Lendringsen. Lange waren sie umstritten, nun sind sie da: Schwarzgelbe Schilder warnen vor der kurvenreichen Tempo-100-Strecke in der Wolfskuhle.
Nun also doch: Die Stadt Menden hat zu beiden Seiten des besonders gefährlichen Kurven-Abschnitts der Wolfskuhle in Lendringsen eigene schwarzgelbe Tempo-Warnschilder aufgestellt. Vorangegangen waren diesem Schritt, den der städtische Ausschuss für öffentliche Sicherheit und Ordnung ausdrücklich mitgetragen hat, nach dem jüngsten tödlichen Autounfall in dem Waldgebiet zähe und letztlich ergebnislose Gespräche um ein Tempolimit auf der 100er-Strecke.
Neue schwarzgelbe Schilder unmissverständlich: „Runter vom Gas!“
Die neuen Schilder, an deren Gestaltung laut Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt auch der Ausschuss-Vorsitzende Mirko Kruschinski (SPD) mitgewirkt hat, sollen nun mehr Verkehrssicherheit bringen. Denn wer mit dem Auto oder auf dem Krad dort entlangfährt, wird nun aufgefordert, das Tempo an diesen Stellen zu drosseln: „Runter vom Gas!“ heißt es unmissverständlich. Das gilt auch nachts, denn die Schilder sind reflektierend.
Stadt ließ Aufstellen von Tempo-70-Schildern untersuchen: Abgelehnt
Der jüngste tödliche Autounfall vor gut einem Jahr auf dieser Strecke löste große Betroffenheit in der Stadt aus. Es folgte eine rege Debatte darüber, wie die zwei Kilometer lange und kurvige Verbindung zwischen Oesbern und Lendringsen gerade auch für Fahranfänger als besonders gefährlich gekennzeichnet werden kann. Denn grundsätzlich ist es dort bis heute erlaubt, mit Tempo 100 quer durch den Wald zu fegen. Die Stadt Menden ließ die Frage eines Tempolimits untersuchen, doch nicht einmal eine Verminderung auf Tempo 70 erwies sich als zulässig.
Tempo-Messung ergab: Die allermeisten fahren 53 km/h oder langsamer
„Für eine weitergehende Anordnung einer Geschwindigkeitsbegrenzung liegen die Voraussetzungen nicht vor“, hieß es dazu in einer Vorlage des Mendener Ordnungsamtes im Ausschuss für öffentliche Sicherheit und Ordnung. Die Messungen ergaben, dass 85 Prozent aller Verkehrsteilnehmer sowohl in Richtung Oesbern wie auch in Gegenrichtung nicht schneller als 53 Kilometer pro Stunde unterwegs waren. Laut der Unfallkommission aus Vertretern von Straßen NRW, der Polizei, dem Märkischen Kreis, der Bezirksregierung in Arnsberg und der Stadt Menden zeigten sich damit „die meisten Verkehrsteilnehmer der besonderen Situation bewusst“. Sie hätten ihre Fahrweise den örtlichen Gegebenheiten angepasst.
Auch drei Todesfälle über Jahrzehnte machen die Wolfskuhle nicht zur Unfallstrecke
Auch erfülle die Wolfskuhle nicht die Voraussetzungen für eine Unfall-Häufungsstelle, ungeachtet der über die Jahre dort geschehenen drei tödlichen Unfälle. Doch um als Schwerpunkt entschärft zu werden, muss ein Streckenabschnitt bei der Zahl gleicher Unfallarten, gleicher Unfalltypen oder gleicher Unfallursachen einen bestimmten Wert überschreiten. Das war und ist bei der Wolfskuhle nicht der Fall. Damit war eine reguläre Geschwindigkeitsbegrenzung für die Unfallkommission vom Tisch. Auch über Markierungen und einen sichereren Ausbau der Strecke wurde politisch diskutiert.
Bis zur Maßnahme der Stadt passierte an der Unfallstrecke noch nichts
Doch an der Wolfskuhle standen als Warnung bisher weiter nur die rot-weißen Pfeile unmittelbar vor den gefährlichen Kurven. Auch die dürfen nur angebracht werden, „wo die Erforderlichkeit einer erheblichen Reduzierung der Geschwindigkeit in einem Kurvenbereich nicht rechtzeitig erkennbar ist, obwohl Richtungstafeln aufgestellt sind“. So etwas kenne man im MK etwa von den serpentinenartigen Anstiegen der L689 auf den Kohlberg in Neuenrade. Auch dort gebe es keinerlei Geschwindigkeitsbegrenzung, und zwar ganz einfach deshalb, weil man die Kurven mit den theoretisch erlaubten 100 Stundenkilometern gar nicht durchfahren könne, erläuterte der Mendener Verkehrsexperte Thomas Schröder in einer Ausschusssitzung.
Neue Temposchilder der Stadt sind nicht offiziell und stehen auf Privatgrund
Untätig bleiben wollte die Stadtverwaltung angesichts des Geschehenen trotzdem nicht. „Da wissen wir uns auch mit dem Ausschuss einig“, sagen Schmidt und Schröder. So kam die Idee mit den Schildern Marke Eigenbau auf, die mittleweile umgesetzt ist. Und wenn Straßen NRW etwas dagegen hat? „Das kann ich mit nicht vorstellen“, sagt Manuela Schmidt beim Ortstermin. Zumal sich die Schilder farblich klar von offiziellen Verkehrszeichen unterscheiden. Die Masten stehen zudem auf Privatgrund. „Mit ausdrücklichem Einverständnis des Eigentümers.“