Menden. Der Fünf-Jahres-Vertrag des heimischen B-Kreisligisten am Schwitter Turnerweg läuft im Sommer aus. Wohin soll es für den Verein gehen?

Mit Sorge blickt Halil Küpeli, Vorsitzender von Menden Türk, auf das neue Jahr. Aus seiner Sicht ist es ein Jahr der Ungewissheit. Im Sommer 2024 läuft der Fünf-Jahres-Vertrag des Vereins für die Mitnutzung des Kunstrasenplatzes am Turnerweg in Schwitten aus. Und weil sich heute deutlich mehr Teams diese Spielfläche teilen als noch vor fünf Jahren, soll Türk künftig unter der Woche andere Trainingszeiten erhalten. Die aber sind laut Küpeli für viele seiner Spieler unvereinbar mit Beruf und Familienleben, sie liegen zu früh oder zu spät.

In 46 Jahren eine Odyssee über vier Sportplätze

Auch wenn hier offenbar noch nicht das allerletzte Wort gesprochen ist: Küpeli ist den Gäste-Status seines Vereins auf Mendener Sportplätzen sichtlich leid. Denn den erleben die Türken praktisch seit ihrer Vereinsgründung 1978, wie er sagt. Seit mehr als 45 Jahren spielt Menden Türk in den Ligen des Fußballkreises Iserlohn mit und hat dabei Verein eine wechselvolle Geschichte hingelegt. Auf Hochphasen mit hohen Mitgliedszahlen, bis zu sieben Teams, eigener Jugendarbeit und dem Aufstieg in die A-Liga folgten sportliche und finanzielle Tiefpunkte. Hinzu kam eine Odyssee: Man zog aus dem Huckenohl erst zum Gisbert-Kranz-Platz, von dort auf die Platte Heide und zuletzt an den Turnerweg. Mal konnte sich Türk vor lauter Spielern kaum retten, dann wieder brachte man kaum eine Mannschaft auf den Platz. Und rutschte ab bis in die C-Liga.

Verein entwickelte echte Steherqualitäten

Doch Totgesagte leben lang. Und so entwickelte dieser Verein, dem sich im Lauf der Jahrzehnte vorwiegend, aber keineswegs ausschließlich Spieler türkischer Herkunft anschlossen, echte Steherqualitäten. Menden Türk blieb über Generationen bei der Stange. Zwar bekleckerte man sich dabei nicht nur mit Ruhm und war regelmäßiger Gast vor der Kreisspruchkammer. Zugleich aber musste gerade Türk auch immer wieder mit Vorurteilen und teils rassistisch motivierten Schmähungen leben.

Eingliederung: „Wir integrieren sie, weil wir wissen, wie das geht“

Überhaupt, das Thema Integration: Den Vorwurf, das Gegenteil von Eingliederung zu praktizieren, weil man sich türkische Landsleute aus Mendener Dorfvereinen hole, lässt Halil Küpeli nicht gelten. Es sei vielmehr so, dass gerade Mannschaften mit hohem Ausländeranteil attraktiv für Neubürger aus aller Herren Länder sind: „Wir integrieren sie in Deutschland, weil wir wissen, wie das geht.“ Das galt zu Zeiten, als Migranten noch Gastarbeiter hießen, die bei Menden Türk ein Stück Heimat suchten und fanden. Heute erwarte Spieler aus zugewanderten Familien bei Menden Türk gerade wegen der selbst gemachten Erfahrungen vielfach mehr Offenheit, Verständnis und Unterstützung als woanders. Gerade auch für viele Alltagsprobleme, die man als Neubürger in Menden bekommen kann. Küpeli: „Unsere aktuellen Spieler haben ihre Wurzeln in der Türkei, aber auch in Italien, in Syrien, im Irak oder in Albanien.“

Als B-Ligist heute wieder annähernd 30 Spieler

Nach einer zuletzt längeren Durststrecke ist Menden Türk heute wieder Zehnter der B-Liga und verfügt laut Halil Küpeli über eine Mannschaft mit annähernd 30 Spielern. Weil das für eine Mannschaft schon mehr als genug ist, müsse man Neuaufnahmen derzeit sogar ablehnen. Es fehle schlicht der Platz, und das im doppelten Sinn: in der Mannschaft und in Menden. Letzteres würde erst recht im kommenden Sommer gelten, wenn Küpeli wegen der hohen Nachfrage ein zweites Seniorenteam an den Start bringen will.

Verein sehnt sich nach einer sicheren Heimstatt

Nach fünf Jahren auf dem Stamm-Platz der DJK Grün-Weiß Menden am Turnerweg, die aus Küpelis Sicht auch im Miteinander völlig in Ordnung waren, droht Türk jetzt der nächste Rückschlag. Dabei wolle man nur, was auch andere haben: eine sichere Heimstatt statt ständiger Ungewissheit, mit berufs- und familienfreundlichen Trainingszeiten und einer eigenen Hütte für die Fußballsachen und zum Zusammensitzen, um mal gemeinsam Fußball zu gucken. Vonseiten der Stadt Menden habe es zumindest ein finanzielles Angebot schon gegeben. Doch wo soll die Hütte hin?

„Für uns scheint es keine Dauerlösung zu geben.“
Halil Küpeli - Vorsitzender von Menden Türk

Platz am Turnerweg heute viel stärker belegt als 2019

Für die Probleme am Turnerweg zeigt Küpeli Verständnis. Dort seien inzwischen die Flag-Footballer ebenso untergebracht wie die „Pfundskerle“ und das Inklusionsteam. Zudem bringe Grün-Weiß nach den Jahren des Mitgliederschwundes erfreulicherweise auch selbst immer mehr Mannschaften an den Start. Doch Menden Türk komme sich dabei allmählich vor wie das fünfte Rad am Wagen. „Für uns scheint es keine Dauerlösung zu geben.“ Doch genau die wollen Küpeli und sein Verein gerne haben. Dabei setzen sie auf die Stadt. Und die Zeit drängt.