Menden. Sie erleben, was keiner erleben will: Mendener Notfallseelsorger helfen Menschen in Ausnahmesituationen. Jetzt sind sie Teil der Feuerwehr.

Die Mendener Notfallseelsorge ist 19 Jahre nach ihrer Gründung jetzt offiziell eine Untergruppe der Feuerwehr Menden. Unter großem Applaus wurden die rund 20 ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nun im Ratssaal unter das Dach der Freiwilligen Feuerwehr aufgenommen. Mit dem neuen Status sind die Notfallbegleiter rechtlich besser abgesichert. Allerdings untersteht die bisher freie Gemeinschaft damit auch der Feuerwehrleitung. Christian Bongard als Chef der Feuerwehr Menden hieß die neuen Mitglieder an Bord willkommen – und versicherte vor dem Ausschuss für Sicherheit, Ordnung und das Feuerwehrwesen (ÖSOF) sogleich, dass sie sich organisieren können wie bisher.

Längst ein fester Platz in den Einsatzabläufen von Feuerwehr und Polizei

Die Notfallseelsorge kümmert sich in Menden um Menschen in absoluten Ausnahmesituationen: um Betroffene und Angehörige an Unfallstellen und Brandorten, um die schockierte Witwe, deren Mann in der Wohnung gerade am Herzinfarkt verstorben ist. Oder um Angehörige, die nicht wissen, wie sie ihren Lieben eine Todesnachricht übermitteln sollen. Wenn Einsatzkräfte vor Ort den Eindruck gewinnen, dass die Notfallbegleiter gebraucht werden, dann sind sie kurz darauf da. So auch am Donnerstag nach dem schweren Arbeitsunfall auf der Baustelle an der Bittfahrt.

Die Mendener Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger haben damit längst auch ihren festen Platz im Einsatz-Ablauf von Feuerwehr und Polizei. Sie stehen zuverlässig auf Abruf bereit, und das 24 Stunden an sieben Tagen pro Woche. Und jetzt zählen sie, bisher ein loser Verbund hilfsbereiter Menschen, ganz offiziell zur Feuerwehr.

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Neue Feuerwehrleute blieben ohne Atemschutz-Ausbildung

Sie dort anzubinden, war im bürokratischen Deutschland gar nicht so einfach. Denn Feuerwehrmann oder Feuerwehrfrau zu werden, das geht normalerweise nicht ohne Prüfungen im Leiterklettern oder im Umgang mit dem Atemschutz. Da in der Seelsorge ganz andere Kenntnisse gefordert sind, wurde für die „Neuen“ bei der Feuerwehr schließlich eine Sonderlösung gefunden.

Mitgefühl, innere Ruhe und Belastbarkeit sind Voraussetzung für die Arbeit

Was aber müssen Notfallseelsorger mitbringen? Müssen sie Geistliche sein oder doch zumindest Laien mit unerschütterlich christlichem Weltbild? „Nein, müssen sie nicht“, sagt Gründungs- und Vorstandsmitglied Peter Schaminet. Nicht einmal Christ müsse man sein, sehr wohl aber sollte man über ein gefestigtes Weltbild verfügen. Mitgefühl darf kein Fremdwort sein, innere Ruhe und Belastbarkeit seien wichtige Eigenschaften. „Und Verständnis für jedes Verhalten, das Menschen in Ausnahmesituationen an den Tag legen“, ergänzt Schaminets Kollegin Dunja Fricke. Auch sollte die Offenheit und Bereitschaft da sein, ungeachtet eigener Prioritäten auch mit gläubigen Betroffenen zu beten.

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Aktive Gruppe zählt zehn Helferinnen und Helfer – Kooperation im Nordkreis

Die Gruppe, die etwa zehn aktive Helferinnen und Helfer zählt, sucht auch immer Verstärkung. Wer mitarbeiten will, bekommt die Möglichkeit, sich ein Dreivierteljahr lang vorbereiten zu können. Das passiert in Kursen des Evangelischen Kirchenkreises Iserlohn, für die man alle 14 Tage drei Stunden Freizeit opfern muss. Wer helfen will, melde sich per E-Mail unter dunjafricke@web.de.

Inzwischen arbeiten die Mendener auch städteübergreifend mit Kolleginnen und Kollegen in Iserlohn und Hemer zusammen. Die Zahl der Einsätze pro Jahr variierte seit 2016 zwischen 13 und 24 Notrufen. Zu einigen der Einsatzstellen mussten auch mehrere Notfallbegleiter kommen.