Bösperde. .

Ihre großen Geschwister liefern bereits den größten Batzen der regenerativen Energien in Deutschland. Für den Hausgebrauch werden Windräder bislang aber eher selten genutzt. Dabei ist der Wind auch in Menden eigentlich eine verlässliche Energiequelle. Aber rechnet sich eine Klein-Windkraftanlage auf dem Hausdach? Und welche Hürden müssen Hausbesitzer nehmen, bevor sie eigenen Windstrom produzieren dürfen?

Norman Eifler spricht von einem „richtig boomenden Markt“. Der 31-jährige Mendener, der vor zwei Jahren die Firma SunStream in Bösperde gründete, bietet seinen Kunden neben Photovoltaikanlagen und Solarthermie auch die Installation von Windturbinen an. „Im ersten Halbjahr 2010 gab es gerade einmal 70 bis 80 solcher Anlagen in ganz Deutschland. Seit Anfang dieses Jahres bekommen wir aber verstärkt Anfragen“, berichtet Norman Eifler.

Oftmals seien es Kunden, die ihre Photovoltaikanlage durch eine Klein-Windkraftanlage erweitern und den erzeugten Strom selbst nutzen wollen. Anders als bei Sonnenstrom ist die Einspeisevergütung für Strom aus Windkraft wesentlich geringer. Das Einspeisen in das öffentliche Stromnetz rechne sich für Privatleute im Vergleich zum Photovoltaikstrom kaum, sagt Eifler. Demnach dauert es auch länger, bis sich ein Klein-Windrad amortisiert hat.

Wer auf sein persönliches Windkraftwerk setzt, der sucht vor allem die Unabhängigkeit von den großen Stromanbietern. Allerdings ist der Weg dorthin mitunter steinig. „Die Baugenehmigung ist bislang das ganz große Problem“, erklärt Norman Eifler. „Neun von zehn Anlagen werden in Nordrhein-Westfalen nicht genehmigt.“ Der Mendener machte in den vergangenen Monaten die unterschiedlichsten Erfahrungen. So habe er in Neuss eine Anlage problemlos aufbauen können. „In Höxter ist die Genehmigung dagegen ein Riesenproblem“, schildert der 31-Jährige die Schwierigkeiten. „Große Windräder kennt jede Behörde. Die kleinen aber sind so neu, dass viele kleinere Behörden nicht Bescheid wissen.“ Auch im Mendener Bauamt habe er die Auskunft erhalten, dass man sich erst einmal schlau machen müsse. Und selbst das NRW-Bauministerium, an das sich Norman Eifler inzwischen gewandt hat, müsse die Thematik in Fachkreisen erörtern. „Die klären das momentan ab und wollen mich dann benachrichtigen“, hofft Eifler auf mehr Klarheit in Sachen Baugenehmigung.

Für die in Kanada produzierten Windturbinen mit einem Durchmesser von 1,80 Metern, die er seinen Kunden anbietet, hat der SunStream-Geschäftsführer ein Gesamtgutachten für ganz Deutschland in Auftrag gegeben. Von ihm erhofft er sich generell eine Erleichterung des Genehmigungsverfahrens.

Wie bei Photovoltaikanlagen auch, ist der Ertrag einer Windkraftanlage insbesondere vom Standort abhängig. Wer wissen möchte, ob sich sein Hausdach oder Grundstück eignet, hat verschiedene Möglichkeiten, die durchschnittliche Windgeschwindigkeit zu ermitteln. Der Deutsche Wetterdienst stellt die Daten zur Verfügung. „Das ist aber die sicherlich teuerste Variante“, weiß Norman Eifler. Eine weitere Möglichkeit bietet eine Windstudie, die mittels einer kleinen Wetterstation über drei Monate lang am vorgesehen Standort erstellt wird. „Die Werte werden dann auf das Jahr hochgerechnet“, erklärt Eifler. Gänzlich ohne Kosten komme man aus, wenn man das Internetportal www.windestimator.com nutze. Das sei zwar vornehmlich für Wassersportler gedacht und nicht ganz so genau wie ein Gutachten, leiste aber auch beim Bau von Windkraftanlagen gute Dienste.

Die Windgeschwindigkeit liege in unserer Region im Jahresdurchschnitt bei 4,5 bis 5,5 Metern pro Sekunde, erklärt Norman Eifler. Windturbinen der neuen Generation, wie der Bösperder sie vertreibt, können unter diesen Bedingungen 1274 bis 2325 kWh Strom pro Jahr erzeugen. „Bei exponierter Lage sind sogar bis zu 3000 kWh möglich.“ Klein-Windkraftanlagen können mittels eines Masts, der auf dem Dachboden befestigt wird, auf einem Schrägdach neben den Giebel gesetzt werden. Es besteht aber auch die Möglichkeit, sie auf einem Flachdach, einer Mauer oder auch auf einem Masten als Freilandanlage zu installieren.

Norman Eifler empfiehlt Kunden eine Windturbine, die er schließlich bei einem kanadischen Produzenten entdeckt hat und die mit ihren 20 kleinen Rotorblättern kaum Laufgeräusche erzeuge. Der Mendener ist sicher, dass Baugenehmigungen für diese modernen Stromlieferanten „in normalen Wohn- oder Industriegebieten kein Problem darstellen“.

Der 31-Jährige hat eine Ausbildung zum Fachkaufmann für Holz und Baustoffe absolviert und anschließend in verschiedenen Bereichen gearbeitet. „Über Umwege bin ich dann schließlich in die Branche Erneuerbare Energien gekommen.“