Menden. Die Bürgerhaus-Baustelle am Rathaus wird teurer, die Arbeiten dauern länger. Politiker stellen dazu jetzt kritische Fragen.
Auf 8,22 Millionen Euro belaufen sich mittlerweile die gesamten Umbaukosten für das künftige Bürgerhaus Menden mit dem Rathaus-Parkplatz und dem Zeltdachbereich. Die Stadtverwaltung gibt für diese Steigerung mehrere Gründe an, die bei Politikern allerdings auch Fragen aufwerfen. Zudem gibt es Verzögerungen: Nicht nur das Zeltdach kommt Monate später als angekündigt. Auch der Platz darunter sowie der Rathaus-Parkplatz sind für die kommende Pfingstkirmes Mitte Mai noch nicht nutzbar.
Höhere Baukosten und ein unzeitgemäßer Aufzug
Zum Geld: Die Preissteigerungen auf dem Bausektor schlagen für das Bürgerhaus im Jahr 2024 mit durchschnittlich 33 Prozent Mehrkosten gegenüber der Planung von 2021 durch, berichtet Martin Niehage, Betriebsleiter des Immobilienservices Menden. Hinzu kommen laut Niehage damals nicht vorhersehbare Zusatzarbeiten. So müsse in dem künftigen Haus der Vereine und des Ehrenamtes ein Aufzug ausgetauscht werden, weil der alte „nicht mehr dem Stand der Technik entspricht“. Bei der Untersuchung der Dachflächen des ehemaligen Bürgersaals habe sich Nässe in der Dämmung nicht nur im ersten, sondern auch im zweiten Obergeschoss herausgestellt.
Schließanlage und E-Ladesäulen kosten zusätzliches Geld
Zudem war damals nicht bedacht worden, dass ein Bürgerhaus, das bis 22 Uhr öffnen soll, nicht einfach an die Schließanlage des Ratshauses angeschlossen werden kann. Hier muss eigens ein Schließsystem geplant und umgesetzt werden. Ferner muss die Stadt sechs E-Ladesäulen mehr nachweisen, die jetzt womöglich am Rathaus im Bereich der heutigen Mutter-Kind-Parkplätze eingebaut werden sollen. Diese Mutter-Kind-Plätze würden dann wegfallen. Auch das missfiel einigen Politikerinnen und Politikern sichtlich, ist aber noch nicht in Stein gemeißelt.
Zuschuss-Absage für die Photovoltaik auf dem Dach
Die Bau-Probleme: Eine Absage eingefangen hat sich die Stadt bei der Bezirksregierung Arnsberg mit dem Antrag auf Zuschüsse für eine Photovoltaik auf dem Bürgerhaus. Grund: Die Erwirtschaftung von Geld aus Energiegewinnung sehe das EU-Beihilferecht für eine Genossenschaft, die das Haus ja mittragen soll, nicht vor. Die Stadt werde ihren Antrag aber nochmals einreichen und besser erläutern. Sollte es dann bei dem Nein bleiben, so Niehage, „dann war es das. Wir würden die Anlage dann notfalls ohne Zuschüsse installieren.“
Wochenlanger Dauerregen und Frost behindern die Arbeiten
Markus Majewski vom ISM erläuterte dann die Wetterprobleme der letzten Wochen. „Wir haben richtig heftige Probleme. Es gab jetzt wochenlang keinen Tag ohne Regen und nachts noch den Frost dazu.“ Trotzdem solle die Abdichtung der Tiefgarage, in die es bis heute regelrecht durchregnet, bis zum 22. Dezember fertig werden: „Das ist zumindest das Ziel.“
Erinnerung an den „Eimer Farbe“ macht FDP-Mann wütend
Angesichts der 8,2 Millionen Euro für den Umbau erinnerte Ingo Günnewicht (SPD) im Betriebsausschuss daran, dass anfangs von „ein paar Eimern Farbe“ für die Herrichtung des Bürgerhauses die Rede gewesen sei. Damit spielte er auf die FDP an: Die Liberalen hatten sich schon für einen Umbau eingesetzt, als noch der Abriss des Bürgersaals und ein Neubau für das Bürgerhaus in Rede standen.
Liberaler Ratsherr Luig: „Ich akzeptiere einen Bürgerentscheid“
Folglich ließ Klaus Luig für die FDP Günnewichts Satz so nicht stehen: „Ich akzeptiere einen Bürgerentscheid“, erklärte er. Luig verwies damit auf die mehr als 8300 Unterschriften von Mendenerinnen und Mendenern gegen den Abriss des Bürgersaals, die bis Anfang 2020 gesammelt wurden. Sie kippten den Ratsbeschluss zu Abriss und Neubau damit zugunsten des Umbaus.
Eines der umweltfreundlichsten Projekte aller Zeiten in Menden
Es sei eine „unzulässige Banalisierung“, angesichts der Größe der Aufgabe von Farbeimern zu sprechen. „Die Stadt geht hier angemessen mit ihrem Bestand um und ertüchtigt ein lange vernachlässigtes Gebäude. Gemessen an dem Aufwand für Abriss und Neubau ist dies eines der umweltfreundlichsten Projekte, die es Menden je gegeben hat.“ Zu Niehage sagte Luig, der selbst Architekt ist: „Sie haben meine größte Hochachtung vor dem, was Sie tun.“
Auswahlverfahren: Kirmesplanung läuft schon auf Hochtouren
Die Großbaustelle Rathaus spielte tags darauf auch im Ausschuss für Öffentliche Sicherheit und Ordnung eine Rolle, als es um die kommende Pfingstkirmes ging. Hier wurde deutlich, dass wegen der Bauarbeiten auch noch im kommenden Mai weder der Platz unterm Zeltdach noch der große Rathaus-Parkplatz für Karussells und Stände zur Verfügung stehen werden. Das Ordnungamt stecke gerade mitten in der Planung für die kommende Kirmes, sagt Amtsleiterin Manuela Schmidt. Die Bewerbungsfrist war Ende September um, jetzt laufe das Auswahlverfahren. Man könne aber Zu- oder Absagen an Schausteller nur erteilen, wenn man weiß, wie viel Platz man hat.
Statt Zeltdach: Kaiserstraße soll zum Kirmesgelände gehören
Der Parkplatz am Neumarkt werde nach aktuellem Stand ebensowenig zur Verfügung stehen wie das Zeltdach. Dafür wolle man den Stich in die Kaiserstraße als Veranstaltungsgelände hinzunehmen. Das sei die wesentlichste Veränderung gegenüber dem Vorjahr, als man die Pfingskirmes bekanntlich auch schon um die Großbaustellen am Rathaus und am Nordwall herumplanen musste.
Platte Heider Vereine erneut nicht am angestammten Kirmesplatz
An dieser Stelle fragte Michael Toups (Grüne), wohin man denn jetzt die Vereinsstände abzuschieben gedenke. Der Vorsitzende des Fördervereins für Kinder und Jugend Platte Heide erinnerte daran, dass allein vier Vereine aus diesem Stadtteil erneut ihren Stammplatz unterm Zeltdach verlieren. „Wir schieben keine Vereine ab, die sind uns sehr wichtig“, entgegnete Schmidt. Worauf Toups schmunzelte: „Dann hätten wir von den schlechteren Plätzen gerne den besten.“