Menden. .

Sie hatten nur eine Runde mit Omas Auto fahren wollen: Am Ende waren drei Menschen schwer verletzt, schwebten sogar in Lebensgefahr. Am Dienstag wurde der Fall vor dem Jugendrichter verhandelt. Richter Hennemann verurteilte den 19-jährigen Unfallfahrer zu 200 Sozialstunden.

Am 3. März dieses Jahres hatte der heute 19-Jährige eigentlich nur sein Auto von der Werkstatt abholen wollen, einen Freund hatte er als Beifahrer mitgenommen. Eine halbe Stunde war Zeit, bis das Auto fertig war: Von Lendringsen aus sollte es über Oesbern zurück nach Lendringsen gehen. Der Angeklagte saß am Steuer des VW Passat seiner Großmutter, das Duo war auf dem Oesberner Weg in Richtung Menden unterwegs. „Von oben habe ich rollen lassen“, sagte der Angeklagte. Sein Freund auf dem Beifahrersitz habe noch „Brems!“ gerufen, er habe „Ich bremse ja schon“ geantwortet, dann sei jede Erinnerung an den Unfall verschwunden, sagte der 19-Jährige: „Schwarz, alles schwarz.“

Die Polizei geht davon aus, dass der Schüler wegen überhöhter Geschwindigkeit in einer Kurve von der Fahrbahn abkam: Er raste in den Gegenverkehr und prallte frontal mit etwa 80 Stundenkilometern mit einem Lieferwagen zusammen; Höchstgeschwindigkeit auf diesem Stück des Oesberner Wegs ist 70 km/h. Die beiden jungen Männer waren zügig befreit, doch es dauerte eine Dreiviertelstunde, bis die Feuerwehr den eingeklemmten Fahrer des Lieferwagens bergen konnte. Der Oesberner Weg war vier Stunden lang gesperrt.

Alle drei waren schwer verletzt, mussten intensivmedizinisch behandelt werden. Noch heute gibt es bei allen Beteiligten Spätfolgen des Unfalls: Der junge Fahrer hat Einschränkungen am Handgelenk und an der Hüfte, sein Freund muss ebenfalls erneut am Handgelenk operiert werden. Am schwersten hat es aber den 54-jährigen Lieferwagen-Fahrer getroffen: Er riecht und schmeckt seit dem Unfall nichts mehr, ein Auge hat nur noch zehn Prozent Sehkraft, auf beiden Ohren trägt er ein Hörgerät, einen Fuß kann er nur noch etwa eine Stunde lang belasten. Ob er je wieder als Kältemonteur arbeiten kann, ist noch unklar.

Der Vater des Unfallfahrers hat seinen Sohn als „besonnenen Fahrer“ beschrieben. „Wenn er allein im Auto gewesen, wäre es wohl nicht passiert“, trug der Jugendgerichtshelfer vor, der von jugendtypischem Verhalten und totaler Selbstüberschätzung spricht.

Der Angeklagte entschuldigte sich vor Gericht noch einmal bei dem Lieferwagen-Fahrer. Richter Hennemann verurteilte den 19-Jährigen zu Sozialstunden und einem dreimonatigen Fahrverbot: „Sie sind mit den Folgen direkt konfrontiert“, so Hennemann, „und müssen sich diesen Unfall über einen langen Zeitraum vor Augen führen.“