Hagen. . Rot-Grün in NRW will das Rauchverbot weiter verschärfen. Der Sauerländer Schützenbund sieht dadurch das Brauchtum gefährdet, der Hotel- und Gaststättenverband erwartet ein „gesetzlich beschleunigtes Kneipensterben“.
"Wenn es Gesetz wird, muss man sich daran halten“, sagt Karl Jansen. Der Bundesoberst des Sauerländer Schützenbundes ist kein Revoluzzer. Aber glücklich ist der Mendener nicht über die von der Landesregierung geplante Verschärfung des Nichtraucherschutzgesetzes, die keine Sonderregelungen mehr für Festzelte vorsieht. Ganz im Gegenteil. Da sind sich die Schützen-Funktionäre und -vereine einig.
„Das Brauchtum geht den Bach runter“, fürchtet Addi Grooten, stellvertretender Bundesoberst und Kreisoberst in Meschede: „Schützenfeste stehen für Gemütlichkeit und Geselligkeit. Und wenn die Raucher vors Zelt gehen müssen, zerreißt das unser ganzes Fest.“ Oder noch schlimmer: „Die Raucher kommen erst gar nicht.“ Deshalb befürchtet er einen wirtschaftlichen Schaden für die Schützenvereine.
Und das auch noch aus anderen Gründen. Grooten: „Wer soll denn kontrollieren, dass das Rauchverbot strikt eingehalten wird? Polizei und Ordnungsämter werden das sicherlich nicht übernehmen.“ Also müssten die Vereine dafür einen Ordnungs- oder Sicherheitsdienst anheuern. „Das verursacht zusätzliche Kosten, und das Geld ist ohnehin schon knapp.“
Dehoga befürchtet schnelleres Kneipensterben
Vom Geld spricht auch Thorsten Hellwig. Er ist Sprecher des Deutscher Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in NRW und befürchtet, dass 3000 nordrhein-westfälische Gastronomiebetriebe durch das strikte Rauchverbot in ihrer Existenz bedroht wären. Vor allem kleine Kneipen. „Das heißt nicht, dass sie alle mit einer liberaleren Regelung noch ewig am Markt wären“, betont Hellwig. Es gebe viele Gründe für das Kneipensterben. Aber durch Streichung von Ausnahmeregeln werde das Tempo erhöht: „Das ist ein gesetzlich beschleunigtes Kneipensterben.“Denn das Geschäftsmodell für einen bestimmten Betriebstyp fuße wie ein Barhocker auf drei Beinen: Reden, Trinken, Rauchen. „Nehmen sie ein Bein weg, bricht das Modell zusammen.“
Doch Hellwig geht es nicht nur ums Geld, sondern auch ums Prinzip: „Die Landesregierung macht etwas, das weder Bürger noch Gastronomen wollen.“ Das gehe aus allen Umfragen hervor. Auch gebe es bereits mehr als 80 Prozent rauchfreie Angebote. Und in den kleinen Raucherkneipen hielten sich sowieso keine Nichtraucher mehr auf. Das heißt für Hellwig: „Es geht doch gar nicht mehr um Nichtraucherschutz, sondern um eine Verbotskultur.“ Und die hält der Verband für hochgradig problematisch: „Wir wollen den Lebensstil unserer Gäste nicht bewerten, auch nicht, ob einer Fleisch verzehrt, Vegetarier ist oder Alkohol trinkt. Wir wollen für jeden ein Angebot machen.“ Und das fehlende Angebot für die Raucher treibe sie vor die Kneipentür, was zu Konflikten mit den Anwohnern führe.“
Schützen fühlen sich hilflos
Und was ist mit dem Prinzip der Wettbewerbsgleichheit, das Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) anführt? Das beruht laut Hellwig auf dem Gedanken, dass Gastronomie gleich Gastronomie sei. „Aber eine Kneipe funktioniert völlig anders als ein Musikclub oder ein Restaurant.“
Oder als ein Schützenzelt. Das haben die Schützen in vielen Gesprächen und Stellungnahmen deutlich gemacht. Doch offenbar ohne Erfolg. Karl Jansen ist sich sicher: „Das beeinträchtigt die Stimmung und das ganze Fest.“ Addi Grooten sieht schon Streit heraufziehen, wenn manche Gäste trotzdem weiter rauchen und andere sich gestört fühlen. „Die werden keine Ruhe geben.“ Sein Fazit: „Wir sind unzufrieden, aber ändern können wir wohl nichts.“