Menden. Wieder verschwindet ein gewohnter Anblick aus der Mendener Geschäftswelt: Brunhilde Rieber schließt ihre Mode-Boutique nach 45 Jahren.

„Wenn ich durch die Stadt schlendere und mir kommt jemand entgegen mit einem Teil von mir, im BR-Style, das sind für mich die schönsten Momente“, schwärmt Brunhilde Rieber. Sie sieht sich nicht als reine Verkäuferin, sondern als Freundin, als Beraterin, als jemand, der möchte, dass der Kundin ein perfektes Einkaufserlebnis vermittelt wird. „Mein Ziel ist es, immer den Stil zu finden, der die Kundin am vorteilhaftesten zur Geltung bringt“, geht es bei der Expertin nicht rein ums Verkaufen. „Es ist wichtig, kompetent und ehrlich zu sein.“

Oft steht jemand im Laden, der einen Traum hat, der einfach nicht zu ihm passt: „Da bin ich dann rigoros, sage, wenn der Wunsch an der Realität vorbei geht.“ Diese Offenheit und Geradlinigkeit wird gedankt, ihre Meinung ist gefragt: „Ich konnte mir über die Jahre einen großen Kreis Stammkunden aufbauen.“ Allerdings freut sie sich genauso über jedes neue Gesicht, wie sie schmunzelnd ausführt.

Hochwertige Kleidung für einen vertretbaren Preis

1979 übernahm sie das Modehaus „Rest“, bereits vier Jahre später eröffnete sie nach eigenen Vorstellungen ihr erstes Geschäft. Das Gespür für kommende Trends, Insiderwissen und fachkompetente Beratung machten sie bekannt. Auch wenn es zu Beginn die eine oder andere Problematik gab: „Viele dachten, das ist für mich zu teuer. Purer Unsinn, ich wollte hochwertige Kleidung zu einem vertretbaren Preis anbieten, für jeden erschwinglich.“ Langsam setzte sich die Erkenntnis durch, dass es eine gute Adresse in der Hönnestadt gibt, an der das Spezielle für die besonderen Anlässe ebenso zu bekommen war wie höherwertige Textilien für den Alltag.

Ich habe viele Komplimente für meine Beratungen bekommen, jede Kundin spricht von einem Einkaufserlebnis.
Brunhilde Rieber - Modeexpertin

Ein gewohnter Anblick, der sich am 30. Juni ändert, denn dann schließt Brunhilde Rieber die Türen ihres Modegeschäfts. 
Ein gewohnter Anblick, der sich am 30. Juni ändert, denn dann schließt Brunhilde Rieber die Türen ihres Modegeschäfts.  © WP Menden | Peter Benedickt

Zudem die Redaktion der Zeitschrift „Elle“ für einen unerwarteten Anschub sorgte. „Da wurde eine Rangliste erstellt, neben Luxusgeschäften in herausragender Lage in den Modestädten Deutschlands, etwa Düsseldorf oder München, tauchte da auch ‚BR‘ aus Menden auf, mein Sortiment gehörte plötzlich zu den 100 bekanntesten Läden in unserem Land“, war die Geschäftsfrau über diese Aufmerksamkeit erstaunt, der Erfolg stellte sich umgehend ein. „Natürlich sprach sich die Veröffentlichung in den Mendener Kreisen herum“, gab es nun die nötige Anerkennung, kam auf einmal Weltmode in die Hönnestadt. „Aber mit moderaten Preisen“, bestätigt noch einmal die Kennerin lächelnd. Das ergab den nötigen Zulauf und einen weiteren Vorteil: „Ich habe viele Komplimente für meine Beratungen bekommen, jede Kundin spricht von einem Einkaufserlebnis, wer mein Geschäft betritt, kann sich sicher sein, dass diese Person für mich Mittelpunkt ist.“

Schon oft für freudige Überraschungen gesorgt

„Ich habe meinen Stil, kann mir beispielsweise bereits beim ersten Blick auf der Düsseldorfer Messe vorstellen, zu welcher Kundin ein Stück passen würde“, hat Brunhilde Rieber bereits Wochen vorher alles im Blick. „Meistens passt es, ich habe schon oft für freudige Überraschungen gesorgt.“

Die letzte Kollektion: Brunhilde Rieber bietet zum Abschluss noch mal frische Ware von der Düsseldorfer Messe.
Die letzte Kollektion: Brunhilde Rieber bietet zum Abschluss noch mal frische Ware von der Düsseldorfer Messe. © WP Menden | Peter Benedickt

Kommt bei Brunhilde Rieber das Gefühl auf, dass eine angebotene Kollektion auf den Messen nicht ihren Vorstellungen entspricht, bleibt sie standhaft: „Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Verkäufer oft geschimpft haben.“ War aber das Passende dabei, hat es sofort gefunkt, dann wurde geordert: „Weil ich wusste, dass meine Mendenerinnen darin großartig aussehen.“ Selbst jetzt nach 45 selbstständigen Berufsjahren stürzt sich die Koryphäe noch einmal ins Risiko: „Meine letzten Angebote, ich habe wirklich noch einmal etwas wirklich Modisches entdeckt, darüber können sich zahlreiche Damen freuen.“

Sie hat lange überlegt, ob jetzt Schluss ist oder ob nicht doch noch eine Saison Sinn macht. Sie hörte jedoch auf ihren christlichen Glauben, der sie sicher durch alle Jahrzehnte begleitete: „Als ich eines Morgens im Schaufenster gegenüber das Schild ‚Räumungsverkauf‘ entdeckte, da wusste ich, es war ein Fingerzeig Gottes, also stand auch für mich die Entscheidung fest.“

Modenschau im „BR“ am Freitag, 15. März, 17 Uhr

Aber bevor sich die Türen endgültig schließen, wird noch einmal eine Modenschau, die letzte in einer ganzen Reihe von berühmten Events, für Aufsehen sorgen. Am Freitag, 15. März, 17 Uhr, werden die Models über den Laufsteg flanieren: „In diese Kollektion habe ich besonders viel Herzblut gesteckt – es ist mein letztes Event.“

Beim Blättern im Fotoalbum kommen viele Erinnerungen an Highlights auf.
Beim Blättern im Fotoalbum kommen viele Erinnerungen an Highlights auf. © WP Menden | Peter Benedickt

Danach wird es spannend: „Ich werde stufenweise mit interessanten Angeboten überraschen.“ So etwa am 30. April, wenn zu einer Modeparty im Rahmen von „Menden tanzt“ eingeladen wird.

Da kann ich noch einmal für meine Kundschaft da sein.
Brunhilde Rieber - Geschäftsinhaberin

Das Datum 30. Juni ist bewusst gewählt: „Ich wollte nicht im Winter aufhören, will richtig mit Freude rausfeiern.“ Die letzten Jahre waren doch fordernd, Corona hat Spuren hinterlassen: „Ich frage mich manchmal, wie ich es geschafft habe, aber ich liebe mein Modengeschäft und ich liebe meine Kundinnen, sie zeigen Begeisterung für meinen Modestil.“

„Besonders bedauere ich, dass ich bei Menden à la Carte nicht mehr meine ‚Mädels‘ auf die Bühne schicken kann, aber das ist eben so“, klingt doch ein bisschen Traurigkeit in ihrer Stimme durch. Aber diese verschwindet sofort, wenn sie an die kommenden Wochen denkt: „Da kann ich noch einmal für meine Kundschaft da sein.“