Menden. .
Seine Aussage im Prozess um die Baukredit-Affäre der Sparkasse Menden war mit einiger Spannung erwartet worden: Der gestern geladene Zeuge hatte mit seiner früheren Neheimer Bauträgergesellschaft eine ganze Reihe von Objekten gebaut, die die angeklagten externen Kredit-Vermittler Wolfgang A. und Johannes H. zu – laut Staatsanwaltschaft – überhöhten Preise vermittelt hatten.
Von ihm war erwartet worden, dass er Näheres zu der Entstehungsweise der Immobiliengeschäfte hätte sagen können. Doch der Zeuge erschien gestern Morgen einfach nicht vor dem Arnsberger Landgericht. 200 Euro Ordnungsgeld muss er zahlen – bei der Fortsetzung am 2. April soll er nun gehört werden.
Dass der wichtige Zeuge nicht erschienen war, war durchaus beispielhaft dafür, wie zäh der Mammutprozess voran kommt. Ein Kreditnehmer nach dem anderen muss gehört werden – und die Erinnerungen sind nach all den Jahren eher vage. So wurde gestern ein heute 39 Jahre alter Staplerfahrer aus Lippstadt gehört. Der Spätaussiedler wollte im Jahr 2003 Geld anlegen und war an Johannes H. gelangt.
Laut dessen Berechnungsbeispiel sollte der 39-Jährige für eine Eigentumswohnung, die als Geldanlage vermietet werden sollte, dank Mieteinnahmen und Steuerersparnis nur 270 Euro im Monat zahlen. Als die Mieter ausblieben, waren es am Ende aber 900 Euro im Monat. Nach Abzug seiner eigenen Miete blieben dem Staplerfahrer gerade mal gut 200 Euro im Monat zum Leben. Finanziert wurde das Ganze von der Sparkasse Menden – einen Sparkassen-Mitarbeiter gesehen hatte der 39-Jährige aber nie. Alles wurde von den Kreditvermittlern erledigt.
Nur schlechtes Geschäft?
Inzwischen ist die Sache für ihn geregelt: Die neue Sparkasse Märkisches Sauerland hat im Zuge der vielen Vergleiche im vergangenen Jahr auch dieses Wohnung übernommen. Für den Spätaussiedler bleibt neben dem Ärger nur der finanzielle Schaden, dass er seine Lebensversicherung, in die er um die 8000 Euro eingezahlt hatte, nun verloren hat. Für Anwalt Hans-Joachim Claussen ein wichtiger Punkt. Denn abgesehen von der Lebensversicherung sei für den Zeugen ja kein Schaden entstanden. Beim vorherigen Prozesstag habe ein Zeuge sogar seine Altschulden durch die Baufinanzierung beglichen – und auch hier habe die Sparkasse die Immobilie letztlich zurückgenommen.
Immer deutlicher wird, worauf der Jurist hinaus will: Wo kein Schaden entstanden sei, gebe es auch keine Straftat. Die Provisionen, die A. und H. kassiert hätten, seien ebenfalls bekannt und zulässig. Und die Sparkasse habe dies alles wissentlich finanziert.
Würde Claussen am Ende Recht behalten, dann hätte die Sparkasse Menden schlechte Geschäfte gemacht – hätte aber selbst Schuld daran. Die damalige Schlagzeile im Nachrichtenmagazin Der Spiegel zum Thema hätte ihre Richtigkeit: „Bankraub mit anderen Mitteln“.