Menden/Iserlohn. .
Man könnte das Verhältnis zwischen Stadtverwaltung und Handwerkerschaft „suboptimal“ nennen. Es ist gestört, seitdem sich heimische Betriebe bei der Ausschreibung für die Rathausplatz-Sanierung übergangen fühlten. Und nachdem Bürgermeister Volker Fleige gestern Morgen aus Protest den Neujahrsempfang der Kreishandwerkerschaft vorzeitig verlassen hat, ist kurzfristige Besserung nicht in Sicht.
Wie Fleige am Nachmittag gegenüber der WP erläuterte, habe er den Empfang während der Rede des Kreishandwerksmeister Hans-Joachim Künzel verlassen. Künzel habe pauschal Bürgermeister kritisiert, sinngemäß habe er geäußert, nicht alle Bürgermeister seien Meister, sondern manche auch nur Lehrlinge oder Gesellen, und die Bürgermeister sollten bei ihren Entscheidungen daran denken, dass sie wiedergewählt werden wollten.
„Im Ton vergriffen“
„Diese Aussagen haben eine Reihe von Bürgermeistern empört“, berichtete Fleige. „Der Bürgermeister von Altena, Dr. Hollstein, und ich haben gemeinsam die Schlussfolgerung gezogen, die Veranstaltung zu verlassen.“ Dass andere Bürgermeister geblieben sind, möge daran liegen, dass sie „vielleicht etwas duldsamer“ seien. Fleige: „Ich gehe nicht auf einen Neujahrsempfang, um mich dort abkanzeln zu lassen.“
Dr. Andreas Hollstein bescheinigt dem Kreishandwerksmeister ebenfalls, sich „im Ton vergriffen“ zu haben: „Gäste behandelt man mit mehr Höflichkeit“. Im Nachhinein habe er gehört, dass viele weitere Gäste ähnlich empfunden hätten.
Interessen vertreten
Dass die Kritik der Kreishandwerkerschaft an der Vergabepraxis der Stadt Menden etwas mit seinem Verhalten zu tun habe, dementiert Fleige. Er habe auf das Verhalten des Kreishandwerksmeisters als Person reagiert, „das hat mit der Kreishandwerkerschaft nichts zu tun“.
Kreishandwerksmeister Hans-Joachim Künzel bestätigte der WP die ihm vorgeworfenen Äußerungen sinngemäß. Seine Kritik am Umgang mancher Bürgermeister mit der Handwerkerschaft verteidigt er, schließlich sei er verpflichtet, die Interessen der heimischen Handwerkerschaft zu vertreten. Künzel: „Was wir nicht vertragen können, ist behördliche Arroganz.“ Wer sich solche Kritik anziehe und den Raum verlasse, müsse das mit sich selbst ausmachen. Der Vorfall werde für ihn aber keine Auswirkungen auf das Verhältnis zur Mendener Stadtverwaltung haben: „Wenn die Verwaltung oder der Bürgermeister das Gespräch mit uns sucht, ist das kein Problem.“