Oberrödinghausen. Für den Lichterabend am Oberrödinghauser Hammer wurde die alte Technik des Industriedenkmals wieder fit gemacht.

Stimmungsvolle Farben und gewaltige Schläge: am Freitag war Lichterabend am Oberrödinghauser Hammer. Und es klappte besser als im letzten Jahr.

Museumsleiterin Jutta Törnig-Struck erinnerte sich gerne an den „erhabenen Moment“ im vergangenen Jahr, als in Zusammenarbeit von Stadt und Kalkwerk als Besitzer des Geländes der erste Lichterabend am Oberrödinghauser Hammer stattfand. Und als sich dann nach langer Zeit mal wieder der 300 Kilo schwere Aufwurfhammer in Bewegung setzte. Es war eine kurze Demonstration nur, denn nach drei Minuten war wieder Schluss – unfreiwillig. Ein stimmungsvoller Abend in einem beeindruckenden Industriedenkmal wurde es dann trotzdem in 2022.

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Das Ziel für dieses Jahr war aber auch klar. Markus Kordes, Betriebsratschef im Kalkwerk, formulierte es zum Auftakt am Freitagabend augenzwinkernd mit Blick auf den Aufwurfhammer: „Drei Minuten und zehn Sekunden soll er laufen.“

Passend von außen illuminiert war das Gebäude zum Lichterabend.
Passend von außen illuminiert war das Gebäude zum Lichterabend. © WP | Alexander Lück

Es wurde dann aber, wie gewünscht und erhofft, doch deutlich länger. Kordes und andere hatten in letzter Zeit viel Zeit und Engagement aufgewendet, damit der Aufwurfhammer wieder störungsfrei läuft, angetrieben durch die Mühle und das Wasser des Teiches neben dem Oberrödinghauser Hammer. Und in näherer Umgebung war es auch tatsächlich nicht zu überhören, dass der Hammer funktioniert. Ohrenbetäubende Schläge waren das, die man auch im ganzen Körper nachfühlte. Dabei ist der Aufwurfhammer, wenn er auf das Eisen niedersaust, nur für die erste ganz grobe Bearbeitung zuständig, so dass man später überhaupt an eine weitere Formgebung denken kann, das erklärten Markus Kordes und Christian Janßen den Besuchern.

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Schmied gerät ins Schwitzen: Zig Vorführungen für Besucher

Janßen ist auch Schmied im Gut Rödinghausen. Dass die Technik in diesem Jahr beim Lichterabend einwandfrei funktionierte, trieb ihm im positiven Sinne die Schweißperlen auf die Stirn. Und ebenso die gute Besucherresonanz, weil den ganzen Abend über immer wieder Interessierte den Weg in das Industriedenkmal fanden.

So machte Janßen mit dem heißen Eisen eine Vorführung nach der nächsten, eine Stunde vor offiziellem Schluss der Veranstaltung schon die achte. „Ich sehne mich gerade nach einer Pause“, gestand er deshalb lachend mit Blick auf die viele Interessierten. Janßen führte nicht nur den mächtigen Aufwurfhammer vor, sondern auch verschiedene Schmiedetechniken wie das Strecken oder Kehlen des Metalls. Draußen war die Gebäudefassade in ein stimmungsvolles lila-blau gehüllt, durch den Eingang sah man das Schmiedefeuer lodern. Das lockte Technikinteressierte, den Kreisheimatpfleger Rolf Klostermann und Menschen an, die sich aus eigener Anschauung oder Erzählung noch an die Zeit erinnern können, wo hier schwer körperlich gearbeitet wurde.

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Den Hammer als Teil der „Rödinghauser Eisenfabrique“ gründete die Adelsfamilie Dückers vor mehr als 250 Jahren, vor bald genau einem Jahrhundert übernahmen in die Rheinisch-Westfälischen Kalkwerke. 1955 dann wurde er stillgelegt. Lhoist erhält dieses Industriedenkmal auch weiterhin, in Kooperation mit der Stadt Menden und dem Museum Gut Rödinghausen wird der Hammer zu Anlässen wie nun dem Lichterabend mit Leben gefüllt.

Filmaufnahmen entstanden zu Demonstrationszwecken

Und am Freitag entstanden auch Filmaufnahmen, um die beeindruckende Technik zeigen zu können, wenn das Gebäude verschlossen ist. Jutta Törnig-Struck erinnerte an die unternehmerischen Visionen, an den Pioniergeist der Gründerfamilie Dückers. “Das hier war mal ein Blick in die Zukunft. Heute lernen wir hier aus der Vergangenheit, um auch in die Zukunft zu schauen.“