Menden. .
Sein Blick verfinstert sich, als er den Rathausplatz sieht. Hier hat der Hip-Hopper Nico Suave seine ersten Schritte als Musiker gemacht. Nun ist er zu Besuch in seiner Heimatstadt und muss feststellen, dass sich einiges verändert hat. Ein Spaziergang durch die Vergangenheit...
Der Rathausplatz ist bei diesem grau-nassen Wetter wie leer gefegt. „Da haben wir früher gesessen“, sagt Nico Suave und zeigt auf die Treppen vor der St.-Vincenz-Kirche, „wir standen alle um einen Kassettenrekorder rum, haben Schwachsinn gelabert und das dann aufgenommen“. Damals war er 16 Jahre alt. Heute lebt der über 30-Jährige in Hamburg, hat drei Alben herausgebracht, einige Feature-Tracks produziert und leitet Workshops in anderen Ländern, zum Beispiel für das Goethe-Institut. Es hat sich eine Menge verändert seit dem Freestylen vorm Kassettenrekorder. „Die Musik ist zu meinem Beruf geworden.“
Der Künstlername
Geblieben ist die Leidenschaft und sein Künstlername: Suave. Das heißt doch „weich“ auf Spanisch. Ist der Rapper über die Jahre wirklich weich geworden? „Nein, gemeint ist das portugiesische ,suave’, das man umgangssprachlich sagt, wenn man etwas geil findet. Oder smooth.“ Ein Begriff, mit dem er die Mendener Innenstadt wohl nicht unbedingt beschreiben würde.
Im Gegenteil. Mit jedem Schritt durch die Fußgängerzone runzelt er die Stirn ein bisschen mehr. „Erschreckend“ ist das Wort, das er dafür findet. Die Geschäfte bieten in seinen Augen alle das gleiche an. Die Straßen sind viel zu leer. „Wir haben uns damals unsere eigene Welt geschaffen, in der wir uns wohl gefühlt haben“, erinnert sich Suave, „mit 30 Leuten saßen wir auf dem Rathausplatz, haben Musik gemacht und sind Skateboard gefahren“.
Heute sieht man keine Jugendlichen dort. Keine Spur mehr von einer Hip-Hop-Szene, wie der Musiker sie damals hier mit aufgebaut hat. „Menden hat immer noch vereinzelt kreative und musikbegabte Leute. Man kann nur an die Stadt appellieren, ihnen Platz zu bieten“, meint Suave.
Weiter geht es zum Jugendzentrum, wo er selbst damals einen Platz gefunden hat, an dem er kreativ sein konnte. „Wir haben quasi da gelebt.“ Heute stehen wir vor verschlossenen Türen. Das Jugendzentrum hat nur noch zwei Mal pro Woche auf. Erst nach mehrmaligem Klopfen macht uns doch jemand die Tür auf und wir dürfen einen Blick hineinwerfen. Können den Kicker ausprobieren, die bunten Plakate an den Wänden betrachten, einen Blick in Nicos Vergangenheit werfen.
Spontan fängt er an zu rappen: „Es ist traurig aber wahr, ich denk‘ jetzt seh’ ich klar.“ Sieht, dass kaum noch etwas so ist, wie in seiner Erinnerung. Dass einfach kein Geld da ist, um die Jugendkultur zu fördern.
Die Bedeutung von Hip-Hop
„Hip-Hop ist ein Community-Ding“, erklärt Suave, „jeder bringt seinen Teil ein und dann gibt es ein gemeinsames Ergebnis“. So hat er es damals erlebt und in diese Richtung entwickelt es sich wieder. Insgesamt gesehen befände sich der Hip-Hop in Deutschland auf einem guten Weg. Denn lange sei er falsch interpretiert worden. Die Sänger wollten polarisieren und haben gegeneinander gearbeitet, erzählt Suave. Und die Medien hätten diesen Leuten eine Plattform gegeben. Das habe sich geändert, genauso wie das Image. „Das öffnet Leuten die Tür, die einen Sound wie ich machen.“
Und er erklärt auch, worin dieser Sound besteht. „Ich mache ehrlichen, urbanen Hip-Hop“, beschreibt es Suave. Urban heißt in diesem Fall, dass er viele Musikstile einfließen lässt. Er geht mit einem offenen Ohr durch die Straßen und lässt sich von dem inspirieren, was er sieht. Im Moment arbeitet er an der neuen CD, die noch dieses Jahr erscheint.
Eine Tour ist für Anfang 2013 geplant. Dabei legt er besonderen Wert auf den richtigen Mix. „Musik ist ein Gesamtding. Ich will nicht immer nur tiefe Texte schreiben. Musik sollte nicht zu kompliziert sein, sondern immer jedem zugänglich bleiben.“
Das hat Nico Suave auf der Straße gelernt. Von hier holt er sich auch seine Ideen. Aber was gibt er davon zurück? „Ich versuche immer, etwas Positives zu vermitteln. Ich will nicht immer dagegen sein, nicht alles negativ sehen.“ Er grinst: „Vielleicht passt das spanische suave doch. Vielleicht bin ich doch der weiche Typ.“
Auftritt beim „Beat-Park-Open-Air“ in Hemer
Am Samstag, 16. Juni, tritt Nico Suave beim „Beat-Park-Open-Air“ in Hemer auf. Mit dabei sind außerdem Moop Mama, Roger Rekless & Band und einige mehr. Gekoppelt ist das Festival an die deutsche Skatemeisterschaft, den COS-Cup. Einlass ist ab 16 Uhr, Beginn um 17 Uhr. Der Eintritt kostet 14,90 Euro.
Auf seiner Facebook-Seite verlost Nico Suave am Samstag noch Gästelistenplätze, unter www.facebook.com/nicosuaveofficial. Hier gibt es außerdem weitere Informationen zum Festival.
Mitveranstalter und Stadt-Jugend-Pfleger in Hemer, Daniel Braun, ist froh seinen Kumpel Nico Suave auf die Bühne zu bringen: „Der Lokalbezug tut dem Festival gut. Und mit Moop Mama ist es dieses Mal was ganz neues und anderes.“