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Weihnachten steht kurz vor der Tür. Für die meisten bedeutet das Ferien, Christbäume und Feiern mit der Familie. Doch was ist,wenn die Lieben ganz fern sind? Die Junge WP hat mit Jugendlichen gesprochen, die in anderen Ländern Weihnachten gefeiert haben. Sie waren als Austauschschüler in den USA, in Frankreich, in Kanada. Außerdem kommen Viviana aus Ecuador und Vicky aus Griechenland zu Wort. Geschichten von Kultur-Unterschieden, Heimweh und trotzdem schönen Festtagen.

In Griechenland ist alles viel mehr geschmückt

Vicky Kotsikou, 17, Griechenland: „Ich bin im Sommer 2010 mit meiner Mutter nach Griechenland gezogen. Dieses Jahr ist das erste Mal, dass ich über Weihnachten in Griechenland bin, seitdem ich dort lebe.

Das Erste, was einem auffällt, ist, dass in Griechenland alles viel mehr geschmückt wird. Die ganze Innenstadt ist voller Lichterketten, doch das teilweise gute Wetter macht es einem oft schwer, eine weihnachtliche Atmosphäre aufkommen zu lassen. Lichterketten und Sonne passen nun mal nicht so gut zusammen.

Das Weihnachtsfest an sich ist im Großen und Ganzen sehr ähnlich wie hier in Deutschland: Man ist an den Feiertagen mit der Familie zusammen und es gibt immer viel leckeres Essen. Nur auf die Geschenke muss in Griechenland länger gewartet werden: An Neujahr ist der Feiertag des heiligen Vasilios und traditionell werden erst dann alle beschenkt. Doch auch dann sitzt man gemeinschaftlich um den Tannenbaum, genauso wie in Deutschland auch.“ Moritz Litterst

Bierflaschen-Anhänger als Christbaumschmuck

Ramona Schmitz
Ramona Schmitz © WP

Ramona Schmitz, 17, aus Balve, vor einem Jahr als Austauschschülerin in den USA: „In Amerika ist Weihnachten ganz anders, als ich es gewohnt bin: Es gibt weniger Süßigkeiten, außerdem war der Tannenbaum sehr bunt und schrill – zum Beispiel gab es Bierflaschen-Anhänger am Weihnachtsbaum und sehr viel Schnee. In der Vorweihnachtszeit gab es keinen Adventskalender und eine große Weihnachtsfeier gab es erst am ersten Weihnachtstag mit vielen Verwandten.“ Vanessa Schmitz

Weihnachtsgrüße per Mail und Facebook

Christin Co
Christin Co © WP

Christin Co, 16, aus Balve, ein Teil ihrer Familie lebt in den USA: „Dieses Jahr ist Weihnachten ein ganz besonderes Fest für mich. Wir feiern immer Heiligabend bei meiner Oma und meiner Tante und zum ersten Mal ist meine kleine Cousine, die im November geboren ist, mit dabei. Aber immer, wenn wir Weihnachten feiern, denke ich auch an meine Familie in Amerika. Meine andere Oma, meine Tante, Onkel, Cousine und Cousin leben in der Nähe von San Francisco. Diesen Sommer habe ich sie sechs Wochen besucht und richtig gut kennen gelernt. Aber leider können wir uns an Weihnachten nicht sehen, jede Familie feiert ja auch für sich. Wir schicken uns manchmal zu Weihnachten Päckchen oder mein Papa bringt Geschenke mit, wenn er sie besuchen fliegt. Dafür gibt es dann Weihnachtsgrüße per Mail oder Facebook. Und wir telefonieren. Einmal habe ich mit meiner Cousine geskypt und dann auch meine Oma gesehen. Das ist schon etwas Schönes, sich in der Kamera zu sehen. “ Jana Hofmann

Der Festschmaus heißt in Frankreich „réveillon“

Josephine Kißmer
Josephine Kißmer © WP

Josephine Kißmer, 17, aus Menden, 2010/2011 ein halbes Jahr Austauschschülerin in Frankreich: „Während man in Deutschland schon längst vor verschlossener Ladentür stehen würde, kann man sich in Frankreich am Nachmittag des 24. noch ganz bequem für die Feiertage eindecken: Der 24. ist bei den Franzosen ein ganz normaler Arbeitstag, erst am Abend beginnen die Festlichkeiten. Dazu trifft sich meist die ganze Familie, um das „réveillon“ einzunehmen – den Weihnachtsschmaus. Ganz oben auf der Liste der beliebtesten Weihnachtsgerichte steht der Truthahn, gefüllt mit Maronen. Gläubige Familien besuchen die Mitternachtsmesse. Die Geschenke bringt der Père Noël in der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember.“ Josephine Kißmer

