Wickede/Menden. .
Schock für die 224 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Marienkrankenhauses in Wickede-Wimbern: Der Krankenhausbetrieb soll zum 31. Dezember eingestellt werden. Schuld sind die hohen Verluste der vergangenen Jahre und die weiterhin negativen Prognosen.
Das Marienkrankenhaus in Wickede-Wimbern steht vor dem Aus: Zum Jahresende ist die Schließung beabsichtigt. Das hat am Dienstagnachmittag der Hospitalverbund Hellweg angekündigt. 224 Beschäftigte sind betroffen.
Die Verhandlungen mit den Beschäftigten haben begonnen. Seit Januar war das Marienkrankenhaus Wimbern mit seinen 122 Betten auf der Suche nach einem neuen Träger. Offensichtlich erfolglos.
Begründung damals: Als kleiner Verbund mit bisher vier Krankenhäusern sei man nicht in der Lage, die in Wimbern kommenden Aufgaben zu stemmen. Im Januar war der Hospitalverbund noch optimistisch, dass es binnen drei Monaten zu einer Übernahme kommen würde, da es mehrere Interessenten gab. Die Frage nach einer drohenden Schließung stelle sich daher nicht, hieß es damals. Jetzt wird sie wohl doch Realität werden.
Zuletzt gab es wohl noch einen ernsthaften Interessenten, der aber kurz vor Vertragsabschluss einen Rückzieher gemacht hatte. Das Krankenhaus selbst sah keine Möglichkeit, die Fallzahlen zu steigern.
Die Begründung des Katholischen Hospitalverbundes Hellweg
Das Katholische Hospitalverbund Hellweg gab zu der Entscheidung eine Mitteilung heraus, die hier in Ausszügen wiedergeben wird: “Da bundesweit kein neuer Träger für das Marienkrankenhaus Wickede-Wimbern gefunden werden konnte, wurde eine Weiterführung des Hauses in veränderten Strukturen geprüft. Diverse Zukunftsszenarien wurden erarbeitet, analysiert und besprochen, intern sowie durch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO, die als Dienstleister des Hospitalverbundes während der Verkaufsphase unterstützt hat. Keines der Szenarien zeigt jedoch eine Chance für die Fortführung des Marienkrankenhauses unter akzeptablen Bedingungen. Die beabsichtigte Beendigung des Krankenhausbetriebes am Standort Wickede-Wimbern steht damit am Ende eines langen Prozesses.
Wunsch des Trägers im Blick auf die soziale Verantwortung ist, gemeinsam mit der Mitarbeitervertetung für die 224 Beschäftigten des Marienkrankenhauses eine mittelfristige Perspektive und Absicherung zu gewährleisten. Dazu können Verhandlungen zum Beispiel über einen Sozialplan sowie eine Beschäftigungs-Qualifizierungs-Gesellschaft gehören, was im Einzelnen in Gesprächen mit der Mitarbeitervertretung zu klären sein wird. Unmittelbar morgen beginnen zudem individuelle Betreuungs- und Beratungsangebote für die einzelnen Mitarbeiter. (...)
Soziale Verantwortung für die 224 Mitarbeiter
Die Mitarbeiter und der Hospitalverbund als Träger haben sich in den vergangenen Jahren intensiv für das Marienkrankenhaus Wickede-Wimbern engagiert. (...) Trotz all dieser strukturellen, personellen und finanziellen Maßnahmen und dem hohen Engagement der Mitarbeiter stagnierte die Patientenzahl im Jahr 2010.
Auf Basis des Jahresabschlusses 2010 und der Prognose für 2011 (absehbarer Verlust: ca. 1,5 Millionen Euro) wurde aber erneut und dann endgültig eine Handlungsnotwendigkeit deutlich. Die Entscheidung des Verbundes, das Haus den großen privaten Klinikträgern zum Kauf anzubieten, fiel vor diesem Hintergrund und mit der vordringlichen Absicht, Arbeitsplätze und Standort zu sichern. Dieser Absicherung hatte der Verbund sogar von den Kaufinteressenten schriftlich eingefordert. In Kauf genommen hatte man dabei, sich einen finanzstarken privaten Konkurrenten sozusagen „direkt vor die Haustür“ zu holen.
Der gescheiterte Verkaufsprozess
Mit Beginn des Jahres 2011 begann der Verkaufsprozess, über den alle Mitarbeiter und die breite Öffentlichkeit am 11. Januar informiert wurde. (...) 11 potentielle Investoren waren schließlich im Verfahren, 8 Interessensbekundungen gingen ein. Diese Klinikbetreiber informierten sich in einem umfangreichen und detailreichen sogenannten Datenraum über die Gesamtsituation des Marienkrankenhauses. Danach erhielt der Hospitalverbund fünf Absagen. (...) Drei Angebote lagen dennoch vor, eines davon optimal für das Marienkrankenhaus.
Innerhalb der folgenden Verhandlungen zogen die beiden anderen Bieter ihre Angebote zurück. Der verbleibende Bieter vertiefte sein Angebot und zeigte große Investitionsbereitschaft. Überraschend und kurz vor Vertragsabschluss kam jedoch im Juni 2011 die Absage des Kaufinteressenten. Es folgte die erneute Ansprache potentieller Investoren, die erneut zwei Interessensbekundungen zur Folge hatte. Anfang September kam jedoch auch die endgültig letzte Absage. Damit musste der Hospitalverbund leider das Ende der Verkaufsbestrebungen akzeptieren.
Mit der heutigen Information an die MAV sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beginnen die Gespräche und Verhandlungen über die beabsichtigte Schließung. Bereits jetzt gibt der Hospitalverbund vor Ort im Marienkrankenhaus persönliche Hilfestellungen durch Beratung, psychologische Betreuung und die Vorbereitung auf eine sozialverträglich abgefederte Vorgehensweise. Täglich können Mitarbeiter auch während der Arbeitszeit Sprechstunden nutzen. Unverändert bleibt in den kommenden Wochen die Versorgung der Patienten im Marienkrankenhaus Wickede-Wimbern gewährleistet. Alle geplanten Behandlungen sowie die Notfallversorgung finden uneingeschränkt statt. Sollten aber Fragen zum Krankenhausaufenthalt oder geplanten Behandlungen bestehen, bieten weiterhin die Sekretariate der Chefärzte sowie das ab Mittwoch geschaltete Service-Telefon mit der Nummer 0800-5890287 in den nächsten Tagen Hilfestellung. Zentrale Bedeutung hat zudem die Klärung der Situation um den Notarztstandort am Marienkrankenhaus. Wir gehen hier unverzüglich in intensive Gespräche. Die wichtigen anstehenden Überlegungen zur Notärztlichen Versorgung der Bürger werden dann ab sofort über den Kreis Soest als Träger des Rettungsdienstes neu geplant. Zeitnah werden wir weiterhin die Öffentlichkeit über die jeweils nächsten Schritte informieren.“
Hier finden Sie die ungekürzte Pressemitteilung zur Schließung des Krankenhauses in Wickede-Wimbern.