Fröndenberg. Europas größtes Krimifestival „Mord am Hellweg“ macht 2024 erneut Station in Fröndenberg. Eine Autorin recherchiert dort bereits.
Isabella Archan ist begeistert. Sie unterbricht ihre Recherchereise durch Fröndenberg. Gemeinsam mit Hubert Sallamon vom Fröndenberger Stadtmarketing hat sie gerade durch das Kettenschmiedemuseum und die Kulturschmiede geführt. „Das ist eine tolle Stadt mit vielen besonderen Orten“, sagt die österreichische Schriftstellerin. Sie ist in der Ruhrstadt unterwegs, weil sie einen Kurzkrimi schreiben möchte, der in Fröndenberg spielt. Er wird in der nächsten Anthologie von Europas größtem internationalen Krimifestival „Mord am Hellweg“ erscheinen und im Rahmen der nächsten Ausgabe im Jahr 2024 wird Isabella Archan ihren Krimi auch in Fröndenberg vorstellen.
Fröndenberg und „Mord am Hellweg“ - das ist eine besondere Verbindung. Die Ruhrstadt ist seit der ersten Stunde des Festivals im Jahr 2002 dabei, wird im nächsten Jahr zum elften Mal Veranstaltungsort sein. Heiner Remmert vom Westfälischen Literaturbüro in Unna freut sich darüber. Das Literaturbüro veranstaltet „Mord am Hellweg“ gemeinsam mit der Kreisstadt Unna im Zwei-Jahres-Rhythmus. „Wir bringen Städte und Autoren zusammen“, erklärt Remmert. Isabella Archan hat zwar schon mehrfach am Festival teilgenommen, aber noch nie einen Krimi für die Anthologie mit lokalen Kurzgeschichten geschrieben.
Wie oft und wo in Fröndenberg gemordet wird, weiß die Österreicherin noch nicht. „Es gibt noch nichts. Ich bin so etwas wie ein leeres Blatt Papier und lasse alles auf mich wirken“, sagt die Autorin. Wenn sie eine Idee entwickelt habe, schreibe sie den Krimi - das gilt für Kurzgeschichten wie für Romane - an einem Stück. „Es ist oft so, dass meine Figuren dann so etwas wie ein Eigenleben entwickeln“, sagt Isabella Archan. „Wer auf Seite 8 schon sterben soll, ist auf Seite 116 vielleicht immer noch dabei.“ Andersherum könnten Protagonisten auch viel früher ausscheiden, als es zunächst angedacht gewesen sei. Wo sie schreibt? „Eigentlich überall, aber gerne zu Hause. Dort schreibe ich aber auch an unterschiedlichen Orten: am Schreibtisch, auf dem Sofa, im Bett.“
Wurzeln in der Schauspielkunst
Dass Isabella Archan mal Autorin werden sollte, war lange nicht zu ahnen. Sie ist gelernte Schauspielerin, ihre Wurzeln liegen in der Steiermark. Am Grazer Schauspielhaus war sie tätig, dann am Wiener Volkstheater. Über Stationen in Luzern und Basel landete sie am Staatstheater Saarbrücken. Mehr als 25 Jahre Schauspielerfahrung hat sie. Sie spielte schon im Kölner „Tatort“ mit, war eine Fruchtbarkeitsexpertin in der „Lindenstraße“ und auch in „Alarm für Cobra 11“ zu sehen. Auf Theaterbühnen mimte sie unter anderem das Gretchen in Goethes „Faust“ an der Seite von Harald Krassnitzer. Daran erinnert sie sich gerne.
„Als Schauspielerin erlebt man immer mal Zeiten, in denen man nichts tut. So eine Gar-nichts-Zeit habe ich genutzt, um Texte zu schreiben“, erzählt die Österreicherin. Es wurde mehr daraus - eine echte Leidenschaft. Isabella Archan nennt es die „Magie des Schreibens“, die sie fasziniere. Sie zog nach Köln, um dort freiberuflich tätig zu sein. Zahlreiche Krimis sind entstanden, unter anderem eine Reihe mit drei Zahnarztkrimis. Die Österreicherin ist eine Vielschreiberin. „Irgendwann musste ich mich entscheiden: Spielen oder schreiben? Da habe ich mich fürs Schreiben entschieden“, sagt sie.
Szenische Lesungen sorgen für gute Unterhaltung
Kleinere Rollen nimmt Isabella Archan dennoch weiter an - und das gerne. „Meine Lesungen sind oft auch szenische Lesungen“, sagt die Autorin. In genau den Genuss könnten die Krimifans in Fröndenberg auch kommen, wenn „Mord am Hellweg“ in eine neue Runde geht. Möglicherweise wird die Lesung in der Kulturschmiede stattfinden. „Das ist für uns ja ein besonderer Ort“, sagt Bürgermeisterin Sabina Müller, als sie die Autorin im Rathaus trifft. Lesungen gab es in der Vergangenheit aber auch schon an anderen Orten. Hubert Sallamon erinnert sich an eine Veranstaltung in der Remise im Freibad Dellwig: „Damals haben wir kräftig gefroren, aber alle Gäste sind bis zum Schluss geblieben.“
Top-Autoren bei „Mord am Hellweg“
Europas größtes internationales Krimifestival „Mord am Hellweg“ gibt es seit 2002. Es findet im Zwei-Jahres-Rhythmus statt. Zahlreiche Top-Autoren aus aller Welt waren schon zu Gast, viele Städte sind Veranstaltungsorte.
Auch in Fröndenberg waren schon prominente Autoren zu Gast - etwa Henning Mankell, Esther Schweins oder Dietmar Bär.
Sabina Müller freut sich, dass die Autorin sich so sehr für die Stadt begeistern kann. Mit vielen Eindrücken tritt Isabella Archan schließlich die Rückreise an: „Man kann sich über alles informieren, aber ich muss einen Ort erleben, ihn riechen. Und es geht auch um die Begegnungen mit den Menschen dort“, sagt die Wahl-Kölnerin. All das wird in die Kurzgeschichte einfließen. Sicher ist: Fröndenberg wird Isabella Archan noch einige Zeit beschäftigen. Und sie wird gerne wiederkommen.