Menden. .

Knapp ein halbes Jahr ist er nun Leiter der Volkshochschule: Im WP-Gespräch zieht Achim Puhl eine erste Zwischenbilanz.

WP: Herr Puhl, was sind Sie eigentlich: Mehr Pädagoge oder mehr Manager bei der VHS?

Achim Puhl: Ganz klare Antwort: Manager. Ich bin ja auch der erste geschäftsführende VHS-Leiter, die bisherigen Positionen des pädagogischen Leiters und des Geschäftsführers sind damit vereint. In der Praxis bedeutet das, dass ich keine eigenen Kurse geben werde. Ich habe andere Aufgaben.

WP. Welche sind das ?

Puhl: Ich sehe es zum Beispiel als meine Aufgabe, neue Aufgabenfelder und auch neue Einnahmemöglichkeiten für die Volkshochschule zu erschließen. Wir werden nicht mehr Geld von der öffentlichen Hand erhalten, deshalb ist es wichtig zu schauen, wo wir Geld herbekommen.

WP: Wo können solche Einnahmequellen liegen?

Puhl: Zum Beispiel in der Fortbildung für Unternehmen. Wir haben hier schon erste Erfolge. Wir bieten den Firmen an, ihre Mitarbeiter fortzubilden. Solche Gespräche zu führen und Aufträge an Land zu ziehen – darin sehe ich unter anderem meine Aufgabe als VHS-Leiter. Mir sind die klassischen Gebiete der Erwachsenenbildung sehr wichtig. Mir ist aber auch wichtig, dass die VHS ihre sozialen Aufgaben erfüllt und Menschen durch Bildung Chancen ermöglicht. Gerade um diese Aufgaben zu bewältigen, ist es wichtig, die Volkshochschule auf eine gesunde wirtschaftliche Basis zu stellen.

WP: Sie haben schon kurz nach Amtsantritt das VHS-Programm durchforstet. Kehren Sie nun mit dem eisernen Besen und streichen alle Kurse, die sich nicht lohnen?

Puhl: Nein, aber in der Tat haben wir uns jedes einzelne Angebot angeschaut: Ein Viertel der Angebote zum ersten Semester sind neu. Man muss jedes Mal die Frage stellen: Was wird in der Gesellschaft diskutiert? Was bewegt die Menschen?

WP: War der Schritt denn erfolgreich?

Puhl: Ja, wir haben 30 Prozent Zuwachs bei den Anmeldezahlen. Ich muss sagen, das war ein Ergebnis, mit dem man nicht unbedingt rechnen konnte. Sie sehen mich also sehr erleichtert, dass wir mit dem überarbeiteten Angebot bei den Bürgern angekommen sind. Im Vorfeld war bei mir natürlich die Anspannung groß, ob das klappen wird.

WP: Funktioniert das Ganze jetzt um den Preis, dass „Exoten-Kurse” gar nicht mehr angeboten werden, sondern sich alles nach Beliebtheit und Wirtschaftlichkeit bemisst?

Puhl: Natürlich sind die Teilnehmerzahlen ein entscheidender Faktor. Aber wir haben deshalb extra unser Gebührensystem überarbeitet: Es ist möglich, auch Kurse unter der eigentlichen Mindest-Teilnehmerzahl anzubieten. Hier ist die Gebühr für den Einzelnen aber etwas höher: Die Kleingruppen sind etwa um ein Drittel teurer. Und mit der Überarbeitung des Programms haben wir auch „Klassiker” wiederbelebt. Wir haben etwa im Bereich Computer Kurse zu Twitter, Facebook und Co. ins Programm genommen – gleichzeitig sind aber auch die Anmeldezahlen für EDV-Grundkurse gestiegen.

WP: Macht Ihr Team denn auch diesen Kurswechsel mit? Zum einen die fest angestellten Mitarbeiter, zum anderen aber auch die Kursleiter auf Honorarbasis, die Ihnen ja jederzeit abspringen können?

Puhl: Soweit ich das sehe, hat uns keiner der Kursleiter verlassen. Ohne sie wäre unsere Arbeit auch nicht möglich. Ich denke, wir sollten auch die Honorarsatzung noch einmal überarbeiten. Insgesamt gilt, dass ich als Leiter natürlich aufpassen muss, dass das gesamte Team, auch die Festangestellten, mitgenommen wird. Ich wünsche mir, dass alle im Boot bleiben. Aber wir müssen auch schauen: Wo ist die Geschwindigkeit zu schnell? Das kann nur ein gemeinsamer Weg sein: Ich bin offen und kritikfähig.

WP: Gab es denn Kritik?

Puhl: Ich habe auch schon Hinweise bekommen, dass manches zu schnell geht. Das sind Dinge, die ich mir zu Herzen nehme. Ich habe hier ein sehr gutes Team, die Volkshochschule Menden-Hemer-Balve ist personell sehr gut aufgestellt. Und ich habe im vergangenen Jahr vor meinem Amtsantritt viel mit meinem Vorgänger Peter Gausepohl gesprochen. Das war sehr hilfreich. In Vergleichsstudien schneidet die VHS Menden-Hemer-Balve gut ab. Hier ist also eine gute Basis gelegt worden.

WP: Morgen moderieren Sie die Diskussionsrunde „Wir machen Menden - eine Stadt verändert sich”. Sie haben bereits die Podiumsdiskussion der Grünen zu Kindergärten moderiert und waren in gleicher Rolle auch schon in Hemer aktiv. Werden Sie jetzt zum obersten Showmaster in Menden?

Puhl: Das vielleicht nicht. Aber ich sehe es auch als meine Aufgabe, die VHS nach außen zu repräsentieren und auch die gesellschaftliche Debatte in Menden zu gestalten: Politische Diskussionen zu moderieren gehört dazu. Mit unserer Reihe „Hönne aktuell” wollen wir regelmäßig aktuelle Themen aufgreifen.

WP: Wird es auch vor der Landtagswahl eine Diskussionsveranstaltung mit den Kandidaten geben?

Puhl: Wir stehen derzeit im ersten Kontakt mit den Kandidaten, die ja gerade benannt werden. Für den 2. oder 3. Mai haben wir eine Diskussion geplant. Der Ratssaal in Menden ist hierfür bereits reserviert. Wenn der Termin mit abgestimmt ist, werden wir selbstverständlich die Öffentlichkeit informieren und hoffen auf eine rege Beteiligung. Die jüngsten Wahlen in Berlin und dem Saarland haben ja gezeigt, dass neue Parteien durchaus eine Chance haben, in den Landtag einzuziehen.