Menden. Trotz eindringlicher Appelle der Fachleute: CDU, SPD und AfD lehnen dritte Klasse an Josefschule Menden ab. Kommt jetzt neue Lösung?
Trotz eindringlicher Appelle des MK-Schulaufsichtsbeamten Till Hübscher, trotz des Anmeldeverhaltens der Eltern und trotz der Expertise der Mendener Schulverwaltung: CDU, SPD und AfD haben im jüngsten Schulausschuss am Dienstagabend für eine hauchdünne Mehrheit von 10:9 gegen die Aufnahme einer zusätzlichen Klasse von i-Dötzchen an der Josefschule Menden gesorgt. Diese Mehrheit empfiehlt damit nun auch dem Stadtrat, bei seinem Beschluss aus dem Dezember zu bleiben. Demnach darf die Josefschule bei 62 angemeldeten Kindern weiterhin nur zwei Klassen aufnehmen, obwohl sie drei freie Klassenräume und das notwendige Personal hätte.
Zahl der Kinder pro Klasse an Josefschule würde drastisch ansteigen
Damit stiege die Zahl der Kinder pro Klasse an der Josefschule drastisch an. Die neue Bodelschwinghschule am Malvenweg sollte ursprünglich die drei Eingangsklassen erhalten, doch die 50 Anmeldungen für den Sommer dort geben nur zwei Klassenverbände her. Im Ergebnis verzichtet die Stadt Menden, der 21 neue Klassen zustehen, damit dann auch auf eine ganze Klasse 1, obwohl sie ihr zustünde, und bliebe bei 20. Um das zu verhindern, soll die Stadt auf CDU-Antrag jetzt prüfen, ob die bereits fünfzügige Albert-Schweitzer-Grundschule, die bei weitem größte im Stadtgebiet, noch eine weitere Klasse aufnehmen kann.
MK-Aufsicht empfiehlt eindeutig die dritte Klasse für die Josefschule
„Von einem Verzicht auf die 21. Klasse ist aus schulfachlicher Sicht dringend abzuraten, zumal die Schulplätze in der Innenstadt in Menden sehr knapp sind“, machte Till Hübscher eingangs der Beratung in seiner schulfachlichen Stellungnahme deutlich. Die Josefschule habe die Räume und auch das Personal, um eine dritte Eingangsklasse zu bewältigen. Er empfehle daher die Verlegung der dritten Klasse von der Bodelschwingh- auf die Josefschule.
Doch Hübscher hatte seine Rechnung ohne die Gegner dieser Lösung gemacht. Für die CDU machte Sprecher Frank Oberkampf deutlich, was hinter dem Widerstand gegen die vermeintlich naheliegendste Lösung im Sinne der Kinder und Eltern steht. Nachdem man bereits im letzten Jahr eine Ausnahme für eine dritte Eingangsklasse an der Josefschule gemacht habe, folgte jetzt die Wiederholung – und im kommenden Jahr womöglich wieder. Dann wäre die Josefschule wieder komplett dreizügig. Das aber würde angesichts des kommenden Rechtsanspruchs auf OGS-Plätze enorme Investitionen in den Schulstandort auslösen.
Schweitzer-Schulleiterin sieht Zusatzklasse an ASS sehr skeptisch
Frank Oberkampf beantragte deshalb für die CDU, dass die Stadt bis zur entscheidenden kommenden Ratssitzung prüfen möge, ob die Albert-Schweitzer-Grundschule im Lahrfeld eine zusätzliche Eingangsklasse aufnehmen kann. Dazu allerdings äußerte deren Leiterin Christiane Lohmann am Rande der Sitzung mit großer Skepsis.
SPD will die Rodenbergschule zu neuer Innenstadt-Grundschule machen
SPD-Fraktionschef Sebastian Meisterjahn bot eine andere Lösung an: Mit der leeren Rodenbergschule an der nahen Wilhelmstraße stehe ein voll ausgestattetes Gebäude samt Sporthalle und Schulhof bereit für eine Neugründung als Innenstadt-Grundschule. Das zu untersuchen, hat die SPD jetzt am Tag nach dem Schulausschuss jetzt ihrerseits beantragt.
Großangelegter Ausbau der Josefschule kostet angeblich viele Millionen
Im Ausschuss blieben Frank Oberkampf wie auch Sebastian Meisterjahn mitsamt ihren Fraktionen beim Nein zur Verlagerung der 21. Klasse und damit faktisch beim Verzicht. Meisterjahn: „Als der Ausbau der Josefschule Menden kürzlich aufwändig untersucht wurde, habe ich am Ende Summen von sechs, acht oder sogar 14 Millionen Euro gehört. Und auf dem Hof der Josefschule stehen Klassen-Container, von wegen, da gibt es genügend Platz! Wie wäre es stattdessen, eine leerstehende Schule wieder als Schule zu nutzen?“
Schulaufsicht: „Die Kinder müssen die Suppe auslöffeln“
Laut Till Hübscher von der Schulaufsicht müssen gleichwohl jetzt „die aktuell betroffenen Familien und vor allem die Kinder die Suppe auslöffeln“. Von einem weiteren Ausbau der ohnehin schon großen und dominanten Schweitzer-Schule rate er ab. Und wenn der Ausbau der Josefschule Geld koste: „Bildung ist nicht zum Nulltarif zu haben.“ Vergebens versuchten auch Peter Köhler und Klaus Ullrich (Die Grünen) und Udo Förster (Die Linke) die Gegenseite zu überzeugen. „Es geht hier und jetzt nicht um eine neue Schule, über die man ja reden kann“, erklärte Köhler. „Sondern konkret darum, ob im nächsten Sommer an der Josefschule Menden 20 oder 28 Kinder in einer Klasse sitzen müssen. Und zwar in kleinen Räumen.“
Udo Förster (Die Linke): Verzicht auf 21. Klasse ist für Menden „Quatsch“
Der Linke Udo Förster hält es auch aus Sicht der Stadt für „Quatsch, eine ganze genehmigte Klasse jetzt einfach wegfallen zu lassen“. Henry Kiaulehn (MI) fragte, ob der Elternwille in Menden mittlerweile gar nichts mehr zähle. Und Klaus Ullrich (Die Grünen) hieb als ehemalige Gymnasialrektor in dieselbe Kerbe wie Köhler: „Warum haben die Eltern ihre Kinder denn an der Josefschule angemeldet?“ Es gehe für die Kinder und die Eltern um Chancengleichheit und Chancengerechtigkeit“.
CDU-Ratsherr Burgard räumt ein: „Ich bin zwiegespalten“
Ulrich Burgard (CDU) räumte gegen Schluss der Debatte ein: „Ich bin zwiegespalten. Ich fände es schade, wenn die Kinder jetzt darunter leiden, dass wir die Klasse nicht verlegen.“ Doch ebenso wenig wolle er eine dreizügige Josefschule durch die kalte Küche. Burgard: „Ich hoffe auf eine Lösung über die Albert-Schweitzer-Schule im kommenden Stadtrat.“
Mit 11:8 Stimmen wurde nach der Ablehnung der Verlegung schließlich der Prüfantrag der CDU für die Schweitzer-Schule angenommen.