Lendringsen. Sie ist ein Stück Mendener Industriegeschichte. Eine „Bessemer Birne“ soll zurück nach Lendringsen gebracht werden.
Als im Juli bekannt wurde, dass die „Bessemer Birne“ nach Lendringsen zurückkehren soll, da sorgte das bei vielen Menschen in Menden für Begeisterung. Schließlich wurde der 3,55 Meter hohe und 18 Tonnen schwere Konverter früher im Eisenwerk Rödinghausen eingesetzt. Das Werk ist längst Geschichte, doch das Industriedenkmal soll diese Geschichte wieder ein Stück lebendig werden lassen.
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Der Ausschuss für Kultur und Tourismus befasste sich jetzt mit dem Thema und fällte auch eine Entscheidung zum Standort. Am Schnittpunkt Hönne-Radweg/Straße Zum Eisenwerk soll das Denkmal aufgestellt werden, so der einstimmige Beschluss. Dort steht das imposante Denkmal der Industriekultur dann nicht nur in unmittelbarer Nähe ihres ehemaligen jahrzehntelangen Einsatzortes im Eisenwerk Rödinghausen, sondern wird auch ein Höhepunkt auf dem zu entwickelnden „Radweg der Industriekultur“. Dieser Radweg soll in Fröndenberg beginnen, dort vom Ruhrtal-Radweg abzweigen und entlang der Hönne durch Menden und Lendringsen zunächst bis Oberrödinghausen und dann im Falle einer Realisierung des Radwegs durch das Hönnetal weiter bis nach Balve verlaufen.
Stele auch mit digitalen Informationen
Nun kann der Koloss natürlich nicht einfach in die Natur gestellt werden. Es braucht einen etwa 80 bis 90 Meter großen Unterbau als Fundament. Eine Info-Stele soll auch in digitaler Form auf die Bedeutung des Industriedenkmals hinweisen. Im Eisenwerk Rödinghausen wurden von 1915/16 bis in die 1960er-Jahre gleich drei sogenannte „Bessemer Birnen“ betrieben. Sie dienten der Umwandlung von Roheisen zu Stahl. Nach der Schließung des Eisenwerks Rödinghausen wurden sie im Jahr 1999 vom Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) übernommen. Seitdem lagern sie auf dem Gelände des LWL-Industriemuseums Henrichshütte in Hattingen. Nach Einschätzung des LWL haben diese Konverter echten Seltenheitswert, da es möglicherweise die einzigen noch in Deutschland erhaltenen Exemplare sind.
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Finanziert werden soll die gesamte Rückholaktion, die im Mai oder Juni 2024 stattfinden könnte, mit Sponsorengeldern. Laut dem Kulturbüro haben namhafte Unternehmen aus Menden und Iserlohn ihre Unterstützung bereits zugesagt. Dass es trotzdem noch eine Weile dauern wird, bis die „Bessemer Birne“ wieder nach Lendringsen gebracht wird, hängt auch damit zusammen, dass der Koloss in Hattingen erst aus einer Halle ins Freie geholt und dort grundgereinigt werden muss. Eine Öffnung muss noch verschlossen werden, um Gefahren zu minimieren.
Zaun-Frage ist noch ungeklärt
Ausschussmitglied Ulrich Burgard (CDU) wollte wissen, ob ein Schutz gegen Vandalismus geplant ist. Der im Februar scheidende Kulturbüroleiter Andreas Nolte wollte sich noch nicht festlegen, ob ein Zaun errichtet wird. „Wir wollen das so offen wie möglich gestalten“, sagt er und verwies auf Industriedenkmäler am Phoenixsee in Dortmund oder im Himmelmannpark in Fröndenberg. Im Umfeld des Denkmals in Lendringsen sollen auch Ruhebänke aufgestellt werden. Zudem soll die „Bessemer Birne“ möglicherweise beleuchtet werden.