Menden. Immer mehr Wünsche, aber auch immer mehr Menschen, die Älteren eine Freude machen wollen: Der Seniorenwunschbaum ist ein Erfolgsmodell.
Schon von draußen ist der Tannenbaum mit den Wunschkarten gut zu sehen. Er hat einen Platz direkt am Schaufenster des Möbel-Outlets Menden (MOM) an der Fröndenberger Straße 88. Seit diesem Montag (4. Dezember) steht der Mendener Seniorenwunschbaum in dem Geschäft - und wie in den vergangenen Jahren kommen gleich zum Start viele Mendenerinnen und Mendener, die zum Weihnachtsfest Seniorenwünsche erfüllen möchten.
„Wir haben eine Begrenzung eingeführt, damit möglichst viele Menschen auch die Gelegenheit bekommen, Wünsche zu erfüllen“, sagt Olaf Jäger, Initiator der sozialen Aktion. Er erinnert sich noch gut an das vergangene Jahr, als es nachmittags schon keine Wunschkarten mehr gab und so mancher Mendener enttäuscht wurde. Der Mendener Seniorenwunschbaum zeigt: Freude macht es nicht nur Geschenke zu bekommen, sondern auch welche zu machen. Der Baum ist ein soziales Erfolgsmodell, das andere Städte längst kopiert haben.
Das Prinzip ist denkbar einfach: Wer älteren Menschen eine Freude machen will, geht in das Geschäft und pflückt bis zu zwei Wunschkarten vom Baum. Auf den Karten, an denen auch noch ein kleines Glöckchen hängt, ist jeweils eine Nummer vermerkt und natürlich der jeweilige Wunsch, beispielsweise „Frau P. wünscht sich eine Powerbank“. Dann geht es ans Erfüllen der Wünsche: Natürlich ist es am schönsten, wenn der heimische Handel beim Kauf der Geschenke unterstützt wird. Die werden von den Schenkenden dann eingepackt. „Die sind in der Regel sehr liebevoll verpackt“, weiß Olaf Jäger. Wichtig: Mit an das Geschenk muss auch die Wunschkarte.
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„Am liebsten so früh wie möglich, aber spätestens bis zum 15. Dezember müssen die Geschenke dann wieder hierher zu MOM gebracht werden“, erklärt Olaf Jäger. Er sucht dann den passenden Adressaufkleber zu der Nummer auf der Karte heraus und sortiert die Geschenke nach Quartieren. Am 21. Dezember liefern Fahrer die Geschenke dann aus, sodass sie pünktlich zum Weihnachtsfest unter dem Baum liegen.
Kein Stadtteil ist von Armut ausgenommen
„Die Fahrer sind oft überrascht, wenn sie die Geschenke ausliefern, dass es auch in ihren Stadtteilen ganz offenbar versteckte Armut gerade bei Älteren gibt“, weiß Olaf Jäger. Kein Stadtteil sei da in Menden ausgenommen. „Wer sagt, das gibt es bei mir nicht, liegt falsch.“ Armut gebe es überall. Der Organisator weiß, dass die Aktion zum Nachdenken anregt und hält das auch für wichtig. Sich selbst nimmt er da nicht aus.
Die Wünsche der Seniorinnen und Senioren sind oft sehr bescheiden. Viele denken dabei noch nicht einmal an sich selbst, sondern auch an ihre Haustiee, wünschen sich zum Beispiel Futter für ihren Hund oder ihre Katze. Aber auch Kleidung, Parfüm oder Pflegemittel sind beliebte Wünsche. In diesem Jahr haben auch Praxen, die anonym bleiben möchten, Hilfe angekündigt. Sie verpacken kleine Pakete, die als kleines Extra zu jedem Geschenk kommen - ebenso wie Lebensmittelgutschein des Vereins „Mendener in Not“.
Über mehrere Wochen wurden die Wünsche von Seniorinnen und Senioren gesammelt, auch in Senioren- und Pflegeheimen. In manchen Fällen war dabei durchaus Überzeugungsarbeit notwendig, denn die eigene Not wollen auch Ältere möglichst verbergen. Dahinter steht in der Regel ein Schamgefühl. Auch deshalb findet die Geschenkaktion anonym statt.
Von Jahr zu Jahr mehr Wunschkarten
Rund 600 Wunschkarten gibt es diesmal. „Es werden von Jahr zu Jahr mehr“, berichtet Olaf Jäger. Zum Glück gibt es aber auch entsprechend viele Menschen, die helfen wollen. „Wenn es um solche Hilfen gibt, ist Menden eine ganz tolle Stadt. Hier wird gerne geholfen“, freut er sich über das große soziale Engagement. Das hat auch zur Folge, dass alle, die auch noch Geschenke machen möchten, schnell sein müssen. Das Möbel-Outlet Menden ist montags bis freitags jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet, samstags von 10 bis 14 Uhr. „Ich glaube aber nicht, dass es am Samstag noch Karten gibt“, sagt Olaf Jäger, der sich bei allen bedankt, die die Aktion auf verschiedene Arten unterstützen.
Wenn der Baum im Geschäft leer ist, bleibt das Geschäft dennoch belebt, denn dann kommen die ersten Geschenke schon wieder zurück. Dass ein Wunsch unerfüllt bleibt, kann sich Olaf Jäger übrigens nicht vorstellen: „Das kann nicht sein.“