Werringsen. .

Sie hatten sich gegen 17 Uhr auf ihrer Weide erschreckt, waren losgelaufen und hatten einen Elektro- und einen Stacheldrahtzaun überrannt: 27 Kühe von Bauer Heinrich Goeke aus Werringsen sind am Montag ausgebüxt. Sieben von ihnen waren bis gestern Abend, 19 Uhr, noch auf der Flucht. Die Nacht hatten sie im Wald verbracht.

Bauer Heinrich Goeke pflügt am Montag sein Feld, als er bemerkt, dass die Kuhherde losprescht und die Zäune durchbricht. „Wovor sie sich erschreckt haben? Ich weiß es nicht“, sagt er rückblickend. Er alarmiert Nachbarn und die Polizei. Nach und nach finden sie Tiere, können sie einfangen und zurück zum Stall transportieren. Anwohner entdecken ein paar Tiere im Vorgarten in der Nähe der Neuapostolischen Kirche an der Von-Mellin-Straße, mitten im Wohngebiet. Sie haben einen Zaun zerstört und Autos beschädigt. Auch diese Tiere kann Bauer Goeke auf den Hänger laden. Acht Kühe allerdings sind nicht zu fangen. Gegen 23 Uhr bricht das Team die Aktion wegen der Dunkelheit ab. Am Dienstagmorgen geht die Suche weiter. „Ein Tier haben wir, auf dem Futtertrog liegend, in der Nachbarschaft gefunden“, berichtet Goeke am Dienstagmittag. „Die Kuh hatte sich dort satt gefressen.“

Doch die Suche wird schwieriger. Drei Kühe sind in der Umgebung des Hexenteiches unterwegs, drei in Richtung Lahr, eine schlägt sich allein durch – etwa vier Kilometer vom Heimat-Stall entfernt. Die Tiere sind nervös. „Sind sie nicht binnen 48 Stunden eingefangen, dann sind sie wild“, beschreibt Goeke.

Spaziergängern, die den Kühen begegnen, rät er folgendes: „Die Polizei rufen, nicht versuchen, sie selbst einzufangen.“ Denn ein Tier wiegt etwa 500 Kilogramm. Wenn die in Bewegung kommen, kann es gefährlich werden. Auch, wenn die Tiere auf Straßen laufen. Deshalb ist die Polizei bei der Einfang-Aktion vor Ort. Sollten die Kühe die Sicherheit von Menschen gefährden, dann dürfen sie auch getötet werden.

Für den Landwirt bedeuten die ausgebüxten Tiere Stress und Sorgen. Einige Kühe sind hochtragend, sollen im Juli kalben. „Es sind Zuchttiere“, sagt der Landwirt aus Werringsen. Ein Tier ist etwa 1500 Euro wert. Dass Kühe sich so lange so weit entfernt vom Stall aufhalten, hat Heinrich Goeke noch nicht erlebt. Vor Jahren sind schon einmal Kühe von der Weide ausgebrochen: „Doch die waren nach eineinhalb Stunden wieder drin.“

Der Fall erinnert an den der Kuh Yvonne. Sie hatte im Sommer 2011 für Schlagzeilen gesorgt. Yvonne war in Bayern von einer Weide entflohen und hatte sich drei Monate lang nicht einfangen lassen.