Menden. Hacker haben die Südwestfalen-IT damit auch das Mendener Rathaus und das Kreishaus angegriffen. Der kommunale EDV-Dienstleister ist fast offline.

Ein Hackerangriff hat offenbar die Südwestfalen-IT (SIT) und damit auch die Systeme der Stadt Menden sowie des Märkischen Kreises getroffen. Der Dienstleister SIT ist für die elektronische Datenverarbeitung aller südwestfälischen Kommunen und Kreise zuständig. „Aktuell kommt es aufgrund einer Cyber-Attacke im kompletten Netz der SIT zu Störungen. Wir haben alle ausgehenden Verbindungen geblockt. Wir arbeiten mit Hochdruck an dem Problem“, heißt es in einer Ansage der SIT-Zentrale in Siegen. Die Stadtverwaltung Menden hat ihren Stab für außergewöhnliche Ereignisse (SAE) aktiviert. Leiterin des Krisenstabes ist Ordnungsamtschefin Manuela Schmidt.

Feuerwehr und Rettungsdienst erreichbar – Rathaus bleibt geöffnet

Feuerwehr und Rettungsdienst sind uneingeschränkt erreichbar, bestätigt auf Nachfrage der Märkische Kreis – auch für seine Kreisleitstelle. Wer die Homepage der Stadt Menden oder des Märkischen Kreises aufrufen möchte, bekommt indes nur eine Fehlermeldung angezeigt. „Das Rathaus ist aber weiter geöffnet“, sagt Jennifer Boeke von der städtischen Pressestelle. Auch telefonisch seien Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreichbar. „Allerdings nicht per E-Mail“, sagt Boeke.

Rathaus-Telefon 02373/9030 funktioniert – E-Mails nicht mehr

Da die meisten IT-Systeme abgestellt sind, könnten auch keine Termine mit Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen werden. Alle Termine am Montag fielen bereits aus. „Wir versuchen alle Betroffenen zu kontaktieren“, sagt Boeke. Zudem hakt es nach dem Hackerangriff im Arbeitsablauf: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Bürgerbüro und an anderen Stellen können nicht wie gewohnt arbeiten, weil ihnen die Programme nicht zur Verfügung stehen“, bittet Manuela Schmidt um Verständnis. Das bedeute, dass auch Passangelegenheiten oder An-, Um- und Abmeldungen von Wohnungen derzeit nicht zu bearbeiten sind.

+++ Auch lesenswert: Diese Halloween-Partys in Menden und Umgebung lohnen sich +++

Bitte um Verständnis: Leistungen ohne PC nicht zu erbringen – Ratssitzung bedroht

Ob die Ratssitzung am 14. November stattfindet, hängt davon ab, ob die Stadtverwaltung zur Vorbereitung rechtzeitig die Unterlagen bearbeiten kann, an die sie derzeit nicht herankommt. Die Ausschusssitzungen bis zum Ende dieser Woche seien gesichert: „Diese Vorlagen sind herausgegangen“, erklärt Bürgermeister Roland Schröder.

Kein Online-Kontakt: Homeoffice für alle Beschäftigten aufgehoben

Krisenstab tagt

Der Hacker-Angriff hat im Rathaus am Montagnachmittag erneut den „Stab für außergewöhnliche Ereignisse“, kurz SAE, zusammentreten lassen. Zuletzt war der Krisenstab SAE beim Blindgänger-Alarm am Papenbusch einberufen worden.

Laut Stadtkämmerer Uwe Siemonsmeier sind die Gehälter für die städtischen Bediensteten bereits überwiesen worden. Angesichts des Monatsendes ist das nicht in allen Städten in Südwestfalen der Fall. Da Überweisungen aktuell nicht möglich sind, stecken einige Kommunen in der Klemme.

Schröder und der Beigeordnete Uwe Siemonsmeier hoben am Morgen nach einer ersten Beratung mit Organisationsabteilung das Homeoffice für alle Beschäftigten auf. „Ich kann bei allen Bürgerinnen und Bürgern nur um Verständnis bitten. Auch wir können nur hoffen, dass die Störung baldmöglichst behoben ist. So geht es derzeit allen Bürgermeistern im MK. Niemand weiß da mehr“, berichtet Schröder.

Im Zweifel alles mündlich klären – im Rathaus oder am Telefon

Rathausintern habe man immerhin Zugriff auf E-Mails und Dokumente. Neues komme aber wegen des Totalausfalls der Datenleitungen nach draußen nicht hinzu. „Da wird sich jetzt viel ansammeln.“ Bis zum Nachmittag hat sich herausgestellt, dass E-Mails an die Stadtverwaltung dem Absender zwar als gesendet angezeigt werden, im Stadt-Server aber nicht ankommen. Auch das bittet Schröder zu beachten: „Im Zweifel bitte die 02373/903-0 wählen – für eine mündliche Klärung.“

+++ Auch interessant: Wer macht sowas?! Unbekannte klauen Gullydeckel in Menden +++

Probleme von Sterbeurkunden bis zur Rechnungslegung – Gehälter sind bezahlt

Sollte die Störung länger dauern, könnte es ungeahnte Probleme geben. Da sind Sterbeurkunden zu bearbeiten, die keinen Aufschub dulden. „Und wir können als Stadt keine einzige Rechnung bezahlen“, berichtet Siemonsmeier. Alle Onlinedienste, die Ämtergänge überflüssig machen sollten, sind ausgefallen – auch der nagelneue Anregungs- und Ereignismelder AEM.

Cyberangriff auf Verwaltungen in Südwestfalen - mehr zum Thema:

Kreis bittet: Nicht aufs Straßenverkehrsamt oder ins Kreishaus kommen

Die MK-Verwaltung in Lüdenscheid und Iserlohn ist vom Hacker-Angriff ebenfalls betroffen. „Fest steht: Der Kreis und alle Nebenstellen bleiben am Dienstag, 31. Oktober, telefonisch erreichbar, nur per Mail nicht. Wir bitten dringende Anliegen telefonisch zu klären“, so MK-Sprecher Alexander Bange. Wie am Montag bleibt die Kreisverwaltung mit den Bürgerbüros in Iserlohn und Lüdenscheid sowie allen Nebenstellen für das Publikum auch Dienstag geschlossen. Kunden mit Terminen sollen nicht zu den Zulassungsstellen und in anderen Angelegenheiten auch das Kreishaus nicht aufsuchen.

Menden und der Kreis haben vergleichsweise noch Glück. Die Stadtverwaltung Olpe ist „bis auf Weiteres nicht erreichbar – weder telefonisch noch per E-Mail“. Dort erfolgt auch die Telefonie über SIT.

Wann Stadt- und Kreisverwaltung wieder wie gewohnt erreichbar sind, ist derzeit noch unklar – die WP berichtet. Sowohl die Stadt Menden als auch der Kreis informieren zudem über Social Media über den aktuellen Stand.

Die Homepage der Stadt Menden ist derzeit nicht erreichbar. Schuld ist ein Hackerangriff auf den IT-Dienstleister Südwestfalen IT am Montag.
Die Homepage der Stadt Menden ist derzeit nicht erreichbar. Schuld ist ein Hackerangriff auf den IT-Dienstleister Südwestfalen IT am Montag. © WP | Jennifer Wirth