Menden. .
Was hat er nicht alles erlebt: Geburt im Auto, mal eben unangemeldete Kunden von Menden nach Spanien kutschiert. Horst Sieben (71) blickt derzeit auf das 40-jährige Bestehen seines Taxi-Unternehmens zurück.
Sein Gesicht ist markant und hat ihn nicht nur in Menden zu einem Aushängeschild der Branche gemacht. Mehr aber noch haben seine Worte Gewicht. Horst Sieben spricht Klartext, wann immer es aus seiner Sicht sein muss. Und das ist ziemlich oft.
Vor gut 40 Jahren war er Angestellter bei Taxi Scheidt, als langsam ein Entschluss reifte: „Eigentlich könnte ich mich auch selbstständig machen. Ich war ja bei Scheidt in Personalunion Fahrer und Werbefachmann.“ Das damalige Motto „Taxi Scheidt – stets bereit“ ging auf ihn zurück.
Noch bevor er sich selbstständig machte, gelang Horst Sieben ein Coup mit Wirkung auf Jahrzehnte hinaus. Er sicherte sich die Rufnummer 2000. Mit der Folge, dass für die meisten Mendener Taxi 2000 viel geläufiger sein sollte als Taxi Sieben. „Ich hätte mir ja noch lieber die Kombination mit der Sieben vorn gesichert. Die Sieben als Anfangsziffer war jedoch in Menden nicht zu haben. Die war für Fröndenberger reserviert.“
Horst Sieben kannte sich längst gut genug in der Branche aus, um zu wissen, dass er mit einem Fahrzeug nie und nimmer klar kommen würde. „So bin ich dann mit zwei Wagen gestartet.“ Volles unternehmerisches Risiko eben. Denn auch vor 40 Jahren war der Markt hart umkämpft. „Ich bin Tag und Nacht für die Kunden da gewesen. Das war auch mein Anspruch, und es muss sich schnell herumgesprochen haben.“
Wagen zugeteilt
Vor 40 Jahren konnte Horst Sieben nicht einfach so ein Taxi kaufen: „Die Wagen wurden da noch von Daimler zugeteilt.“ Und für den Jungunternehmer kam in den Anfangsjahren noch ein weiteres Problem hinzu. „Ich erinnere mich noch, wie ich damals bei Heinrich Rosier im Zimmer gesessen habe: ,Du hast kein Geld’, sagte er mir auf den Kopf zu.“ Stimmte ja auch. „Ich durfte meine Schulden für den neuen Wagen abstottern. Und dafür bin ich Heinrich Rosier bis heute tief dankbar.“
Horst Sieben wurde in den 1970 und 80er Jahren zu einem der größten Anbieter seiner Branche in der Region. Auch deshalb, weil er nie gefragt hat, auch bei noch zu kurios scheinenden Wünschen. „Es gab Kunden, die regelmäßig nach Amsterdam wollten. Den Rest konnte ich mir doch denken.“
Er könnte Bücher schreiben über die vielen Erlebnisse. Er tut es jedoch nicht. Zu sehr achtet er die Privatsphäre seiner Kunden, die ihm und seinen Mitarbeitern oft so viel anvertrauen. Für die Branche gilt häufig: Ein Taxifahrer lernt in wenigen Monaten meistens mehr über Menschen als Psychologiestudenten in mehreren Semestern.
Der Blick auf die aktuelle Lage seiner Branche stimmt nicht nur Horst Sieben traurig. Der Mendener engagiert sich seit Jahren auch im berufsständischen Landesverband: „Die Lage wird für uns immer schwieriger. Die Politik schafft keine guten Rahmenbedingungen, und die Spritkosten strangulieren uns regelrecht.“
Es bleibt in der Familie
Dennoch zieht sich Horst Sieben derzeit nach und nach zurück. „Ich weiß das Unternehmen bei meiner Tochter Sandra und Schwiegersohn Nils in besten Händen.“ Beide tragen ein hohes Maß an Verantwortung. 17 Taxen und Busse sind im Einsatz; 16 fest angestellte Mitarbeiter stehen in Lohn und Brot.
Komplett zurückziehen will sich der Unternehmensgründer jedoch nicht. Es gibt noch hinreichend viele Stammkunden, die nach Möglichkeit von ihm kutschiert werden wollen. Dann wird auch schon mal Klartext geredet. Horst Sieben gegenüber der WP: „Es liegt so manches in Menden im Argen. Wir bräuchten einfach mehr weitsichtige Unternehmer wie Ulrich Bettermann.“ Dass er selbst einer gewesen ist, darüber verliert er kein Wort. Fast wäre auch keine Punktlandung zum Jubiläum Ende September gelungen. Tochter Sandra hatte sie arrangiert. Manchmal müssen sich auch Unternehmerväter fügen.