Menden.

Sie legt sich manchmal mit einem flauen Gefühl schlafen: Cornelia Ottensmann aus Fröndenberg ist Diabetikerin. Die Sorge um eine Unterzuckerung und damit eine mögliche Ohnmacht begleitet sie im Alltag. Helfen soll jetzt Hund Chipo.

Er kann als Diabetiker-Warnhund künftig ganz genau aufpassen. Trainiert wird die Familie von Ann-Katrin Afting (19) aus Menden.

„Er pustet mich an”, beschreibt Cornelia Ottensmann Chipos Reaktion auf eine Unterzuckerung. Der Hund riecht und spürt, wenn sein Frauchen nachts in Not ist. „Vor kurzem hat er dann meinen Sohn geweckt, als ich nicht wach wurde”, erzählt die Fröndenbergerin.

Auf Herrchen oder Frauchen achten

Dieses Verhalten will Ausbilderin Ann-Katrin Afting jetzt verstärken. „Der Hund muss ruhig sein und auf sein Herrchen achten”, erklärt die 19-Jährige, welche Voraussetzungen ein Diabetiker-Warnhund mitbringen muss.

Zunächst wird die Beziehung zwischen Frauchen und Hund noch weiter verstärkt. „Klick, klick.” Sobald Cornelia Ottensmann den Klicker drückt, schaut Chipo zu ihr hoch. Das Geräusch bedeutet für ihn ein Leckerchen und damit eine Belohnung.

Nicht ablenken lassen

Chipo mit seinem Frauchen: Der Elo-Rüde wird zum Diabetiker-Warnhund ausgebildet. WP-Fotos: Frank Saul
Chipo mit seinem Frauchen: Der Elo-Rüde wird zum Diabetiker-Warnhund ausgebildet. WP-Fotos: Frank Saul © WP

Heute soll er in den Feldern in Bösperde lernen, sich nicht von der Umgebung ablenken zu lassen, sondern nur auf sein Frauchen zu achten. Noch ist Chipo aber an vielem interessiert: Radfahrern und anderen Hunden zum Beispiel. „Es ist heute seine zweite Trainingsstunde”, erklärt Ann-Katrin Afting und ruft ihrer Schülerin zu: „Du musst ihn stärker an die Seite nehmen, er ist ein Rüde.”

Eigenes Training entwickelt

Die 19-jährige Abiturientin hat ihre eigene Hündin in dreieinhalb Monaten zum Diabetiker-Warnhund ausgebildet. Je nach Trainingsintensität und Hund dauert es auch länger. Das Handwerk lässt sich nicht in staatlich geprüften Seminaren lernen. Ann-Katrin Afting hat ihr eigenes Training entwickelt, auch Behinderten-Begleithunde hat sie schon ausgebildet.

Ist die Bindung zwischen Mensch und Tier fest genug, wird der zweite Schritt trainiert. Cornelia Ottensmann wird Unterwäsche mitbringen, die sie zum Zeitpunkt einer Unterzuckerung getragen hat. Die Wäsche versteckt Ann-Katrin Afting in einem Spielzeug. Mit Hilfe des Spieltriebs wird der Hund auf diesen Geruch geprägt. „Das Prinzip wird auch bei Drogen-Spürhunden angewendet”, berichtet die Ausbilderin.

Chipo bellt ungern

Chipo ist ein Elo, eine Hunderasse, die ungern bellt. Weil er sein Frauchen deshalb nicht lautstark wecken kann, wird ihm Ann-Katrin Afting beibringen, eine Klingel zu bedienen. Cornelia Ottensmann wird sich dann ruhiger schlafen legen. „Wenn ich nicht schlafe, passe ich auf Dich auf. Wenn ich schlafe, musst Du auf mich aufpassen”, sagt die Fröndenbergerin und streichelt dem Hund über den Kopf. Denn sollte sie eine tiefe Unterzuckerung bekommen, sorgt Chipo in Zukunft dafür, dass sie oder ein anderes Familienmitglied durch lautes Klingeln wach wird.