Menden. Auf Gut Rödinghausen sind echte Kuriositäten zu sehen. Auch der Fund scharfer Granaten bei der Vorbereitung der Ausstellung ist Thema.

Das Mendener Heimatmuseum ist eine wahre Schatzkiste. Das beweist die neue Ausstellung „Aufbewahrt und Ausgepackt - Schätze aus der Sammlung“, die am Sonntag (19. November) um 15 Uhr auf Gut Rödinghausen eröffnet wird. Dabei wird auch deutlich, wie sehr sich der Charakter des Museums in den vergangenen Jahrzehnten verändert hat. Und so finden sich unter den Exponaten zahlreiche Stücke, die noch nie öffentlich gezeigt wurden – zum Teil, weil sie zu den Themen der Ausstellungen nicht passten.

Fund scharfer Granaten sorgt im Vorfeld für Aufsehen

Noch bis zum 28. Januar 2024 sind diese ganz besonderen Stücke zu sehen. Dabei kommt – zum Glück – nicht alles in die Ausstellung, was das Museumsteam bei der Vorbereitung in die Hände bekam. Zur Erinnerung: Bei der Planung dieser Ausstellung wurden im Gebäude der Kita Am Papenbusch und im Keller des Stadtmuseums scharfe Weltkriegsgranaten gefunden, von denen Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck dachte, sie seien keine Gefahr. Der Granatenfund ist Teil der Ausstellung und zu sehen ist auch die Karikatur von Tommes, die im Nachgang in der WP erschien: mit Malte aus der Granatengruppe.

Im Familienzentrum am Papenbusch
Im Familienzentrum am Papenbusch © Westfalenpost | Tommes

Aber auch ohne diese ungewöhnliche Vorgeschichte bietet die Ausstellung jede Menge Außergewöhnliches. „Früher ging es im Museum nicht nur um die Bewahrung der Stadtgeschichte. Die Menschen brachten alle möglichen Dinge von Reisen mit, von denen sie glaubten, dass die Mendener sie sehen müssten“, sagt Jutta Törnig-Struck. In dieser Hinsicht sei das Stadtmuseum ohnehin besonders: „Die Mendener zeigen sehr deutlich, was sie sehen wollen.“

Die Menschen brachten alle möglichen Dinge von Reisen mit, von denen sie glaubten, dass die Mendener sie sehen müssten.
Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck

Unter den Exponaten sind nicht nur schöne Dinge, sondern auch solche, die zu Diskussionen anregen. So sind drei kleine Spieluhren zu sehen, die wahrscheinlich asiatischer Herkunft sind und schwarze Männchen zeigen. „Das ist natürlich eine absolut rassistische Darstellung“, redet die Museumsleiterin nicht um den heißen Brei herum. Die Ausstellung kann gerade in Zeiten zunehmender Fremdenfeindlichkeit auch ein Weckruf sein.

Diese Schuhe für Lotosfüße zeugen von einem grausamen Brauch in China. 
Diese Schuhe für Lotosfüße zeugen von einem grausamen Brauch in China.  © WP | Dirk Becker

Ebenso bedrückend sind Schuhe für Lotosfüße aus China aus dem 19. Jahrhundert. Mädchen mussten dort ungeahnte Qualen durchleiden. Im Alter von fünf bis acht Jahren wurden ihnen oft von weiblichen Familienmitgliedern Zehen gebrochen und unter den Fuß gebunden. So sollte das Schönheitsideal der Lotosfüße realisiert werden. In der Folge konnten die Mädchen nicht mehr laufen und schon gar nicht das Haus verlassen, was den Männern durchaus recht war. Die spitzen Schühchen sind ein Zeugnis der ungeheuren Rituale.

Ausstellung ist auch interaktiv zu erleben

Auch ein Haifischgebiss ist auf Gut Rödinghausen zu sehen. Weil es über einer Glasscheibe positioniert wurde, ist es sowohl im Erdgeschoss, als auch im ersten Stockwerk des Gutshauses zu sehen. Hinzu kommen ungewöhnliche Fossilien – zum Teil auch aus der heimischen Region. Doch natürlich bietet die Ausstellung noch mehr Heimatliches – etwa das Fahrrad, mit dem Jodokus Schulte immer in Menden unterwegs war, oder Büsten, Skulpturen und Akt-Zeichnungen von Wilhelm Hausmann.

Auch Werke von Wilhelm Hausmann sind auf Gut Rödinghausen zu sehen. 
Auch Werke von Wilhelm Hausmann sind auf Gut Rödinghausen zu sehen.  © WP | Dirk Becker

Zugleich wagt das Museum Neues. In einem Raum können die Besucherinnen und Besucher erraten, welche Objekte sie überhaupt vor sich sehen. Unter Klappen mit der Aufschrift „Was bin ich?“ findet sich die manchmal wirklich völlig überraschende Lösung. „Wir möchten das gerne mal probieren“, sagt Museumspädagogin Rabea Badeda, die zugleich auch stellvertretende Museumsleiterin ist. Mit dem interaktiven Element bekommt die Ausstellung noch einmal eine neue Facette.

Die Ausstellung „Aufbewahrt und Ausgepackt“ ist auch interaktiv. In einem Raum können Besucherinnen und Besucher rätseln, was sie da vor sich sehen.
Die Ausstellung „Aufbewahrt und Ausgepackt“ ist auch interaktiv. In einem Raum können Besucherinnen und Besucher rätseln, was sie da vor sich sehen. © WP | Dirk Becker

Unterdessen freut sich das Museumsteam, dass die Baugenehmigung für den museumspädagogischen Raum auf Gut Rödinghausen jetzt vorliegt. „Ein Dreivierteljahr haben wir darauf sehnsüchtig gewartet“, sagt Rabea Badeda. Sie verweist darauf, dass sich immer mehr Schulen für Gut Rödinghausen interessieren. Erst vor wenigen Tagen traf sie sich mit Leiterinnen und Leitern der Mendener Grundschulen und informierte über die Angebote, die das Museum auch zu konkreten Themen machen kann.