Menden. .

Eine schnörkellose Biographie hat er nicht vorzuweisen – dafür eine umso lebhaftere. Achim Puhl ist seit Oktober vergangenen Jahres Leiter der Volkshochschule Menden-Hemer-Balve. Eine Aufgabe, die sich in seiner Schulzeit sicherlich nicht aufgedrängt hätte.

Achim Puhl bekennt offen und ehrlich: „Ich war ein ganz schlechter Schüler.” Er bleibt sitzen, schafft das Abitur mit Ach und Krach und wendet sich nach der Schule erst einmal dem Praktischen zu. Er flieht aus der bayrischen Provinz nach Berlin und absolviert dort eine Tischlerlehre.

Mit der Abenteuerlust ist es da aber noch nicht vorbei. Mit einem Freund will er Anfang der 90er-Jahre eigentlich für längere Zeit nach Brasilien, vorher ist aber sein Ziel, in Portugal die Sprache zu lernen. Dort bleibt er erst einmal hängen. Zweieinhalb Jahre lang betreibt er eine kleine Schreinerei samt Fahrradladen. Eine schöne Zeit, wie der 45-Jährige rückblickend sagt, aber auch eine, in der er einen neuen Blick auf Deutschland erhält: „Ich habe vor allem gemerkt, welch ein gutes Bildungssystem wir haben.”

Achim Puhl  während seiner Zeit in Portugal in den 90er Jahren.
Achim Puhl während seiner Zeit in Portugal in den 90er Jahren. © WP

Für den einst so schlechten Schüler wird die Bildung nun zum beruflichen Lebensthema. Nach seiner Rückkehr studiert er in Augsburg Erwachsenenbildung, arbeitet danach an der Volkshochschule Ulm. Schließlich widmet er sich der Forschung, arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Deutschen Institut für Erwachsenenbildung und am Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik.

Er versucht aber gleichzeitig, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Um mehr Zeit für seine Tochter zu haben, die bei der von Achim Puhl getrennt lebenden Mutter wohnt, arbeitet er in Teilzeit – zuletzt für eine Volkshochschule in der Nähe von München und eine Uni-Klinik in Baden-Württemberg, wo er ein System der Frühen Hilfen entwickelt.

Die Bewerbung auf die Stelle des Volkshochschulleiters ist ein neuerlicher Wechsel für Achim Puhl. Die private Lebenssituation hatte sich für ihn geändert: Die jüngste Tochter ist inzwischen größer, Puhl hat aber noch einmal geheiratet und eine weitere kleine Tochter bekommen. Für ihn nun der Anlass, wieder voll in den Beruf einzusteigen – dass er kurz nach Amtsantritt im Dezember einen „Vatermonat“ für seine kleine Tochter beansprucht, zeigt aber, dass er auch weiter das schaffen will, was für viele eine Herausforderung ist: Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen.

Menden kennt er überhaupt nicht, als er sich um die Stelle bewirbt – aber schon jetzt ist er begeistert. Er wohnt zwar auf Fröndenberger Gebiet – in Frömern. Doch als begeisterter Fahrradfahrer will er demnächst das Mendener Stadtgebiet besser kennenlernen.

Für sein Hobby Klettern kommt das aktuelle Total-Kletterverbot im Hönnetal hingegen höchst ungelegen: Er wollte demnächst die Felsen testen.