Menden.

Gleich mehrere Grund- und weiterführende Schulen in städtischer Trägerschaft müssen um ihre Zukunft bangen. Der Schulausschuss könnte bereits am Dienstag ein umfassendes Schließungs- und Zusammenlegungspaket auf den Weg bringen. Auf der eher sicheren Seite scheint einzig die Realschule Lendringsen zu sein. Schulexperten verwundert das nicht.

Mit gesundem Selbstbewusstsein dürfen Schulleitung, Kollegium, Schüler und Elternschaft die aktuellen Entwicklungen verfolgen. „Niemand von uns wäre froh, wenn die Hauptschule Lendringsen nicht mehr da wäre. Aber wir müssen uns darauf einstellen, dass wir bald allein im Schulzentrum sein könnten“, äußerte sich Heinz Schulte, Rektor der Realschule Lendringsen, gegenüber der WP. Und er wird auch grundsätzlich: „Es ist wichtig und richtig, dass für Menden endlich eine Gesamtschule kommen wird.“

Keine Sorge, dass eine Gesamtschule zum großen Konkurrenten für die eigene Einrichtung werden könnte und Schüler wegnimmt? Schulte: „Wir haben uns in all den Jahren gut positioniert, weil wir konsequent auf den Willen von Eltern eingegangen sind.“ So hat die Realschule tatsächlich erfolgreich einen Sonderweg beschritten, der nach wie vor für alle Jahrgangsstufen Dreizügigkeit beschert. Schülerzahlen liegen seit Jahren stabil bei 460 bis 470. Aktuell sind es 461.

Freiheit der Wahl

„Wir lassen Schülern und Eltern vor allem die Wahlfreiheit“, sehen sich Schulte und Kollegium mit ihren pädagogischen Ansätzen bestätigt. Es gibt an drei Tagen einen offenen Ganztag mit der Möglichkeit, in der Mensa zu essen. Und der kann montags, mittwochs und donnerstags höchst individuell gestaltet werden. Schulte: „Wenn beispielsweise Schüler im 5. oder 6. Schuljahr ihn an allen Tagen nutzen wollen, um sich in Deutsch, Englisch oder Mathematik zu verbessern, herzlich gern. Dann ist das kein Problem. Wenn jemand es nur an einem Nachmittag möchte, geht auch das.“ Sogar ganz ohne Pauken kann der Ganztag verbracht werden. Etwa nur mit Angeboten im musischen oder sportlichen Bereich.

Schulte: „Wir erleben bei uns seit Jahren, dass viele Eltern für ihre Kinder eben nicht durchgehend den offenen Ganztag wollen. Es ist für uns absolut nachvollziehbar, wenn die jungen Leute die Nachmittage für sich haben wollen, um vielleicht Sportvereine, Musikschule oder die Bücherei zu besuchen.“

Ausgebucht

Während sich derzeit viele Schulen sorgen, überhaupt den Ist-Stand halten zu können, gilt für die Realschule Lendringsen: Sie kann gar nicht mehr Schüler aufnehmen, weil sie auf maximal drei Züge ausgelegt ist. Alle Räume werden somit genutzt. Schulte: „Unser Kollegium ist mit 30 Lehrerinnen und Lehrern so groß, dass es bei uns im Grunde keinen Unterrichtsausfall gibt.“

Für die meisten Realschulen im Lande gilt, dass sie typische Aufsteigerschulen sind. Die Quote der Absolventen mit Qualifizierung für die Sekundarstufe ist in Lendringsen jedoch überdurchschnittlich hoch. Schulte: „Im Entlassjahrgang 2011 waren es 58 Prozent.“ (46 von 79).

Die Vorschläge der Stadtverwaltung zur Zukunft der Realschulen in Menden dürften am Tag nach den Herbstferien ein heiß diskutiertes Thema sein. Demnach könnte es für den Standort Menden eng werden, weil nur noch Lendringsen Realschulangebote vorhalten soll. Zahlreichen Politikern kommt das nicht ungelegen. Nicht nur für die CDU als größter Fraktion gilt: „Grundschulschließungen im Stadtteil, Bücherei- und Bürgerbüroauflösung sind schon extrem schwierig zu verkaufen. Und dann Lendringsen noch weitere Infrastruktur wegnehmen? Nicht mit uns.“

Ausgerechnet das Standort-Argument, das für Lendringsen spricht, könnte der Realschule Menden zum Verhängnis werden. Längst räumt ihr nicht nur die Stadtverwaltung in der Mühlstein-Situation mit den direkten Nachbarn HGG, HS Gelber Morgen und bald Gesamtschule kaum noch Chancen ein. Letztlich jedoch entscheiden einzig die Eltern mit ihrem Anmeldeverhalten. Die Realschule Menden kämpft derzeit den härtesten Kampf ihrer Schulgeschichte.