Menden. .

Von wegen „scheu wie ein Reh”: Die Wildtiere erobern auch in Menden immer mehr die bewohnten Gebiete. Ingo Haurand, der für Menden und Hemer zuständige Förster des Staatlichen Forstamts Lüdenscheid, weiß auch, warum: Zum einen gibt es seiner Ansicht nach zu viel Rehe, zum anderen sind diese aber auch ausgesprochene Feinschmecker und erfreuen sich an Pflanzen im heimischen Garten – oft zum Leidwesen der Gartenbesitzer. Die Tiere sind nämlich süß anzusehen, hinterlassen aber auch reichlich abgebissene Blumen und Pflanzen. Ein Schauplatz ist derzeit zum Beispiel der Kapellenberg. Dort ist ein Reh (oder sind es doch mehrere?) Dauergast in den Gärten – obwohl es oft sogar Zäune überwinden muss.

Aus reinem Hunger verschlägt es sie aber nicht in die bewohnten Gebiete, sagt Förster Ingo Haurand. Denn auch wenn es sicherlich zu viele Rehe gebe, so fänden sie in Feld und Wald zu der Jahreszeit genug Fressen. „Sie haben es in den Gärten aber auf besondere Leckereien abgesehen: Salat, Erdbeeren oder Rosen fressen sie sehr gerne.”

Intelligent wie auch andere Wildtiere sind, dürften sie zudem inzwischen herausgefunden haben, dass ihnen in den Gärten nichts passieren kann. „Das sind befriedete Gebiete, dort darf nicht gejagt werden”, sagt Ingo Haurand. Diese Tatsache hat auch Folgen für möglichen Schadenersatz, den Gartenbesitzer geltend machen wollen. „Das ist klar geregelt: Für Schäden in befriedeten Gebieten kann gegenüber dem Jagdberechtigten kein Schadenersatz geltend gemacht werden.” Rehe seien Wildtiere und gehörten niemanden. Außerhalb seines Jagbezirks sei der Jäger daher auch rechtlich nicht verantwortlich.

Wie kann man sich also schützen vor den ungebetenen Gästen im Garten? „Frische Schafswolle aufhängen soll helfen”, so Förster Haurand. „Den Geruch mögen die Rehe nicht. Kollegen haben das schon ausprobiert und sagen, es funktioniert.” Einen sicheren Schutz biete ein Wildzaun. „1,60 Meter muss er hoch sein. Höher springen Rehe in der Regel nicht.” Zudem suchten sich Rehe schon die ruhigeren Zonen aus: „Wo den ganzen Tag Kinder spielen oder Hunde laufen, da werden sie nicht so schnell sein.”

Förster selbst betroffen

Dass sich manch Garten-Besitzer über den ungebetenen Gast ärgert, kann Haurand nachvollziehen: „Wir haben uns mal auf der Rückfahrt aus dem Urlaub schon auf frische Erdbeeren aus dem Garten gefreut. Da waren die Rehe aber schon schneller gewesen und hatten alles abgefressen.”