Menden. Angesagte Regenfälle bei randvollen Flüssen und wachsende Respektlosigkeit gegenüber Einsatzkräften: Was im Rathaus die Gemüter bewegt.
Es kann alles passieren oder gar nichts: Auf diese höchst ungenaue Formel lässt sich die Lage vor dem Silvesterabend in Menden bringen. Das betrifft zunächst den sorgenvollen Blick auf die Wasserstände von Hönne, Bieber und Oese angesichts angekündigter Regenfälle zum Jahreswechsel. Zugleich aber auch die Frage, wie sich Menschen bei den Silvesterfeiern gegenüber Ordnungs- und Rettungskräften verhalten werden.
Sorge vor Übergriffen nach Ausschreitungen in Berlin
„Menden ist sicherlich nicht Berlin. Dennoch haben die dortigen massiven Böller-Attacken auf Feuerwehr- und Rettungskräfte zum letzten Jahreswechsel überall im Land die Sorge vor Übergriffen durch Nachahmer wachsen lassen“, sagt die Mendener Ordnungsamtsleiterin Manuela Schmidt. Dabei wolle die Stadt keinem das fröhliche Feiern verbieten. Doch die Ordnungshüter der Stadt würden auch an Silvester in der Stadt unterwegs sein, denn geltende Regeln müssten eingehalten werden.
Ärger über umgeworfene Sperren und durchschnittene Bänder
Das gelte nicht nur für das Böllerverbot vor Mendener Altenheimen, nahe dem St.-Vincenz-Krankenhaus oder an Fachwerkhäusern (die WP berichtete). Sondern auch grundsätzlich für den Respekt vor Einsatzkräften, ob sie nun Sanitäter sind oder Notärzte, Feuerwehrleute, Polizisten oder Ordnungsamtskräfte. Hier habe ihr die fehlende Achtung vor den aufgebauten Flutsperren für das Weihnachts-Hochwasser wenig Hoffnung auf Einsicht gemacht, sagt Schmidt: „Es kann doch nicht sein, dass unsere Sperren weggeschoben und umgerissen werden, unser Flatterband durchschnitten wird. Wir machen das doch nicht zum Spaß!“
Sperren sollen vor allem Kinder vorm Sturz ins Wasser schützen
Ordnungsamt und Polizei sei klar, dass sie Menschen mit Sperrungen ihre gewohnten Wege nehmen. Doch die seien gerade in Ufernähe so steil und rutschig, dass ein Sturz in den Fluss jederzeit passieren könne. Einmal hineingefallen, gebe es bei Hochwasser im wahrsten Wortsinn kein Halten mehr. „Das reißt einen mit und ist absolut lebensgefährlich.“ Deshalb müssten die Sperren stehenbleiben, schon für die Kinder.
Durchweichte Böden nehmen kaum noch neues Wasser auf
Zwar gab es bis Freitagnachmittag noch keine offizielle Unwetterwarnung für Menden. Doch sind gerade für den Silvestertag im Westen Deutschlands ergiebige Niederschläge vorhergesagt. Sollte dieser Niederschlag auch Menden, Balve oder Fröndenberg treffen, dann dürften die vom Dauerregen der letzten Wochen völlig durchweichten Böden kaum noch Wasser aufnehmen, fürchtet Schmidt. Das gelte auch für Felder und Wälder. Hinzu komme der immer noch stark erhöhte Wasserspiegel der heimischen Flüsse.
Wasserstand der Hönne gesunken, aber keine Entwarnung
Immerhin: Der nahezu regenfreie Donnerstag hat dafür gesorgt, dass der Wasserstand der Hönne zuletzt deutlich gesunken ist. Am Pegel in der Molle wurde am Freitag um 7.45 Uhr ein Wasserstand von 103,80 Zentimetern gemessen. Zum Vergleich: An Weihnachten waren gefährliche Spitzenwerte um die 2,30 Meter abzulesen, also mehr als doppelt so viel.
Sperrbaken an den Flüssen sind nur zur Seite gestellt
Manuela Schmidt kann nur hoffen, dass man so etwas zum Jahreswechsel nicht wieder erleben muss. Sie kann es aber auch nicht ausschließen. Die Sperren seien aktuell zwar aufgehoben. Doch die Baken seien nur zur Seite geräumt worden. Sie stünden vorsichtshalber alle noch an den Standorten, wo sie der städtische Baubetrieb zu Weihnachten aufgestellt hatte.