Menden. Ältere Menschen stürzen leichter, oft sind Brüche die Folge. Das Krankenhaus Menden heilt diese Patienten ganzheitlich: als Alters-Traumazentrum.
Wenn ältere Menschen stürzen, kommt es rasch zu Brüchen: Oberschenkelhals, Oberarm und Schulter, Wirbel oder Becken sind dann am häufigsten betroffen. Dass gerade solche „Niedrigenergie-Traumata“ im Mendener St.-Vincenz-Krankenhaus ausgezeichnet behandelt werden, hat man dort jetzt schriftlich. Sichtlich stolz zeigen sich Chefarzt Dr. Markus Walz und die Leitende Oberärztin Dr. Ruth Ullrich darauf, für ihr Krankenhaus jetzt auch die Zertifizierung als Alters-Traumazentrum erreicht zu haben.
Experten der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie stellen Zertifikat aus
„Zwei Experten der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie haben uns hier sehr genau unter die Lupe genommen“, berichtet Dr. Walz. „Sie haben die Strukturen und Abläufe bei uns überprüft und sind zu der Überzeugung gelangt, dass hier sehr gute Arbeit geleistet wird.“ Das Erfolgsgeheimnis: Betagte Unfallpatienten werden in Menden von Chirurgen, Geriatern, Physio- und Ergotherapeuten, Logopäden, dem Sozialen und dem Pflegedienst gemeinsam behandelt. „Wir verfolgen gemeinsam das Ziel, die Menschen möglichst bald wieder in ihre gewohnte Umgebung zu entlassen, also zurück in ihre Selbstständigkeit zuhause“, beschreibt Dr. Walz. Er ist Facharzt für Chirurgie, Facharzt für Orthopädie und Unfallchirurgie, Spezielle Unfallchirurgie, Orthopädische Rheumatologie, Fußchirurgie und Notfallmedizin.
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Behandlung und Zuspruch: In Mendener Geriatrie ist das jetzt möglich
Die gemeinsame Behandlung findet auf der Station 1 des Krankenhauses statt, der Geriatrie mit ihren 40 Betten. Nach der Operation gehe es gerade bei hochbetagten Patientinnen und Patienten oftmals nicht nur um die körperliche Gesundung, betont der Chefarzt: „Die Menschen brauchen in der Regel auch mehr Zuspruch, und auch das können wir dank des Sozialdienstes und unserer Pflegekräfte hier leisten.“ Was die operative Seite anbelangt, so könnten hier auch komplizierte Brüche gut behandelt werden, etwa bei bereits einliegenden Prothesen. Nach solchen Sturzfolgen müsse auch eine gelockerte Prothese gewechselt werden.
Hauseigene Apotheke hilft gegen Beschwerden wegen Mehrfach-Medikation
Warum ältere Menschen häufiger stürzen
Warum stürzen Menschen höheren Alters überhaupt so leicht und zugleich so folgenschwer? Dr. Walz hat mehrere Antworten: „Neben Störungen des Gleichgewichts ist bei Hochaltrigen die Reaktion verlangsamt, auch beim Abfangen eines Stolperers. Koordination und Reflexe lassen einfach nach. Wir hatten eine Patientin, die gefallen ist, als sie sich den Pullover über den Kopf ziehen wollte. Auch dass man an Bett- oder Bordsteinkante hängenbleibt, weil man vielleicht nicht mehr so gut sieht, dass man unter der Dusche ausrutscht oder sich bei Arbeiten im häuslichen Bereich verletzt, kommt dann bei älteren Menschen deutlich häufiger vor als bei jungen.“
Ein weiterer großer Vorteil der ganzheitlichen Behandlung im Alters-Traumazentrum sei die Krankenhaus-Apotheke in der Schwesterklinik, dem Elisabeth-Krankenhaus in Iserlohn. Nicht wenige Seniorinnen und Senioren stürzten aufgrund von Gleichgewichtsstörungen, die auf ihre Mehrfach-Medikation zurückgehen. Dabei können Medikamente, die wegen ganz unterschiedlicher Beschwerden unabhängig voneinander verschrieben worden sind, ihre Wirkungen gegenseitig verstärken oder aufheben. Dass am St. Vincenz auch die hauseigene Apotheke einbezogen werde, schaffe dann sehr schnell den Überblick über alle gegebenen Präparate. Grundsätzlich könne eine ganzheitliche Betrachtung des Patienten mit anschließender Therapieempfehlung auch das Risiko eines erneuten Unfalls deutlich senken.
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Gerade in der Geriatrie geht es um wohnortnahe Versorgung
Chefarzt Dr. Walz sieht mit der Zertifizierung den Weg bestätigt, den die katholischen Krankenhäuser im heimischen Raum eingeschlagen haben – und den Standort gestärkt: „Es ist in einer alternden Gesellschaft nah am Menschen, wenn das Krankenhaus am Ort eine Geriatrie hat. Da geht es auch um wohnortnahe Versorgung. Und gerade hier ist es wichtig, dass der Umgang mit dem Patienten in kleineren Häusern meist doch persönlicher ist als in großen Klinikzentren.“