Geschenkeauspacken im Schlafanzug

Elisabeth Scheffer
Elisabeth Scheffer © WP

Elisabeth Scheffer, 17, aus Bösperde, hat ein halbes Jahr bei einer Gastfamilie in den USA verbracht: „Ich habe Weihnachten in Übersee verbracht und einiges anderes erlebt. Nicht nur, dass Weihnachten nur am 25. Dezember gefeiert wird, man packt die Geschenke auch gemütlich morgens aus, während man noch den Schlafanzug trägt. Um aber trotzdem ein bisschen deutsche Weihnachtsstimmung zu bekommen, habe ich ganz traditionell an Heiligabend mit meiner Familie geskypt, um bei der Bescherung dabei zu sein. Besonders klasse war die Weihnachtsdekoration meiner Gastfamilie. Diese bestand aus unendlich vielen Lichterketten, die mein Gastzuhause zum meistbeleuchteten Haus der Stadt machten! Auch wenn ich mich freue, dieses Jahr wieder in Deutschland feiern zu können – den typischen „Turkey“ werde ich wohl vermissen. Geraldine Klinke

In Venezuela gibt es traditionell Hallaca

Viviana Parra.
Viviana Parra. © WP

Viviana Parra, 17, aus Venezuela, derzeit Austauschschülerin in Menden: „Zu Weihnachten trifft sich in Venezuela die ganze Familie. Am Heiligen Abend wird immer gemeinsam das traditionelle Weihnachtsessen vorbereitet, jedes Jahr in jeder Familie das gleiche: Hallaca. Es handelt sich um in Palmenblätter eingerollte Päckchen aus Maismehl, gefüllt mit Fleisch und Oliven. Dazu gibt es Brot und Salat. Die Bescherung unterm Tannenbaum findet immer um genau 23 Uhr statt. Die Geschenke werden verteilt und alle liegen sich in den Armen. An Weihnachten machen sich alle besonders schick, gläubige Familien gehen in die Kirche, die anderen bleiben lieber zu Hause. Fast jede venezolanische Familie baut eine Krippe auf, die sogenannte „Nacimiento“. Josephine Kißmer

Am 25. Dezember gibt es eine große Party

Lena Schrader
Lena Schrader © WP

Lena Schrader, 16, aus Neuenrade, derzeit in den USA: „Am 24. ist hier Christmas Eve, da werde ich mit meiner Gastfamilie viel unternehmen. Am Abend werden wir Essengehen und vielleicht auch schon die Geschenke auspacken, obwohl man die erst am 25. Dezember (Christmas Day) auspackt. Am 25. Dezember werden wir anschließend bei meiner Mum essen und hinterher gibt es eine Party. Ich freue mich total, weil meine Gastfamilie fast wie meine richtige Familie ist. Aber ich glaube, dass es eine der schwierigsten Zeiten in diesem Jahr wird. Meine Oma hat mir sogar extra Lebkuchen gemacht und einen Adventskalender habe ich auch. Der Baum steht schon Wochen vorher und es ist kälter als in Deutschland, Schnee ist bis jetzt noch nicht liegen geblieben. Meine Familie in Deutschland bekommt auf jeden Fall ein Paket mit Geschenken drin.“ Alina Schwartpaul

Eine kleine Tanne im Spind der Schule

Sophia Kohlhaas, 17, Menden, war für ein halbes Jahr in Kanada: „Weihnachten in Kanada zu verbringen, war eine wirklich tolle Erfahrung. Alles war kitschig geschmückt, nicht nur im Haus. Das Schmücken der Gärten hatte sogar wettbewerbsähnliche Züge. Aber besonders in der Schule konnte Weihnachtsstimmung aufkommen. Denn viele liefen mit Weihnachtsmützen herum, ein Junge hatte sogar eine kleine Tanne in seinem Schulspind! Vor Weihnachten gab es dann eine große Feier, auf der Kuchen versteigert wurden. Eine wirklich besinnliche Tradition war jedoch nicht zu erkennen. Beispielsweise ging die Familie, in der ich das halbe Jahr lebte, nicht zu Kirche. Das gemeinsame Singen hat mir auch gefehlt und auf die Geschenke musste ich eine Nacht länger warten, da ich diese erst am Morgen öffnen durfte. Insgesamt war es sehr schön, aber das besinnliche Weihnachten in meiner Familie ist für mich immer noch das Schönste.“ Hannah Löwer