Menden. In der Rodenbergschule sollen bald Kinder mit körperlichen Behinderungen lernen. Nun stehen in zwei Klassen Betten für Geflüchtete.

Bis zum letzten Sommer gehörte die Rodenbergschule an der Wilhelmstraße zum Hönne-Gymnasium, künftig sollen hier Kinder mit körperlicher Behinderung aus der Hemeraner Felsenmeerschule unterrichtet werden. Doch nun, in der Phase dazwischen, wird das Gebäude zum Zankapfel.

Krabbe unter Druck wegen hoher Flüchtlings-Zuweisungen

Der Grund: Henni Krabbe, Erste Beigeordnete der Stadt Menden, hat unter dem Druck der zuletzt stark angestiegenen Asylbewerber-Zuweisungen zwei Klassenräume bereits mit Betten ausstatten lassen. Sie will damit für den Notfall ein Behelfs-Wohnheim vorrätig halten und zudem eine Räumlichkeit der privaten Euro-Schule zum Unterricht für Flüchtlinge darin einrichten.

Vorgehen bringt die CDU-Fraktion auf die Palme

Das aber bringt die CDU-Fraktion auf die Palme – und zwar dermaßen, dass sie zur Klärung vom Bürgermeister jetzt „unverzüglich“ eine Sondersitzung des Stadtrates fordert. Das Ziel der Union: Krabbe soll ihre Pläne samt Möblierung zurücknehmen und Rede und Antwort zu ihrem Vorgehen stehen.

Wir erwarten eine lückenlose Darlegung mit Benennung der Verantwortlichen und exakten Zeitangaben.
Bernd Haldorn

Denn laut CDU-Fraktionschef Bernd Haldorn hat die Beigeordnete damit eigenmächtig gegen einen Ratsbeschluss zur Rodenbergschule vom November gehandelt – ein schwerwiegender Vorwurf. Deshalb erwarte die CDU-Fraktion in der Sondersitzung „eine lückenlose Darlegung der Sachverhalte mit Benennung der Verantwortlichen und exakten Zeitangaben zu den einzelnen Entscheidungen“.

Stadt Menden legte dem LWL Angebot für Kinder aus Hemer vor

Denn der Mendener Stadtrat hatte im November festgelegt, dass die Schule, die samt Hof und Sporthalle voll funktionstüchtig ist, für die Kinder mit dem Förderschwerpunkt „körperliche und motorische Entwicklung“ vorbereitet wird. Bis zu deren Einzug sollten noch die rollstuhlgerechte Verbreiterung der Türen sowie der Einbau eines neuen Aufzuges erledigt werden. Über die Stadtverwaltung hat Menden dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), der für Förderschulen zuständig ist, inzwischen ein Angebot vorgelegt. In Absprache mit dem LWL dürfte die Stadt das Gebäude noch bis zum Herbst 2025 selbst nutzen. Die Räume müssten aber, wie es in der Vereinbarung mit dem LWL heißt, „unbedingt im derzeitigen Zustand erhalten werden“.

Noch ist die Zukunft als Förderschule nicht sicher

Mit den Plänen von Henni Krabbe, so befürchten CDU-Schulpolitiker, müsste die Rodenbergschule nach einer längeren Nutzung durch Geflüchtete erst wieder grundrenoviert werden. Und noch ein anderer Gedanke treibt die Christdemokraten um: Die letzte Entscheidung für den Umzug der Kinder aus Hemer ist noch nicht gefallen, der LWL fertigt dazu noch eine Machbarkeitsstudie an. Nun komme dort womöglich die Botschaft an, dass die Schützlinge aus der Hemeraner Felsenmeerschule in Menden nicht etwa in einem ehemaligen Gymnasium unterrichtet werden sollen. Sondern in einem Ex-Flüchtlingsheim. Damit könne Menden die erwünschte und beinahe sicher geglaubte Schul-Ansiedlung wieder verlieren.

Wir wollen die Rodenbergschule nur als Not-Anker vorhalten.
Henni Krabbe

Henni Krabbe hat auf Anfrage der WP unterdessen versichert: „Wir wollen die Rodenbergschule nur als Not-Anker vorhalten.“ Die vorgesehene Nutzung für behinderte Kinder bleibe unangetastet. Sie hoffe sogar, das Gebäude gar nicht als Unterkunft für Geflüchtete nutzen zu müssen: Mit den noch vorhandenen Platz-Kapazitäten, etwa den Wohnungen am Vogelsang, werde man bis Ende Januar wohl auskommen.

Krabbe: Wir wollen nur für den Fall des Falles Vorsorge treffen

Für das zweite Quartal 2024, also ab April, sei dann die Lieferung der bestellten zehn Wohnmodule angekündigt, die als Notreserve in Beschlag genommen werden können. Sollten aber in dieser Übergangszeit durch weiter ansteigende Zuweisungszahlen Engpässe in der Unterbringung entstehen, könnten sie kurzfristig mit den beiden Klassenräumen an der Wilhelmstraße beseitigt werden. Die zwischenzeitlich als Anmietung aufgegebenen und mittlerweile als mögliche Kaufobjekte erneut ins Auge gefassten Flüchtlings-Wohnungen am Bieberkamp könnten laut Krabbe dagegen nicht so schnell wieder hergerichtet werden, wie es im Fall des Falles nötig wäre.

In der Rodenbergschule alle Brandschutzmängel beseitigt

In der Rodenbergschule hat der Immobilienservice der Stadt Menden (ISM) inzwischen auch die Mängel beseitigt, die bei einer Brandverhütungsschau von Experten festgestellt worden waren, etwa defekte Obertürschließer oder eine Öffnung in einer Brandschutzwand. Diese Probleme gibt es mehr. Die Euro-Schule könnte bereits ab dem 15. Januar, also in der kommenden Woche, dort einziehen. Wenn es denn beim geplanten Vorgehen bleibt.