte Döring damals. Aus dem heutigen Bürgerbüro der Stadt könne ein „Gewoge-Bürgertreff“ werden. Zu konkreten Plänen wollte Döring aber nichts sagen, da eine politische Entscheidung zur Sache noch ausstehe.