Menden. Missglückte Showeinlage auf der B7 in Menden-Schwitten: Ein junger Kradfahrer muss im Rettungshubschrauber weggeflogen werden.
Zu einem schweren Motorradunfall ist es am Dienstagmorgen gegen 6 Uhr in Menden auf der Bundesstraße 7 gekommen: Ein junger Fahrer (20) aus Wickede ist laut Polizei auf dem Abschnitt Schwitterknapp zwischen den Einmündungen Zedernweg und Friedrichstraße verunglückt. Nach ersten Erkenntnissen war es offenbar ein Alleinunfall. Der Kradfahrer wurde lebensgefährlich verletzt und musste mit dem Rettungshubschrauber in die Unfallklinik Dortmund-Nord geflogen werden.
Zeugen müssen Unfall nach missglücktem „Wheelie“-Manöver mitansehen
Was ist ein „Wheelie“?
„Wheelie“ kommt vom englischen Wort für Rad (wheel) und meint beim Motorrad das Fahren nur auf dem Hinterreifen. Wheelies werden gerne gefahren, um Aufmerksamkeit zu erregen. Allerdings kann es etwa bei Geländefahrten mit dem Zweirad erforderlich sein, das Vorderrad über Hindernisse hinwegzuheben. Motorrad-Akrobaten gelingt es, auch längere Strecken nur auf dem Hinterrad zurückzulegen.
Nach Zeugenangaben war der junge Mann auf seiner Suzuki viel zu schnell unterwegs gewesen und hatte noch einen sogenannten „Wheelie“ versucht – eine Stunt-Einlage, bei dem man nur auf dem Hinterrad fährt, während das Vorderrad in der Luft schwebt. Die Unfallzeugen, denen er damit offenbar imponieren wollte, mussten mitansehen, wie der Stunt missglückte: Das Motorrad kam von der Fahrbahn ab und krachte in das Buswartehäuschen an der Haltestelle „Sellhausen“. Hätten dort wartende Fahrgäste gestanden, dann wäre der Unfall womöglich noch schlimmer ausgegangen.
Fahrer mit Rettungshubschrauber in Unfallklinik – Motorrad beschlagnahmt
Als der Rettungshubschrauber mit dem schwerstverletzten Fahrer in Richtung der Unfallklinik Dortmund-Nord abflog, begann die Polizei den abgesperrten Unfallort auf Spuren hin zu untersuchen. Auf der Fahrbahn und im Straßengrün lagen Trümmerteile und persönliche Gegenstände verstreut. Das beim Aufprall völlig zerstörte Motorrad lag noch vor der Haltestelle. Das Krad ist jetzt beschlagnahmt.
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Bundesstraße 7 in Schwitten am Morgen dreieinhalb Stunden lang voll gesperrt
Verständigt wurde auch das Unfallaufnahmeteam aus dem Hochsauerlandkreis. Die Bundesstraße war wegen dieser Arbeiten bis etwa 9.30 Uhr in beide Richtungen noch voll gesperrt. Insgesamt dreieinhalb Stunden dauerte es, bis die Strecke wieder komplett freigegeben werden konnte.
Neues Unfallaufnahmeteam aus dem Hochsauerlandkreis ermittelt vor Ort
Seit 2021 setzt die NRW-Polizei bei der Aufnahme von schwersten Unfällen die sogenannten Verkehrsunfallaufnahmeteams, kurz VU-Teams, mit spezieller Technik ein. Seit September 2022 gibt es solch ein Team auch im benachbarten Hochsauerlandkreis. Anfangs kamen die Unfallermittler noch aus Dortmund nach Menden – etwa nach dem tödlichen Verkehrsunfall am Westwall, wo vor einem Jahr eine Fußgängerin mit Rollator vom Fahrer eines Lieferwagens übersehen und beim Aufprall so schwer verletzt wurde, dass sie wenig später im Krankenhaus verstarb.
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VU-Teams sollen nach schwersten Unfällen auch digitale Spuren sichern
VU-Teams sollen vor allem der Digitalisierung bei der Spurensuche Rechnung tragen. Statt wie früher nur die Bremsspuren und andere analoge Spuren auszumessen, können Ermittler heute die Assistenzsysteme in Autos auslesen wie die Black Boxen in Flugzeugen. Zudem werden 3D-Scanner und Drohnen eingesetzt, und all das macht Spezialisten bei der Polizei unerlässlich. „Was an einem Tatort die Spurensicherung ist, das wird an einem Unfallort künftig das VU-Team sein“, verkündete Landes-Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Einführung.
Landesweit einheitliche Standards bei Aufklärung von Unfallhergängen
Mit den VU-Teams zogen landesweit einheitliche Standards ein. Die Ermittler kommen vor allem bei Verkehrsunfällen mit Schwerstverletzten und Getöteten und bei Unfällen mit Verletzten nach illegalen Rennen zum Einsatz. Schlimmstenfalls geht es darum, wer für einen Unfall mit Todesfolge zur Rechenschaft gezogen wird. Die professionelle Unfallaufnahme soll letztlich Opfern und Angehörigen zu ihrem Recht verhelfen.